83. Teil

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Ich nahm den Aufzug zum 3. Stockwerk.
Ipek hatte mir geschrieben, dass Hande im dritten Stock war. Ich kam immer noch nicht klar. Wie konnte so etwas passieren? Ein Wildfremder hat sie angegriffen? Ohne Grund? Das müsste einen Grund haben...
Als der Aufzug oben ankam, stieg ich aus und ging gleich auf Zimmer Nummer 316 los. Meine Schritte hallten im Korridor.
„Kader?", hörte ich jemanden im Flur.
Als ich mich umdrehte, traf ich auf Handes Bruder zu.
„Hallo Sinan."
Verwundert sah er mich an. Vermutlich wusste er vom Verhältnis zwischen Hande und mir.
„Hallo, lang nicht mehr gesehen... Wie hast du vom Vorfall gehört?", kam er auf mich zu.
„Ich habe mit Ipek gesprochen, sie hat mir gesagt, dass sie hier ist. Wie geht es deiner Schwester?", fragte ich.
„Zum Glück gut. Ich habe sie rechtzeitig gefunden.", erklärte er trauererfüllt.
Rasch zog ich die Braue in die Höhe. Wie wäre es ausgegangen, wenn Sinan sie nicht gesehen hätte?
„Wir wollten uns gestern Abend in einem Restaurant treffen. Sie war früher am Treffpunkt, während sie wartete, ist es passiert."
Oh Gott, das klang alles wie ein Film, doch das war die Realität.
„Hat sie der Polizei schon ihre Aussage gegeben?", fragte ich.
„Ja, wir hoffen, dass der Täter so schnell wie möglich gefunden wird."
„Hoffentlich..."

Vor der Türe angekommen, klopfte ich und betrat danach mit Sinan den Raum. Wie es scheint war Ipek schon gegangen. Denn Hande war alleine. Ihre Blicke richteten sich sofort auf mich. Erstarrt schaute sie mich an.
„Kader?", fragte sie verwirrt.
„Hallo Hande... Gute Besserung.", sagte ich und näherte mich ihr.
Sie sah müde und schwach aus. Ein kleiner Pflaster war auf ihrer Stirn. Um das Pflaster waren kleine Kratzer. Wie an ihrem Wangenknochen. Und ihr Unterarm war in Verbandszeug eingewickelt.
„Wie geht es dir?", fragte ich und blieb vor dem Bett stehen.
„Hat dir Ipek gesagt, dass ich hier bin?", fragte sie verwirrt.
„Ja, ich hatte sie angerufen und als sie gesagt hat, dass du hier bist, wollte ich kommen.", erklärte ich.
„Das überrascht mich... Hätte ich nicht erwartet.", meinte sie verwundert.
„Ich habe ein Herz und Gefühle. Was auch immer zwischen uns passiert ist, wollte ich dich besuchen kommen.", sagte ich.
Kurz traf die Stille zwischen uns ein. Sie war immer noch verwundert.
„Danke, mir geht es mittlerweile gut.", teilte Hande mit.
„Sie wird heute das Krankenhaus verlassen.", hörte ich Sinan.
„Das freut mich, ich hoffe dir geht es in Kürze wieder gut.", sagte ich lächelnd.
Das Eis zwischen uns könnte auch schmelzen. Hande kann bestimmt auch ein netter Mensch sein. Sie soll wissen, dass ich kein Streit mit ihr will.

„Ich muss wieder gehen Hande, wir sehen uns später.", verabschiedete sich Sinan und umarmte seine Schwester bevor er ging.
„Auf Wiedersehen.", sagte er mir noch und verschwand danach.
Er hatte wohl verstanden, dass es Dinge zwischen uns zu sprechen gab und wollte uns alleine lassen.
„Dein Bruder sieht dir sehr ähnlich aus. Erst als er mir gesagt hat, dass ihr Zwillinge seid, wurde mir das bewusst."
„Ja, das sagen uns Viele.", meinte sie und lächelte.
„Wie geht es denn dir?", fragte sie danach.
„Ganz gut.", behauptete ich.
„Das denke ich auch... Schließlich ist Burak bei dir.", sagte Hande auf einmal.
Ihre Stimme klang nicht vorwurfsvoll, sondern ganz still. Sie klang gebrochen.
„Ich rede offen mit dir, ich beneidete dich, weil Burak an deiner Seite steht... Ich weiß wie vorsichtig und liebevoll er Menschen behandelt, die wichtig für ihn sind. Manchmal hat er seine Wutausbrüche und wird blind, aber trotz dessen hatte ich ihn geliebt. Ich konnte ihn nicht glücklich machen, mache du ihn glücklich. Das machst du auch, Burak ist seit Monaten wieder glücklich. Ich kenne jede Mimik von ihn... Ich habe sein Wert nicht geschätzt und habe Fehler gemacht. Mach du bitte keine Fehler... Jetzt verstehe ich weshalb sich Burak für dich entschieden hat. Du bist ein aufrichtiger Mensch. Du hast nichts Böses im Herz. Aber pass auf, du musst Burak unter Kontrolle halten können. Seine Wut kann wehtun."
So hatte ich Hande noch nie gesehen. So sentimental und fürsorglich. Sie sprach sich aus der Seele.
„Danke, ich denke, dass jede gute und schlechte Tat eines Tages zurückkommt. Für mich war das auch eine Überraschung. Ich konnte mir Burak und mich nie vorstellen, bis ich ihn richtig kennengelernt habe. Ja, wir sind glücklich. Jeder hat Ecken und Kanten, keiner ist makellos... Das Leben ist voller Überraschungen Hande. Manchmal denken wir am Ende der Strecke gekommen zu sein, obwohl alles erst neu anfängt.", sagte ich.

Das VersprechenWhere stories live. Discover now