Kapitel 4

16.4K 452 70
                                    

Tessa

"Und? Gibt's irgendwas Neues?", schwungvoll lasse ich mich auf meinen Stuhl fallen und schlage die Beine wie immer übereinander: "Ich will tratschen, Ladys." Sofort drehen mir Jil und Thalia ihre Gesichter zu, während Raven mit ihrem Fingernagel auf der Tischplatte herumkratzt.

"Also ich hab gehört, dass du am ersten Schultag mal wieder zu spät gekommen bist", ein wenig neckend sieht mich Jil an und stuppst mich in die Seite: "Das macht ja mal wieder einen klasse Eindruck bei den Lehrern." "Die Person, die beschlossen hat, dass die Schule um acht Uhr morgens anfängt, kann mich am Arsch lecken", sage ich ehrlich. "So wie Bryce letzte Woche?", harkt Thalia grinsend nach. "Vielleicht", nun setze ich einen hämischen Gesichtsausdruck.

Zwar wissen meine Freundinnen, dass ich meine Jungs schnell wechsele, doch wie schnell es genau geht, ahnen sie noch lange nicht. Ich bin einfach kein Beziehungstyp und das sage ich jedem One-Night-Stand auch, bevor wir uns aufeinander einlassen. So bleibt es wenigstens fair.

"Du musst uns echt mehr aus deinem Leben erzählen", verlangt Jil, während sie ihren blonden Zopf richtet und ein wenig nervös an ihrem weißen Shirt herumzupft. Dieses Verhalten ist mehr als nur untypisch für sie. Eigentlich trägt die Blondine in der Schule lockere Sachen und kümmert sich nicht wirklich um Falten auf ihren Shirts.

Ein wenig verwundert hebe ich eine Augenbraue, gehe aber nicht darauf ein. Würde Jil wollen, dass wir den Grund dafür kennen, dass sie sich ein wenig herausputzt, würde sie ihn uns von selbst mitteilen.

"Finde ich auch", schaltet sich nun auch Thalia ein: "Wo warst du in den Ferien? Wieder die Hamptons?" Ich lehne mich auf meinem Stuhl ein Stück nach hinten und stütze die Hände entspannt in die Seiten: "Nein, dieses Jahr war ich mit Mom mal wieder in der Karibik." "Und? Gab es einen Urlaubsflirt?", fragt Thalia nun interessiert weiter.

Gerade will ich den Mund aufklappen und ihr antworten, dass eigentlich nichts sonderlich Spannendes dort geschehen ist, da räuspert sich Jil und lenkt meinen Blick auf einen Fleck hinter mir.

Verwundert drehe ich meinen Kopf und starre in die Richtung, in die meine Freundin meine Aufmerksamkeit zu lenken versucht hat.

Dort stehen zwei Mädchen, die erst nicht zuordnen kann. Dann wird mir allerdings klar, dass ich eine von ihnen heute doch schon einmal gesehen habe. Zwar habe ich ihren Namen wieder vergessen, doch trotzdem erinnere ich mich genau an den Moment, in dem sie heute Morgen von ihrem Platz aufgestanden ist und sich vorgestellt hat. Eine der Stipendiaten also. Schnell schließe ich also, dass auch das blonde Mädchen, welches sich ein wenig im Hintergrund herumdrückt, dazu gehören muss.

Grober als gewollt frage ich: "Was ist?" "Können wir uns dazu setzen?", fragt die Brünette nach. Kurz tausche ich mit meinen Freundinnen einen flüchtigen Blick und verkünde dann die Entscheidung, die ich binnen weniger Sekunden mit den anderen am Tisch, gefällt habe: "Nein, sucht euch euren eigenen Tisch." "Es sind aber fast keine Plätze mehr frei", nachzugeben liegt mir fern. Die Neuen können nicht früh genug lernen, wie es hier sonst so läuft: "Dann kommt beim nächsten Mal entweder früher oder fragt, wen anders."

Das Mädchen verdreht die Augen genervt und will gerade kontern, da packt die Blondine hinter ihr, sie am Arm und hält sie auf. Kurz tuscheln sie miteinander, verschwinden dann aber ohne noch ein einziges Wort an mich zu verlieren.

Von diesem Sieg beflügelt, drehe ich mich wieder meinen Mädels zu. "Wisst ihr, ich hatte da gerade so eine Idee", beginne ich meinen Satz mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. "Raus damit", verlangt Thalia interessiert. "Was haltet ihr von einer Party zum Schuljahres Anfang bei mir zu Hause?", ich stelle meinen Stuhl wieder ordentlich auf dem Boden ab und schaue die Mädchen fordernd an. "Großartige Idee", stimmen mir meine beiden Freundinnen gleichzeitig zu, sodass man fast denken könnte, sie wären dieselbe Person. "Und es dürfen nur ausgewählte Leute kommen", Thalia wackelt mit ihrer rabenschwarzen Augenbraue: "Du weißt schon, die ausreichend Kohle haben." "Nein, dieses Mal nicht", ich verschränke die Arme vor der Brust: "Wir könnten dieses Mal doch auch die Neuen einladen. Noch mehr Leute als sonst halt."

Sofort hat auch die Dunkelhaarige die gleiche Idee wie ich: "Denkst du etwa an eine kleine Prüfung, um den Neuen zu zeigen, wie es hier in der Schule so läuft?" "Exakt daran denke ich", ich befeuchte mit der Zunge meine Lippen: "So lernen sie direkt, wie es in dieser Schule läuft und nebenbei feiern wir eine großartige Party." "Genau wie früher?", harkt Thalia nach. "Genau wie früher", bestätige ich ihr. Die Einzige, die davon allerdings nicht allzu begeistert zu sein scheint, ist Jil, die sich nun, genau wie Raven, einem Loch im Tisch zuwendet. Langsam weckt ihr merkwürdiges Verhalten bei mir wirklich Interesse und die Party wird wohl meine beste Gelegenheit sein, sie auszuquetschen.

Ich hoffe, dass euch das Buch bisher gefällt. Übrigens habe ihr in diesem Kapitel bereits einige weitere Charaktere aus den anderen Teilen der "East Kids" - Reihe kennen gelernt. 

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin