72. Teil

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Ich wusste nicht wie lange ich schon hier saß. Ich wusste nur, dass es langsam dunkler wurde.
Die Sonne ging unter und ich saß immer noch auf der Parkbank. Nach dem Gespräch mit Burak hatte ich den Weg hier her gefunden.
Mein Kopf war so voll. Das alles kam mir zu viel. Eine Schwere lag auf meinem Herz.
Wie konnte es zu dem Zustand kommen? Wie konnten wir so weit kommen, dass mir Burak seine Liebe gestanden hat? Direkt, oder indirekt, macht nichts aus. Er liebt mich.
Batuhan hatte von Anfang an Recht.
Wie konnte sich Burak in mich verlieben? Ich habe vielleicht wirklich ein Herz aus Stein. Wie sah er in mir das Gute, obwohl ich ihn hasste.

Wir haben uns durch einen Unfall kennengelernt. Er hat mein Leben durcheinander gebracht. Zuerst wollte ich nichts mit ihm zu tun haben. Ich habe alles mögliche getan, um zu entkommen. Doch irgendwie hat er einen Platz für mich in dieser Stadt gefunden. Irgendwie hat er es geschafft mich an seiner Seite zu halten.
Ich frage mich wirklich was in der Zukunft passieren wird.

Mit den Sonnenstrahlen wurde ich am nächsten Morgen wach. Gestern hatte ich es doch geschafft einzuschlafen. Als ich ein Blick auf die Uhr warf, bekam ich einen Schock. Es war schon elf Uhr geworden! Wie konnte ich so lange schlafen? Egal, heute ist es Wochenende.
Schnell stand ich auf und ging ins Badezimmer. Ich ließ kaltes Wasser laufen und wusch mein Gesicht. Danach zog ich mich um. Mit einer Jogginghose und T-Shirt verließ ich mein Zimmer.
Während ich mein Müsli vorbereitete, checkte ich meine Nachrichten ab. Ich hatte ein paar Geschäftsnachrichten erhalten, Werbemails ... und wurde drei mal von Batuhan angerufen? War etwas passiert? Ich rief ihn zurück. In Kürze nahm er ab.
„Sonunda uyandın Kader hanım! (Endlich bist du wach Frau Kader!)", fing er gleich an zu meckern.
„Bir gün de geç uyansam, dünya mı batar? Uyuya kalmışım, önemli birşey mi oldu? (Würde die Welt untergehen, wenn ich ein mal spät aufstehen würde? Ich bin eingeschlafen, ist etwas Wichtiges passiert?)", fragte ich.
Kurz hielt er inne.
„Meine Oma wollte dich zum Frühstück einladen."
„Wieso das denn?"
Was hat sie denn vor?
„Naja, wie soll ich es erzählen ... Die ganze Familie weiß übrigens von dir, sie hat allen von der geheimnisvollen Frau neben meinem Bruder erzählt.", hörte ich plötzlich.
„Was?!", fragte ich empört und verschluckte mich an meinem Müsli.
„Ja, meine Cousins, Onkel, alle wollen dich kennenlernen. Deshalb hat meine Oma mich gebeten dich zum Frühstück einzuladen.", fuhr er fort.
Ich glaub's nicht! Ich glaub's wirklich nicht!
„Und - was mache ich jetzt? Denkt deine Familie, dass ich Buraks, äh ... Freundin bin?", fragte ich erstarrt.
Daraufhin antwortete er nichts.
„Ich enthalte mich lieber. Die Antwort willst du nicht hören.", meinte Batuhan.
Fest schloss ich die Augen zu und atmete tief durch. Bewahre die Ruhe Kader!

Ich hörte jemanden Batuhan im Hintergrund rufen.
„Warte, meine Oma ist da.", sagte er und rief ihr etwas zurück.
„Mit wem telefonierst du?", fragte sie.
„Mit einer Freundin.", erklärte Batuhan.
„Wer ist das, Kader? Richte ihr aus, dass sie heute zum Abendessen eingeladen ist!", hörte ich Batuhans Oma von weitem rufen.
Meine Augen erweiteten sich in dem Moment. Ich bin nicht vorbereitet Buraks Familie kennenzulernen! Was soll ich tun? Sie werden mich ausfragen!
„Ich soll noch sagen, dass du keine Chance für eine Wiederrede hast. Sie ladet nicht oft Gäste ein, gegen sie hat man ehe keine Chance.", fügte Batuhan hinzu.
„Wollt ihr mich noch wahnsinnig machen?", fragte ich und lachte vor Wut.
Panisch lief ich auf und ab.
„Ich will dich auch nicht quälen, aber lehne es bitte nicht ab. Gegenüber älteren Menschen sollte man höflich sein."
„Ich weiß, ich weiß... Ich bin einfach nicht bereit deine ganze Familie kennenzulernen und mit Fragen überfallen zu werden. Burak wird es sicherlich auch unangenehm sein.", versuchte ich zu erklären.
„Ich bin da. Und habe keine Angst, meine Familie ist nett. Sie werden dich herzlich aufnehmen.", sicherte Batuhan.

Ich setzte mich auf die Couch hin und grub mein Gesicht in die Hände.
„Okay, ich werde kommen. Werde aber nicht lange bleiben! Ich werde nur für deine Oma kommen."
„Ich wusste, dass du es nicht ablehnst! Danke, du bist ein toller Mensch.", lobte er mich.
„Ach, wie du sagst!", gab ich genervt von mir.
„Es wird nicht so schlimm. Meine Familie ist nett, du wirst dich bestimmt mit ihnen verstehen.", meinte er.
„Hoffe ich ... Wo soll ich hin und um wie viel Uhr soll ich da sein?"
„Ich schicke dir die Adresse meiner Großeltern. Komme um 18 Uhr."
„Okay, bis später."
„Bis später."
Das hatte mir noch gefehlt! Was denkt Buraks Familie von mir? Wir hätten seit Langem eine Beziehung?

Burak

Obwohl es Wochenende war, hatte ich mich der Arbeit begeben. Zuhause hatte ich mich ausgebreitet und untersuchte Dokumente.
Ich war müde, denn die ganze Nacht lang konnte ich nicht schlafen. Also war ich früh am Morgen an die Arbeit gegangen. Die Ruhe fand mich seit Tagen nicht. Meine Gedanken fraßen mich auf. Es schmerzte so sehr in mir!
Tief atmete ich durch und stand auf. Immer wieder blickte ich in die Vergangenheit und realisierte wie große Fehler ich begangen hatte.

Ich lehnte mich an das Fenster und schaute raus. Ein leichter Sommerregen hatte angefangen. Ich schloss die Augen und hörte dem Prasseln zu. Sanft trafen die Tropfen auf die Fensterscheibe. Seit Tagen trug ich eine Schwere in meinem Herz. Jeder Atemzug tat mir weh!
Sie tat mir weh! Kader tat mir weh ...
Sie hatte mir in kurzer Zeit so viele Wunden geöffnet. Und keine schien sich schließen zu wollen.
Mit dem Klingeln der Türe wurde ich von meinen Gedanken weggerissen.
Wer war gekommen? Ich hatte keinen eingeladen. Als ich die Türe öffnete, begegnete ich einem Postboten.
„Guten Tag, es gibt Post für Sie.", reichte er mir einen Packet.
Ich hatte nichts bestellt. Wer hat mir das geschickt? Verwirrt nahm ich es entgegen und unterschrieb, dass ich die Post erhalten hatte.
Ich trat wieder rein und schaute mir das Packet an. Es war dünn und halb so groß wie ein Din A 4 Blatt. Was steckte denn drin?
Nachdem ich das Packet geöffnet hatte, erstarrte ich unmittelbar. Gänsehaut breitete sich aus. Die Luft erging mir. Hatte ich das richtig gesehen? Vor mir stand plötzlich ein Bild von Kader. Gerade, als sie aus der Haustür raustrat. Unter dem Bild stand noch etwas
Das ist der Anfang.
Wer war das ...
Wer hat das gemacht! WER MACHT HEIMLICH BILDER VON KADER! Ich verliere noch den Verstand! Wurde sie die ganze Zeit überwacht? Ich wurde wütender, umso mehr ich daran dachte. Oh mein Gott ... Welcher Psychopath macht das?!
Ist das etwa - Nein. Nein!
Ich zerknüllte das Bild vor Wut und setzte mich sofort in Bewegung. Ich schnappte meinen Schlüsselbund und machte mich so schnell ich konnte fort. Mein Blut kochte. Mein Herz schmerze!

Was soll ich jetzt machen? Wird Kader jetzt beobachtet? Ich würde jetzt gerne bei ihr sein. Doch es wäre besser, wenn wir uns eine Zeit lang aus dem Weg gehen. Sie würde mich vielleicht falsch verstehen. Außerdem will ich sie nicht in Panik versetzen. Also rief ich Batuhan an. Ungeduldig wartete ich, dass er meinen Anruft entgegen nahm.
„Efendim? (Ja?)", ertönte am Hörer.
„Batuhan gehe sofort zu Kader! Du darfst sie nicht alleine lassen, bitte!"
„Was?! Was ist los?"
„Frag nicht! Sie ist nicht in Sicherheit! Ich muss sichergehen, dass es ihr gut geht!", versuchte ich zu erklären.
„Wovon redest du!"
„Ich erzähle dir alles später! Kader wird von irgendjemandem überwacht, gestalkt! Du musst zu ihr, bitte!"
„Was? Von wem?! ... Wer macht so was?", fragte Batuhan schockiert.
„Weiß ich nicht. Aber sage ihr nichts."
„Ich werde zu ihr gehen, keine Angst."
„Gut, ich werde dich später anrufen.", sagte ich zuletzt und legte auf.
Was passierte in letzter Zeit? Ich verstand nichts mehr ...

1304 Wörter, 23.10.2018

Fortsetzung folgt

Ich glaube mit dieser Wendung hätte keiner gerechnen🙌🏼 Was denkt ihr, wer hat Burak die Post verschickt?
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. Kommentiert und votet🥀

Das VersprechenWhere stories live. Discover now