57. Teil

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Burak
Schon die ganze Fahrt lang stand sie verstummt neben mir und schaute raus. Ungeduldig fuhr sie mit der Hand über die Stirn. Dann holte sie wieder tief Luft und lockerte ihre gerunzte Stirn.
Ich wusste auch nicht was ich sagen sollte! Alles ist so schief gelaufen, wie ich es mir nie vorgestellt hätte! Wieso ist meine Oma außerdem früher aus der Türkei gekommen? Wieso hat mir das keiner gesagt? Das heißt, dass Ilhan und Nihan auch gekommen sind ...
"Ich werde mit ihnen reden und alles erklären, mach dir kein Kopf.", unterbrach ich die Stille.
"Ach, und wie?", fragte sie und schaute mich wütend an.
"Was weiß ich! Tu nicht so, als ob es meine Schuld wäre!", regte ich mich auf.
"Wieso hast du mich auch so fest umarmt! Kein Wunder, dass sie so was dachten!"
Wuterfüllt blickte sie mich an. Okay, ich verstand sie auch. Aber meine Oma hat auch übertrieben! Sie wünscht eben seit Jahren eine Braut für mich ...
"Es bringt jetzt nichts zu streiten! Wir müssen eine Lösung finden ...", sicherte ich.
"Und wie? Sag mir, was sollen wir-"
"Okay Kader! Ich werde schon eine Lösung finden! Sei jetzt bitte ruhig!"
Verzweifelt atmete sie die Luft ein.
"Deine Oma sieht mich als deine Braut an!"
Das war zu viel, ich weiß ... Doch ich musste in dem Moment irgendwie lachen. Ich stellte mir vor, wie meine Oma Kader einlud und sie testete, ob sie eine gute Ehefrau wäre ...
"Was lachst du?!", fragte sie wütend und zog eine Braue in die Höhe.
"Nichts"
"Hier gibt's nicht zu Lachen!"
Ja, es gab eigentlich nichts zu Lachen.

Als ihre Blicke auf meine verwundeten Knöchel fielen, erstarrte sie kurz.
"Başına bela almaktan hiç usanmayacaksın sen! (Du wirst nie davon genug kriegen Missgeschicke anzurichten!)", schimpfte sie.
"Özür dilerim anne! Olmayacak birdaha! (Tut mir leid Mama! Wird nicht nochmal passieren!)", scherzte ich.
"Bir kere de ciddi ol! (Sei doch einmal ernst!)", zischte sie und blickte mich weiterhin wütend an.
Doch ihre wütende Miene hielt nicht lange und sie verkniff sich das Grinsen.
"Daha çok gül ... sinirli halinden daha çok yakışıyor sana. (Lache öfters ... steht dir mehr, als deine wütende Miene.)", sagte ich.
Kurz blieb ihr Blick auf mir hängen.
"Şapşal! (Du Alberner!)", versuchte sie wieder ernst zu werden.

"Ich werde dich wieder morgen abholen.", verabschiedete ich mich, während Kader ausstieg.
"Brauchst du nicht.", meinte sie kalt und knallte die Türe zu.
Man, wir hatten ein ernstes Problem! Wie soll ich meiner Oma alles erklären? Vor allem war sie so enttäuscht, als ich die Verlobung mit Hande aufgelöst hatte. Und jetzt denkt sie noch, ich hätte eine Neue am Start! Sie wird mich zu Hause Hundert Prozent anrufen und anmotzen ...
Ich wartete noch bis Kader zur Haustüre lief und die Wohnung betrat. Als sich die Türe schloss, fuhr ich wieder los.
Diese wütende Art von ihr, machte mich verrückt! Doch es stand ihr irgendwie. Mit einem Lächeln fuhr ich fort. Ah Kader, ah, unsere Begegnung wird schon ein Grund haben, nichts passiert grundlos ...

Mein Kopf war so voll! Ich musste mal das ganze loswerden! Sofort griff ich nach meinem Handy und rief Can an. Es war 22 Uhr 10. Ich hoffe, er schlief noch nicht ...
Als ich ein "Hallo?" hörte, erleichterte ich mich.
"Can?"
"Ja Burak?"
"Wo bist du?"
"Zu Hause, wieso?"
"Okay, ich komme.", sicherte ich und legte auf.
Er müsste schon ahnen, dass es etwas Wichtiges zum Bereden gab ...

Ungeduldig wartete ich, bis Can die Türe aufmachte. Wo blieb er endlich! Bevor ich das zweite mal klingelte, ging die Türe endlich auf.
"Wo warst du?", fragte ich genervt und trat rein.
"Tut mir leid, war in der Küche.", entschuldigte er sich und schloss die Türe wieder zu.
Ich zog meine Jacke aus und hing sie auf. Zusammen gingen wir ins Wohnzimmer.
"Los, erzähl.", forderte Can und ging in die Küche, während ich mich hinsetzte.
"Wüsstest du bloß, was passiert ist!", fing ich an zu erzählen.
"Was ist dieses mal passiert?", rief Can und kam aus der Küche mit zwei Tassen zurück.
Dankend nahm ich mein Tee entgegen.
"Meine Oma ist gekommen!"
"Was ist das Problem dabei?", fragte er verwirrt.
"Sie denkt, dass Kader meine Freundin wäre!"
"Was? Wieso das denn?", wunderte er sich.
"Ich fange lieber von vorne an!", fing ich an die Geschichte zu erzählen.

Das VersprechenWhere stories live. Discover now