105. Teil

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Genießt eure Zeit zusammen
Innerlich wiederholte ich die Worte.
Wer hatte die Botschaft hinterlassen? War das im guten Sinne gemeint? Oder war das eine Warnung? Verwirrt setzte ich mich an mein Schreibtisch.
War es etwa - Nein.
Ich wollte nicht daran glauben. Aber es könnte wirklich er sein! Einmal war er in mein Büro eingedrungen, das zweite mal könnte er es auch machen.
Eren!
Was hatte der Wahnsinnige dieses Mal im Kopf? Womit wollte er uns Angst machen? Wenn er etwas vor hat, dann soll er es endlich tun! Ich habe keine Nerven mehr still zu warten. Wenn etwas passieren soll, dann soll es endlich passieren!
Ich stand wieder auf und öffnete das Fenster. Kurz schloss ich die Augen und zog tief die Luft ein.
Meine Augen fühlten sich so schwer an. Tränen sammelten sich an. Nicht jetzt Kader!
Tränen würden jetzt auch nichts bringen! Was soll ich tun? Muss ich Eren Psychopath persönlich treffen und mit ihm ein paar Worte tauschen? Nein, das würde auch nichts bringen! Er ist einfach krank im Kopf. Worte würden nichts bei ihn bewirken!
Was muss ich machen? Ich fühlte mich hilflos. Ich war verwirrt und wütend!

Nachdem ich bisschen Luft geschnappt hatte, setzte mich an mein Schreibtisch. Ich versuchte mich zusammenzureißen und auf meine Arbeit zu konzentrieren.
Ich lud den Rechner hoch und begann mit der Arbeit.
Etwas später bekam ich einen Anruf. Burak rief mich an.
„Ja Burak?", ging ich ran.
„Ich brauche alle Unterlagen, die ihr zu dem Projekt mit Eren erarbeitet habt. Kannst du mir sie kurz vorbeibringen?", fragte er.
„Ja, kann ich. Gleich bin ich bei dir.", gab ich Bescheid und legte auf. Buraks Stimme hörte sich angespannt an. War etwas passiert?
Ich stand auf und ging verwirrt mit den Ordnern hoch zu Burak.
An der Türe klopfte ich und betrat danach den Raum. Als ich reintrat, erstarrte ich. Wie verwurzelt blieb ich stehen. Sah ich richtig?
Unmittelbar fing ich an zu lächeln.
Ilkay und Burak arbeiteten zusammen? Sie standen nebeneinander, ohne sich zu streiten? Was war plötzlich passiert?

„Burak? Ilkay? Was passiert hier?", löste ich mich aus der Starre und ging auf die beiden zu. Die Ordner ließ ich auf dem Tisch ab und blickte sie verwundert an.
Sie waren dabei ein Formular anzuschauen.
„Ihr habt euch vertragen?", fragte ich.
„Könnte man sagen.", beantwortete Burak meine Frage.
„Seit wann? Ihr wisst nicht, wie sehr ich mich gerade gefreut habe!", sagte ich. Endlich war es passiert! Sie hatten sich vertragen! Eine Last war mir vom Herzen gefallen. Ich hatte so viele Wege überlegt, wie sich die beiden vertragen könnten. Und irgendwie hatten sie es geschafft. Ich war überrascht und stolz auf sie. Ich hätte gedacht, dass sie sich nie wieder mehr verzeihen würden.
„Seit Kurzem.", erklärte Ilkay. 
Sie schienen immer noch distanziert zueinander zu sein, doch sie respektierten sich und das war das wichtigste.
„Können wir das später besprechen?", wandte sich Burak zu seinem Cousin.
„Ja, ich muss gleich ein Anruf machen. Ich komme später nochmal vorbei.", sagte Ilkay und machte sich fort.

Erstaunt schaute ich Burak an.
„Burak!", erwähnte ich erfreut seinen Namen und ging zu ihm.
„Nasıl oldu bu iş? Çok sevindim! (Wie ist das passiert? Es hat mich so sehr gefreut!)", wollte ich wissen und legte meine Hand auf seine Schulter.
Burak schaute mich jedoch gar nicht an. Er war gedanklich irgendwo anders. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Was war los?
Er nahm die Ordner zu Hand und legte den Stapel zur Seite. Danach lehnte er sich nach hinten und atmete tief die Luft ein.
„Kafam çok karışık. (Mein Kopf ist so durcheinander.)", kam er zu Wort und schloss die Augen.
„Ne oldu? (Was ist passiert?)", überkamen mir Sorgen.
„Bir türlü sizin projeyi kurtarmam lazım. (Ich muss irgendwie euer Projekt retten.)"
Jetzt verstand ich seine Abwesenheit. Das war natürlich ein großes Problem. Ein Projekt wurde abgesagt. Ein wichtiges.
Burak hatte es versaut und fühlte sich verantwortlich für eine Lösung. Es war natürlich nicht leicht. Das Projekt war fast fertig, es fehlten nur noch einige Unterschriften. Und jetzt wurde es komplett abgesagt. Unsere Mühen sollten nicht umsonst gehen. Levent, Amina, Daniel und ich hatten viel Kraft und Ideen in die Arbeit investiert.

Das VersprechenOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz