98. Teil

916 35 14
                                    

Die Tage vergingen sehr schnell um.
Es war schon Dienstag geworden. Zeit uns von der Stadt zu verabschieden.
Istanbul hatte mir sehr gefallen. Noch nie hatte ich so viel Spaß innerhalb eines so kurzen Zeitraums. Mit Burak war alles so schön gewesen. Wie in einem Traum. Nun war es Zeit aufzuwachen.
Wir waren schon in Stuttgart gelandet. Nach der Passkontrolle gingen wir unser Gepäck abholen.
Zuerst kam Buraks Koffer. Etwas später meiner. Auf dem Rückflug hatten wir beide geschlafen, weil wir so müde waren. Am frühen morgen mussten wir schon aufwachen und uns auf dem Weg zum Flughafen machen.
Es war schon Nachmittag geworden. Die Uhren zeigten 17:20 an.

„Alles in Ordnung? Du bist so still.", wandte sich Burak zu mir.
„Bin ich nur still, wenn es mir nicht gut geht?", fragte ich.
„Meistens schon. Du siehst müde aus."
„Das bin ich auch.", teilte ich mit.
„Zuhause kannst du dich schön ausruhen.", meinte Burak und legte seinen Arm um mich.
Seit Tagen blieb mein Blick immer bei meinem Ring hängen. Es war so ungewohnt plötzlich einen Ring zu tragen. Vor allem einem so auffälligen. Burak meinte zwar, dass er extra keinen auffälligen Ring ausgesucht hat, aber ich bin mir sicher, dass es auch bescheidenere Ringe gab.
Es gefiel mir. Ich war nur nicht daran gewöhnt einen Ring am Ringfinger zu tragen. Da ist ein Ring am bedeutsamsten. Es symbolisierte die ewige Liebe...

Draußen angekommen suchen wir nach einem Taxi. Während wir uns umschauten, entdeckten wir plötzlich ein bekanntes Gesicht.
„Batuhan?", fragte ich mich verwirrt.
Dass er uns abholt, war nicht im Plan.
„Was machst du denn hier?", fragte ich, als wir uns ihn näherten.
„Das ist das erste, das du sagst, nachdem du mich siehst? Du brichst mir das Herz.", gab er skeptisch von sich.
„Du hast uns überrascht. Woher wusstest du von unserem Abflug?", fragte Burak.
„Es gibt etwas, dass sich Internet nennt und die Technik ist schon so fortgeschritten, dass man die Flüge nachschauen kann.", erklärte Batuhan und lachte.
„Willkommen zurück!", begrüßte er uns und umarmte kurz seinen Bruder.
„Danke Batuhan. Schön, dass du an uns gedacht hast.", freue dich Burak.
„Immer doch. Die Stunden vergingen wie Minuten, an denen ihr nicht da wart.", scherzte Batuhan.
Ich hatte ihn und sein Humor vermisst. In letzter Zeit hatten wir uns nicht so oft gesehen.
„Darf ich Sie überhaupt anfassen Miss?", fragte er, als er sich zu mir wandte.
„Wieso das denn?", wollte ich wissen.
„Also jetzt seid ihr ja offiziell ein Paar. Nicht, dass mein Bruder schimpft, wenn ich dich umarme. Unter anderem bin ich so ein hübscher junger Mann.", gab Batuhan lachend von sich und zwinkerte mir aus Spaß zu.
Darüber konnte ich nur lachen
„Hörst du das Burak? Ich glaube, ich muss meine Meinung verändern.", sagte ich.
Genervt schaute uns Burak zu, doch er konnte sein Lächeln auch nicht vermeiden. Batuhan wusste wie eifersüchtig Burak sein konnte. Obwohl das Spaß war, lag da noch eine gewisse Wahrheit drin.
„Wow, dein Ring ist wunderschön.", meinte Batuhan, nachdem er es gesehen hatte.
„Danke. Es ist auch ein Unikat.", antworte Burak anstelle mir.
Ja, er hatte es extra entwerfen lassen. Mich hatte diese Aussage auch gewundert.

„Willkommen zurück Kader! Ich habe mich so sehr für euch gefreut!"
„Ja, es kam so unerwartet. Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell laufen würde.", sagte ich.
„Das alles können wir auch beim Essen besprechen. Ihr seid von einem langen Weg gekommen. Gehen wir mal erst zusammen essen. Ich bin gleich nach der Arbeit hier her gekommen.", schlug Batuhan vor.
„Ja, aber es soll schnell gehen. Wir müssen uns noch ausruhen.", erinnerte Burak.
„Wie ihr wollt.", sagte Batuhan und entriegelte sein Auto.
Unsere Koffer legte er in den Kofferraum und die Fahrt begann auch.

Burak hatte sich zu mir auf die Rückbank gesetzt. Müde hatte ich mein Kopf an seine Schulter gelernt und schaute raus.
„Jetzt fühle ich mich wie euer Privatchauffeur! Ihr habt euch beide nach hinten gesetzt und ich kutschierte euch rum.", meinte Batuhan.
„Es war deine Idee uns abzuholen. Du hast keinen Grund zu nörgeln.", kam von Burak.
„Naja einerseits verstehe ich es auch. Liebende trennt man nicht.", behauptete Batuhan.
Daraufhin musste ich lachen.
Batu war immer witzig drauf. Sogar in einer ernsten Situation konnte er einem zum Lachen bringen.
„Wer weiß denn überhaupt von meinem Antrag?", wollte ich wissen.
„Nicht viele. Nur Batuhan und Can. Bei der Organisation haben sie mir auch geholfen.", sagte Burak.
„Und deine Eltern?", fragte ich.
„Ehm, sie wissen noch nicht bescheid.", antworte Batuhan für Burak.
Rasch zog ich die Braue in die Höhe. Das kam seltsam vor. Ich weiß zwar nicht genau, welches Verhältnis er zu seinen Eltern hat, aber ich teile alles mit meiner Tante.
„Du hat schließlich eine wichtige Entscheidung getroffen. Sollten sie es nicht wissen?", drehte ich mich zu Burak.
„Ich glaube ich bin alt genug, um selber Entscheidungen zu treffen.", gab er sicher von sich.
Das stimmte schon. Aber seine Stimmlage hatte sich nach der Frage verändert. Waren da etwa Abspannungen zwischen ihm und seinen Eltern? Ich hoffe nicht. Oder Burak wollte es wirklich keinem sagen?

Das VersprechenWhere stories live. Discover now