21. Teil

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"Und was ist die Strafe?", fragte ich ängstlich.
"Die Strafe ist ...", überlegte er sich und schaute auf die Decke.
Was wird es wohl sein?
"Ich hab's!", sagte er dann.
Oh nein, hoffentlich nicht so schlimm, wie ich erwarte!

Er rückte näher und ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht.
Ich spürte sein Atem an meinem Hals streifen.
"Du wirst einen ganzen Tag mit mir verbringen ...", sagte er dann.
"Was?!", fragte ich entgeistert und sprang zur Seite.
"Nein ... Nein!"
"Du hast verloren. Ich darf mir überlegen, was ich will.", sagte er und stand lachend auf.
"Opportunist!", zischte ich ihm hinterher.
"Ich glaube es ist die Zeit gekommen, mich besser kennenzulernen!", meinte er und drehte sich zu mir.
"Warum? Wieso nichts anderes?", fragte ich.
"Tja, eine Strafe für dich!", sagte er zuletzt und ging.
Ist er noch ganz heil im Kopf?
Nein! Absolut nein!
Wieso habe ich mich auch auf das Spiel eingelassen?
Oh mannn!
Aber morgen gehe ich ehe, von da her ist es eigentlich unwichtig ...

Morgen
Ich öffnete meine Augen und das erste, das mir einfiel war, dass heute mein letzter Tag hier ist.
Mit den Gedanken zog ich mich um und wusch mein Gesicht.
Endlich gehe ich und werde Burak los!
Aber eins hängt immer im Kopf. Nämlich die Schulden meiner Tante!
Ich traue mich auch nicht mit ihnen zu reden, weil ich ihnen die Wahrheit nicht sagen will. Wie soll ich ihnen sagen, dass alles den Bach runtergelaufen ist?
Sie wäre so enttäuscht und traurig!
Ich atmete tief aus und ging die Treppe herunter.
Burak war bereits am Esstisch. Er hatte das Frühstück vorbereitet.
"Guten Morgen.", grüßte er, als er mich sah.
"Dir auch.", sagte ich entgegen und setzte mich an den Esstisch.
"Gut geschlafen?", fragte Burak.
"Nicht wirklich ...", sagte ich und legte mein Kopf an mein angewinkeltes Knie.
Ich hatte auch keine Lust zu essen.
"Ich weiß nicht, wie ich die Wahrheit meiner Tante sagen werde!", fuhr ich gedankenversunken fort.
Ich schaute verschwommen auf die Fliesen.
"Warum deine Tante? Wohnst du nicht bei deinen Eltern?", fragte er.
Ein Stein fiel auf mein Herz.
Ich verstummte und drehte mich zu ihn. Wohnst du nicht bei deinen Eltern?
"Ich habe keine. Bei einem Autounfall verloren ...", sagte ich leise.
"Ooh ... Es tut mir leid! Mein Beileid ...", sagte er bemitleidet und gleichzeitig traurig.
"Ich will kein Mittleid. Ich bin stark genug. Acht Jahre lebe ich schon ohne sie."
"Acht Jahre? Du warst da erst 14!", fragte er empört.
"Ich will nicht darüber reden ...", beendete ich die Konversation.
Ich schaute von seine Mitleid gefüllten Blicken weg.
Ungewollt spürte ich Tränen hochkommen. Schnell griff ich nach einer Serviette und wischte sie weg.
Er hatte meine Wunde geöffnet, die seit Längerem geschlossen war.
"Kader es-"
"Schon okay!", unterbrach ich ihn und stand auf.
Schnell ging ich in mein Zimmer hoch.
Ich machte die Türe zu und schloss meine Augen. Die Tränen flossen runter. Ich ließ sie laufen.
Ich will kein Mitleid! Das brauche ich nicht! Ich bin stark ...
Die Tränen kamen einfach.
Ich wischte sie schnell weg und fing an mein Koffer zu packen.

Irgendwann klopfte es.
"Kann ich rein?", hörte ich hinter der Türe.
"Ja", gab ich monoton bescheid.
Burak betrat das Zimmer. Ich beachtete ihn nicht und packte weiterhin meine Kleider ein.
Er schaute mir wortlos zu.
"Was ist?", fragte ich beschäftigt.
"Wir müssen zum Krankenhaus wegen der Untersuchung ..."
"Okay, ich komme."
Er nickte und ging.
Warum hat er so geguckt?
Er weiß doch, dass ich gehen werde!

Als ich fertig war ging ich zum Wohnzimmer, wo mich Burak wartete.
Er stand auf und zusammen gingen wir zu seinem Auto.
Wir stiegen ein und fuhren fort.

"Du hast gesagt, dass du mein Leben wieder aufbaust ... Es ist nichts passiert.", erinnerte ich nach einer Zeit.
Burak antwortete mir nicht.
"Deine 168 Stunden sind noch nicht ganz um.", meinte er nur.
Hier hörte auch das Dialog auf.
Eine bedrückte Stimmung herrschte ...
War ja klar, er hatte Mitleid!

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt