68. Teil

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Heute war es Montag.
Die Arbeit fing wieder an. Mir war es überhaupt nicht danach, doch ich musste gehen. In letzter Zeit konnte ich nicht gut schlafen. Tiefe Augenringe hatten sich dadurch auf meinem Gesicht gebildet, die ich mit einer dicken Schicht Concealer versuchte abzudecken.
Als ich in den Spiegel schaute, bemerkte ich, dass ich mich so verändert hatte. Ich sah einfach nur müde und gereizt aus. Seitdem ich hier war, kannte ich auch nichts Anderes, außer Probleme und Stress!
Wo war ich bloß gelandet? War ich hier her gekommen, um mich an meine Grenzen zu bringen? Nein, ich war zum Arbeiten gekommen ...

Tief atmete ich durch und schloss die Augen zu. Ich war so verwirrt! Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte und was nicht. Wer das Richtige sprach und wer nicht. Seit Tagen fraßen mich diese Gedanken auf.
Ich stand auf und machte mich bereit zum Gehen. Wenn ich hier länger sitze, werde ich noch den Verstand verlieren! Also Kader, stehe auf und gehe zur Arbeit! Ich hoffe, dass ich heute keinen aus der Aksoy Familie begegne. Seit Tagen wich ich ihnen aus.
Ich ging runter zur Garage und stieg in mein Auto ein. Mein liebes Auto. Du hast mir sehr gefehlt.
Ohne länger Zeit zu verlieren, fuhr ich los.

Ich hatte das Fahren vermisst. Endlich ging ich selber zur Arbeit, anstatt von Buraks Chauffeur gefahren zu werden. Oder seinem Spion.
Ich glaube heute verspäte ich mich bisschen. Großstadt gedeutet Verkehr. Heute waren die Wege voll. Naja, dann kann ich mehr Zeit mit meinem Auto verbringen. Burak hatte eine richtige Wahl getroffen mir das Auto zu kaufen. Heute will ich gar nicht an ihn denken!Oder ihn sehen! Am besten nie ...
Doch ich wusste, dass ich ihm irgendwann begegnen werde.

Nach einer halben Stunde kam ich endlich bei der Arbeit an. Bei der Eingangshalle war eine Unruhe zu hören. So war es noch nie. Hier ist es doch immer ruhig ...
Oben kam mir gleich Herr Özden entgegen und teilte mir mit, dass wir heute eine wichtige Besprechung haben. Er drückte mir ein paar Ordner in die Hand und ging dann wieder. Heute sah er gestresst aus. War etwas Schlimmes passiert?
Als ich mich umdrehte, lief ich plötzlich jemandem entgegen. Die ganzen Ordner fielen aus meiner Hand.
„Oh nein, das tut mir leid!", entschuldigte sich Herr Kozan hektisch.
Ihn hatte ich lange nicht mehr gesehen. Mein gut aussehender Kollege.
Er half mir die Ordner aufzuheben. Ich bedankte mich und sammelte die Blätter ein, die rausgefallen waren.
„Was ist hier los?", fragte ich verwirrt.
„Sie sind ja erst jetzt gekommen und wissen es nicht ... Jemand hat sich ins System eingehackt, die PCs sind infiziert. Unsere ganzen Projekte sind in Gefahr. Das Virus hat mit großer Wahrscheinlichkeit jemand aus dem Unternehmen verbreitet.", erzählte er auf einmal.
„Was?", brachte ich nur schockiert raus.
Jemand aus dem Unternehmen?
„Wir konnten es auch nicht glauben. Ist aber leider wahr.", sagte Herr Kozan zuletzt und ging.

Im nächsten Moment stürmten Angestellte eines Computer Sicherheit Unternehmens in den Gang ein und teilten sich in den Räumen auf.
Entsetzt betrat ich mein Büro und legte die Ordner auf dem Tisch ab.
Dabei fiel mir etwas auf. Wieso war der Stiftbehälter heute auf der linken Ecke?   Kurz erstarrte ich.
Wieso machst du dir jetzt Sorgen? Wie gewohnt wurden gestern die Tische geputzt. Das ist jetzt nicht unser Problem!
Wer aus dem Unternehmen hat ein Virus verbreitet? Wer wollte Aksoy Holding schaden?
Könnte das ... Handes Exfreund gemacht haben? Eren?
Aber er ist keiner aus dem Holding. Es könnte nicht er gewesen sein ...
Das Unternehmen ist groß und hat bestimmt viele Konkurrenten. Da kommen viele in Frage.
„Ich muss Sie bitten Ihr Büro zu verlassen.", riss mich ein Mann von meinen Gedanken weg.
Ich nahm die Ordner und ging wieder.
Wo sollte ich hin?

„Durchsucht alle Räume! Ich will am Ende der Woche die Ergebnisse hören.", ertönte eine Stimme im Gang.
Sofort erkannte ich wem sie gehörte.
Burak.
Unsere Blicke trafen sich, als er stehen blieb und den Männern neben ihm etwas erklärte. Nach Tagen sahen wir uns. Er sah bleich und müde aus. Eher krank. Doch das war kein Hindernis zum Arbeiten. Sogar mit 40 Grad Fieber würde er arbeiten.
„Frau Kader, kommen Sie zur Besprechung?", trat Herr Kozan neben mir auf.
„Äh, ja.", sagte ich und folgte ihm.
„Geben Sie mir die Ordner. Sie waren schwer.", meinte er und nahm mir die Last auf meinen Armen ab.
„Vielen Dank, ich-"
„Schon in Ordnung.", redete er vor sich hin und warf kurz ein Blick auf die Blätter.
Zusammen gingen wir an Burak vorbei. Erneut trafen sich unsere Blicke. Danach schaute er zu Herr Kozan. Schnell ging ich vorbei. Ich wusste, dass ich Burak irgendwie begegnen würde ...
Herr Kozan und ich stiegen in den Aufzug ein und fuhren zum 20. Stockwerk. Dort gingen wir in einen Konferenzraum, worin sich meine Kollegen versammelt hatten.
Ich nahm Platz neben Mira. Ihr Büro ist gleich neben mir. Kurz grüßten wir uns. Sie ließ ein Formular durch und unterstrich mit einem Marker ein paar Stellen.
„Also Leute, wir können anfangen. Es gab Änderungen und Herr Özden hat mir das Projekt überlassen.", fing Herr Kozan mit der Besprechung an.
„Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche bitte. Um das Virus kümmern sich Experten ... Frau Mira beginnen Sie bitte.", begann Herr Kozan zu reden.

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt