29. Teil

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Ich sah meine Wohnung vor mir und fuhr in die Einfahrt ein.
Immer noch war ich wie versteinert. Das Gespräch mit Burak war komisch. Sehr komisch. Eher seltsam ...
Ich wusste nicht, wie ich es beschreiben sollte. Er wusste viel, ziemlich viel über mich. Und das in dieser kurzen Zeit. Vielleicht war ich leicht durchschaubar ...
Ich parkte in die Garage ein und stieg aus. Beim Vorbeigehen betrachtete ich mein Auto. Ja, es ist mein Auto. Wie fremd es auch klingen mag.
Dann schloss die Hintertüre zur Wohnung auf und betrat das Wohnzimmer.
Ich lehnte mich an die Türe und atmete mit geschlossenen Augen tief aus.
Buraks Wörter fielen mir wie eingeprägt ein.
"Du hast es hier vermisst, oder?"
"Du magst die Einsamkeit nicht, stimmt's? Du willst Interesse ..."
"Ich glaube wir kennen uns besser als gedacht ..."
"Vielleicht wäre es doch besser, wenn du gegangen wärst ..."
Und ich konnte nichts verleugnen ...
Weil er verdammt nochmal Recht hatte!
Ja, ich habe es dort vermisst!
Ja, wir kennen und besser als gedacht!
Und ja, es wäre besser, wenn ich gegangen wäre!
Doch er hat es nicht erlaubt zu gehen! Oder wollte es nicht zulassen ...
Und jetzt ist alles wie ein verwuschelter Wollhaufen durcheinander geworden!
Ich war gerade zu aufgewühlt und verwirrt, um klar zu denken.
Gedankenversunken näherte ich mich der Treppe und stieg die Stufen hoch.
Ich knöpfte meine Jacke auf und warf sie auf dem Bett, als ich im Schlafzimmer ankam.
Ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass es schon dunkel geworden war.

Nun saß ich seit einer Stunde nichtsmachend im Wohnzimmer ...
Ich schaute starr auf die Wand.
Müde grub ich mein Gesicht in meine Hände. Ich war schon jetzt strapaziert von allem! Burak als Chef! Ich als Lügnerin! Die Arbeit, die ich nicht verdient habe ...
Etwas ging in mir vor. Die Leere in mir kam wieder zurück. Ich kann sie schnell mit Anderen vergessen, doch sobald ich alleine bin, fällt sie mir wieder ein ...
Ich habe mein altes Leben vermisst! Da, wo ich mit meinen Freunden in der Uni gelernt hatte, wir zusammen shoppen waren, Filmabende veranstalteten ...
Ich mit Esra ins Kino ging, Murat nervte, mit meiner Tante kochte, meinen Onkel beim Reparieren half ...
Alles fehlte mir!
Wie auf Knopfdruck fing ich an Tränen zu verlieren. Dieses Leben ist nicht gut für mich! Das alles habe ich nicht verdient! Die Arbeit, die Wohnung, alles, hat mir einfach Burak gegeben. Alles ging zu schnell! Diese Umschaltung von arm zu reich war zu schnell! Nun bin ich wieder alleine und fühle diese verdammte Leere!
Ich stand auf und suchte nach einem Taschentuch.
Ein Klingeln nahm ich wahr. Ich wurde angerufen. Wer ruft mich denn an?
Schnell blinzelte ich meine Tränen weg und nahm den Anruf entgegen.
"Ja Batuhan?", fragte ich brüchig.
"Kader? Geht es dir gut?", fragte er sofort besorgt.
"J-a. Mir geht es-"
"Nicht gut! Was ist passiert? Ich habe dich den ganzen Tag lang angerufen und gesucht! Wo warst - Tut mir leid, ich will dich nicht belasten, aber-"
"Batu! Entspann dich mal! Mir geht es wirklich gut! Ich, ich habe nur etwas an meine Familie gedacht, mehr nicht!", versicherte ich.
Er atmete tief aus.
"Geht es dir wirklich gut?"
"Ja"
"Wirklich, wirklich?"
"Ja Batu!", machte ich genervt klar.
"Gut! Was hat mein Bruder gemacht? Ich habe mit Hande geredet, sie hat sich ausgeweint! Was hat abi gemacht?!"
Bei dem Wort Hande erstarrte ich kurz.
"Äh, also ... Nachdem du gegangen bist, kam Hande und wollte mit mir reden. Dann saßen wir da und haben geredet. Plötzlich kam Burak, wie von einer Tarantel gestochen und hat eben rumgeschrien und mich rausgezerrt ...", erklärte ich kurz und knapp.
"Über was habt ihr geredet? Hat sie dich ausgefragt?", fragte Batuhan mürrisch.
"Batu! Beni zorlama! (Zwing mich nicht!)"
"Kader! Bana gerçeği anlat! (Erzähle mir die Wahrheit!) Abim bayağı sinirliydi! (Mein Bruder war sehr wütend!)", bat er.
Tränen kamen mir wieder hoch.
"Kader! Tamam ağlama ... (Okay weine nicht ...) Kapıyı aç. (Mach die Türe auf.)"
"Ne? (Was?) Kapının önündemisin? (Bist du vor der Türe?)", fragte ich und stand abrupt auf.
Dann hörte ich ein Klopfen. Durch das Fenster sah ich Batuhan schief lächeln.
Ich legte auf und näherte mich der Haustüre.
"Was machst du hier?", fragte ich verwirrt.
"Ich dachte, du könntest mich brauchen.", meinte er lächelnd.
Doch sein Gesichtsausdruck änderte sich schnell. Besorgnis verbreitete sich in seiner Miene aus.
"Wieso hast du geweint? Das steht dir nicht!", meinte er und schaute mich immer noch mit zusammengezogenen Brauen an.
Dieses mal konnte ich die Tränen nicht zurückhalten.
"Ich habe keine Kraft mehr!", krächzte ich.
Sofort fühlte ich mich unter seinen Armen.
"Shhhht! Nicht weinen!", versuchte er mich zu trösten.
Er schloss die Türe hinter sich zu und war nun in der Wohnung. Er erinnerte mich total an Murat ...
Ich löste mich von ihm und blinzelte meine Tränen weg.
"Lass uns in Ruhe reden ...", meinte er und hielt mich seitlich an der Schulter fest.
Wir liefen auf die Couch zu. Ich setzte mich hin und atmete tief durch.
"Hier!", sagte Batu und reichte mir ein Taschentuch.
Dankend nahm ich es entgegen und wischte die Tränen weg.
Doch es kamen erneut welche und feuchteten mein Gesicht an.
Er wollte mir etwas sagen, doch ich blockte sofort ab.
"Was lief mal zwischen Hande und Burak?!", fragte ich.
Batuhan blickte auf den Teppich.
"Sie waren mal zusammen, stimmt's?", fragte ich.
"Kader, das-"
"Sag's mir!", forderte ich.
Er atmete tief aus. Das hieß ja.
"Ich wusste es! Schon beim ersten-"
"Das war mal früher! Vor langer Zeit! Aber alles ist jetzt aus!", meinte er.
Ich blickte zu meinen Händen, mit dem ich Burak verarztet hatte.
Seine Hände hatten Handes berührt ...
Wütend zerknüllte ich den Taschentuch in meiner Hand.
"Warum wolltest du das überhaupt wissen?", fragte Batuhan.
"Ist das nicht mein Recht über Burak zu erfahren? Ich bin ja seine angebliche Freundin! Ich wusste nicht, wie ich Hande antworten sollte!"
Batu seufzte.
"Ich weiß, dass es schwierig für dich ist, aber-"
"Aber was?! Ich soll trotzdem mitmachen? Ganz ehrlich, Burak muss selber seine Fehler verbessern!", sagte ich.
Schrie ich beinahe. Er erschreckte sich wegen meiner Wut.
"Ich verstehe dich Kader! Und mir ist auch der Fehler meines Bruders klar, aber jetzt können wir nichts mehr daran ändern! Ich weiß wie mies du dich fühlst, doch alles ist schon geschehen!", meinte er und schaute mir bei jedem Wort mitfühlend in die Augen.
Erneut brachen diese Tränen aus. Wieso bin ich so schwach heute?!
"Wein dich aus! Bitte!", bat er und zog mich an seiner Schulter.
Ich schluchzte tief aus der Seele.
"Ich kann nicht mehr!", sagte ich heiser und kraftlos.
"Ich kann nicht mehr ...", wiederholte ich meine Worte.
"Wein dich ruhig aus. Dafür bin ich gekommen ... Ich weiß wie unerträglich es für dich ist.", meinte er.
Es tat mir gut sich auszuweinen.
Doch Batuhans Arme kamen mir irgendwie fremd vor ...
Seine Nähe tat gut, doch etwas fehlte.
Und wusste nicht warum ...
Seine Nähe und Buraks Nähe waren anders. Burak kam mir wie Jemand vor, den ich länger kannte. Vielleicht, weil ich mehr Zeit mit ihm verbracht hatte. Doch Batuhan half mir immer, wenn es mir schlecht ging.
Wieso kann Burak nicht so sein?
Wieso baut er immer Unheil um mich? Wies kommt mir seine Nähe nicht gut?
"Ich verspreche dir, dass wir alles zusammen schaffen. Verstanden?", meinte Batuhan.
Wie sollst du das tun, wenn mir Burak immer wieder schlecht tut?
"Verstanden", sicherte ich unter seinen Armen, obwohl mir das unglaubwürdig vorkam.
"Gut, dann ist Zeit für ein Entspannungstee!", meinte er und stand auf.
"Entspannungstee?", fragte ich und musste über das Wort lachen.
Irgendwie fühlte ich mich freier.
Batuhan ist ein netter Mensch. Er weiß wie man mit Menschen umgehen soll und hilft da, wo er kann ...
Mindestens steht er mir bei Seite. Ich bin nich so ganz allein.

Nach kurzer Zeit kam Batuhan mit zwei Tassen in der Hand an.
Ich war kurz im Bad und wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser. Jetzt sind meine Augen nicht so sehr rot und angeschwollen!
"Dankeschön!", sagte ich und nahm die heiße Tasse entgegen.
"Bitte!"
Er setzte sich wieder hin und stellte seine Tasse auf dem Tisch ab.
"Hmm, riecht gut. Was ist das für eine Sorte?", fragte ich und zog den süßen Duft in meine Nase ein.
"Himbeere und Vanille.", meinte er und trank ebenfalls ein Schluck vom Tee.
Ich beobachtete gedankenversunken den heißen Dampf über der Tasse an.
"Ist das deine beste Freundin?", riss mich Batu von meinen Gedanken weg.
Er hatte das Bild mit Sevilay, meiner besten Freundin in der Hand.
"Ja. Das ist Sevilay, meine beste Freundin. Als ich in Kreuzberg gewohnt hatte, war sie wie eine Schwester für mich ...", erklärte ich mit verschwommenem Blick auf den Bilderrahmen.
"Ihr sieht da glücklich aus.", meinte er und legte das Bild weg.
"Waren wir auch. An dem Tag hatten wir unsere Graduierung der Uni.", sagte ich und blickte zu Batuhan.
Er hat ebenfalls die blauen Augen seines Bruders. Doch bei Burak wirkten sie anders ...
Batuhan nickte verständnisvoll.
"Ab jetzt sind wir deine Freunde!", meinte er.
"Wir?", fragte ich verwirrt.
"Ja, Can, Ipek, die Anderen, ich ... Glaube mir alle meiner Freunde sind nett! Wir treffen uns sogar dieses Wochenende. Willst du mitkommen?"
"Was? Also, ich weiß nicht ..."
"Doch doch! Sei am Samstag um 12 Uhr bereit! Wir gehen Paintball spielen und es wird sicherlich Spaß machen!", sicherte er.
"Na gut. Es wird bestimmt eine gute Abwechslung.", stimmte ich zu.
Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.
"Ich freue mich dann auf das Wochenende, denn ich werde siegen!", meinte er amüsiert lächelnd.
"Ach ja? Ich denke nicht, dass du eine Eigenschaft, wie die Zukunft zu sehen besitzt!", sagte ich.
"Hmm, vielleicht vielleicht ...", scherzte er.
Batuhan hatte mir wieder eine gute Laune gezaubert! Zum Glück ist er gekommen.
"Kader?!", fragte er plötzlich erschrocken.
"Was ist?"
"Du hast deine PS noch nicht ausgepackt?!", fragte er empört.
"Äh, ja?"
"Das geht nicht! Wir müssen eine Eröffnung machen!", meinte er und stand auf.
Lachend folgte ich ihm.

Wir hatten die Play Station angeschlossen und den Rest erledigt. Nun waren wir zum Spielen bereit.
"Ich nimm den Mustang!", sagte ich und klickte auf das Bild mit dem weißen.
"Gut, und ich den Chevrolet!", wählte Batu den gelben Wagen aus.
"Sieht ja wie Bumblebee aus Transformers aus!", fiel mir auf.
"Vielleicht ändert er sich ja beim Spiel und schießt auf dich drauf.", behauptete Batuhan und schaute mich ironisch ernst an.
Ich lachte über den Gedanken.
"Bereit?", fragte er.
"Wird der Verlierer bestraft?", fragte ich.
"Liegt drauf an wer gewinnt.", meinte er und lächelte mich schelmisch an.
"Gut, da ich gewinnen werde, überlege ich mir schon mal etwas!"
"Ich denke nicht, dass du eine Eigenschaft, wie die Zukunft zu sehen besitzt!", äffte er mir nach.
Darüber lachten wir und begannen zu spielen.
Ein Batuhan kann jeder gebrauchen ...

1790 Wörter, 30.10.2016

Fortsetzung folgt

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Wie ihr vielleicht gesehen habt, habe ich heute das Cover geändert!
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Und auf die Kommentare auch! Wie findet ihr meine Geschichte? Soll ich etwas daran ändern? Bei Fehlern könnt ihr mir immer bescheid geben!
Ich habe mir überlegt, ob ich einen kurzen Steckbrief über mich machen soll, vielleicht interessiert es euch🙈
Soll ich? Ja? Nein? Ihr könnt mir auch Fragen stellen, die ich dann beantworten kann✨
Meinung bitte äußern😄
Uuund noch etwas!
Ich möchte ab jetzt einen festen Wochentag bestimmen, um die Kapitel zu veröffentlichen. Wie wäre es mit Freitag? Oder findet ihr Samstag besser?

Bis zum nächsten Kapiel👋🏻👋🏻
demez34

Das VersprechenWhere stories live. Discover now