54. Teil

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Ich prallte leicht gegen seine starke Brust und spürte seine Wärme dicht an mir. Ich erstarrte und blickte langsam zu seinen Augen hoch, die mich fest anstarrten ...

Wir waren uns mal wieder nah. Zu nah. Ich konnte jedes kleinste Sprenkel in Buraks Augen sehen. Jedes kleinste Detail ...
"Wieso können wir nie ernst zusammen reden?", unterbrach ich die Stille zwischen uns.
Jedes mal endete es mit einem Streit.
"Weiß ich nicht."
Er löste sich aus der Starre und sein Griff an meinem Arm ließ nach.
Schnell entfernte ich mich von ihm und ließ mich auf dem Stuhl vor dem Bürotisch nieder. Kurz schloss ich die Augen zu und atmete tief ein. Vergiss, was gerade geschah!
Burak machte die Türe zu und nahm gegenüber mir Platz.

"Also, um was geht es?"
"Ich brauche deine Hilfe."
"Wobei?"
"Es geht um das Hotel in Italien. Wir werden zum nächsten Meeting eingeladen.", sagte Burak plötzlich.
"Wir?", fragte ich verwirrt.
Burak und ich?
"Ja, wir zwei."
Rasch zog ich die Braue in die Höhe.
"Da wären doch aber professionelle Dolmetscher viel besser! Ich - ich hatte es nur als Fach!", erinnerte ich ihn.
"Das ist mir egal! Du hast deine Arbeit gut erledigt und ich wechsele nicht gerne meine Arbeiter. Die Dolmetscherin, die ich organisiert hatte, war mir außerdem zu unzuverlässig. Englisch können die Partner nicht so gut, sonst bräuchte ich dich nicht."
Kurz hielt ich inne. Jetzt soll ich auch noch Dolmetscherin spielen? Das war mir zu viel!
"Ich hatte Schwierigkeiten und ich hatte euch nur geholfen, weil Batuhan so verzweifelt war!"
Verärgert atmete Burak aus.
"Bitte, du wirst auch dafür gut bezahlt! Verstehe es nicht falsch, aber ich will niemand drittes in die Arbeit einmischen!"
Ich bin keine professionelle Übersetzerin! Ich bin noch unerfahren!
"Ich weiß nicht Burak, ich kann mir nicht vertrauen!", zweifelte ich.
"Ich arbeite nur mit Leuten, denen ich vertraue! Ich bin mir sicher, dass du es hinkriegen wirst!", sicherte Burak.
Ich war immer noch am Zweifeln ...
"Tu es für Batuhan, bitte!"
Tief atmete ich durch und schloss die Augen.
"Na gut, ich werde es machen. Aber, falls ich ein Fehler mache, ist es nicht meine Schuld!", entschied ich mich.
"Danke, ich glaube an dich!", freute er sich und seine Mundwinkel erhoben sich.
"Wann ist das Meeting?", fragte ich.
"In zwei Tagen."
"Was?! Wie soll ich den Text in so einer kurzen Zeit vorbereiten?"
"Tut mir leid, aber ich bekam es auch heute mit."
Genervt seufzte ich. Wie soll ich alles in so einer kurzen Zeit vorbereiten?! Es muss professionell sein! Schließlich ist das ein seriöses Holding hier ...
"War's das? Kann ich gehen?", fragte ich und stand auf.
"Ja, hier sind die Unterlagen.", sagte er und reichte mir ein Ordner.
Schätzungsweise zehn Blätter. Das werde ich schon schaffen ...
Mürrisch nahm ich es entgegen und machte mich fort.

Als ich die Türe schloss und mich umdrehte, erschreckte ich mich plötzlich. Erstarrt blieb meine Hand auf der Klinke liegen.
"Keine Angst, das bin nur ich.", meinte Herr Aksoy und kam lächelnd auf mich zu. Buraks Opa stand auf einmal vor mir ...
Ich lächelte ihn auch an und löste meine Hand von der Türe.
"Und wie läuft die Arbeit, mein Mädchen?", fragte er.
"Ganz gut Herr Aksoy.", brachte ich leise von mir raus.
"Ich sehe es, ich habe Sie im Auge."
Was?! Werde ich etwa überwacht?
"A-Ach, wirklich?", fragte ich und versuchte nicht misstrauisch zu klingen.
"Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Als Burak vorgeschlagen hatte, Sie hier anzunehmen, meinte er, dass Sie eine sehr zielstrebige und zuverlässige Arbeiterin seien. Daher bin ich auf Sie aufmerksam geworden. Es ist nicht leicht hier tätig zu werden. Und ihr seit ja auch Freunde ...", erklärte er.
Burak hat für mich gelogen? Er hat einfach behauptet, dass ich eine super Mitarbeiterin sei, obwohl er mich gar nicht kannte?
"Ich halte Sie lieber nicht länger auf, auf Wiedersehen.", meinte Herr Aksoy, als er bemerkte, dass ich überfordert war.
"Auf Wiedersehen Herr Aksoy.", verabschiedete ich mich und zwang mich zu lächeln.

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt