31. Teil

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"Können wir reden, wenn Sie Zeit hätten?", wurde mir von einem unbekannten älteren Mann gefragt.
Wer er war? Er stand auf und lächelte mich an.
"Ich bin übrigens Hamit Aksoy, Buraks Opa.", stellte er sich vor und gab mir die Hand.
Was?! Buraks Opa?
"Klar, äh ... Herr Aksoy ...", stammelte ich.
Mit unsicheren Schritten näherte ich mich meinem Stuhl. Was will Buraks Opa von mir? Ich fürchtete mich vor irgendwelchen blöden Fragen ...
"Was wollen Sie mit mir bereden?", fragte ich und setzte ein gequältes Lächeln auf.
"Ich komme gleich ins Wesentliche. Burak ist mir sehr wichtig. Er ist mein erster Enkelkind und ein strebsamer und vertrauensvoller Mensch. Mir wurde erzählt, dass ihr euch schon seit längerem kennt. Wo habt ihr euch kennengelernt?", sagte er dann.
Ich schluckte kurz und schloss meine Augen.
"In einer Gala haben wir uns kennengelernt ...", log ich.
"Ach wirklich? In welcher denn?"
Ja, in einer, die nicht ein mal stattgefunden hat!
"Es ist sehr lange her. Ich kann mich nicht mehr so gut daran erinnern ...", versuchte ich zu erklären.
Herr Aksoy zog rasch seine Braue hoch.
"Burak hat uns nie von dir erzählt. Das ist ungewöhnlich für Burak. Er verheimlicht sonst nichts vor uns."
"Das ist keine Verheimlichung. Wir - wir hatten nur lange Zeit kein Kontakt miteinander. Als ich dann mein Studium beendet hatte, hat mir Burak vorgeschlagen hier her zu kommen.", sagte ich.
So einverstanden sah er nicht aus. Glaubte er mir nicht?
"Burak hat vor Kurzem ein Auto gekauft. Ich habe es durch Zufall mitbekommen. Und heute sehe ich Sie damit. Woher kommt diese Aufrichtigkeit?", fragte Herr Aksoy mürrisch.
Ich erstarrte. War doch von Anfang klar, dass die Lüge keiner abkaufen wird! In Kürze - sehr Kürze - wird die Lüge aufgedeckt! Und das auf unschöner Art und Weiße ...
Wieder setzte ich ein falsches Lächeln auf.
"Mein Auto ist kaputt gegangen. Da hat mir Burak netterweise geholfen. Er ist, äh, wirklich ein fürsorglicher Mensch.", sagte ich.
"Ah, so also ...", meinte er und musterte mich von oben bis unten.
Es soll bitte irgendetwas geschehen! Ein Anruf! Eine hereinplatzende Person, irgendetwas, soll mich retten!
"Dereci ... Dieser Nachname kommt mir nicht bekannt vor.", grübelte er laut nach.
Allahım lütfen bi mucize olsun! (Oh Gott, es soll bitte ein Wunder geschehen!)
"Ich stelle Ihnen nur eine Frage, die Sie ehrlich beantworten sollen."
"Was wollen Sie fragen?"
"Frau Dereci, läuft etwas zwischen Ihnen und Burak?", fragte er endgültig.
"Zwischen Burak und mir?", wiederholte ich.
"Ganz genau ..."
Ich hasse dich Burak, dass du in meinem Leben aufgetreten bist! Und alles geändert hast ...
"Wir sind nur Freunde Herr Aksoy. Nur gute Freunde.", sagte ich.
Ich hasse dich Burak!
"Gut. Ich mag ehrliche Menschen.", meinte er und lächelte.
Das ist alles Lüge Herr Aksoy!
Ich lächelte ebenfalls.
"Tut mir leid für die Störung. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!", sagte er und stand auf.
"Keine Ursache."
Ich begleitete Herr Aksoy bis zur Türe und verabschiedete mich.
Ich mich wieder hin und grub mein Gesicht in meine Hände.
Ich atmete tief ein. Wie lange wird die Lüge noch durchhalten?
Tränen drangen zu kommen.
Nicht jetzt Kader!
Ich atmete tief ein und unterdrückte einen Schluchzer. Das atmen wurde mir immer schwerer. Ich stand auf und schluckte wieder einen Schluchzer runter. Schnell griff ich nach meinem Handy und und wählte Batuhans Nummer. Ich bräuchte ihn jetzt!
Ungeduldig wartete ich, bis er mein Anruf entgegen nahm.
Es klingelte und klingelte, doch er ging nicht ran!
War er in einer Besprechung? Endgültig legte ich auf. Er ist bestimmt beschäftigt ...
Ich musste raus. Mit meinem Auftrag war ich auf fertig. Ich glaube Herr Özden erlaubt mir eine kleine Pause zu machen. Mit Trenchcoat und Handy verließ ich mein Büro.
Ich lief den Gang zu Herr Özdens Zimmer runter und klopfte an seiner Türe.
"Herein!", rief er und ich betrat sein Büro.
Er schrieb etwas auf und sah beschäftigt aus.
"Haben Sie kurz Zeit?", fragte ich.
"Jaa, einen Moment bitte!", murmelte er vor sich hin und tippte etwas auf der Tastatur herum.
Ich nickte und wartete, dass er seine Arbeit beendete. Dann wandte er sich zu mir.
"Ähm, Herr Özden ... Kann ich kurz eine Pause machen? Ich habe meine Arbeit bereits erledigt.", fragte ich nett.
"Ja, können Sie. Seien Sie aber bitte nicht lange weg.", meinte er.
"Verstanden", sicherte ich und verließ wieder sein Büro.
Während ich zum Aufzug lief prüfte ich mein Handy nach Anrufen nach. Batu hatte immer noch nicht angerufen.

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt