Kapitel 34

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Elijah

Mitten in der Nacht schrecke ich aus dem Schlaf hoch. Prompt drehe ich mich um, in der Hoffnung wieder einschlafen zu können. Allerdings schlagen meine Versuche fehl.

Ich rolle mich seufzend auf den Rücken und starre an die Decke. An dem ungewohnten Zimmer kann es nicht liegt. Mit sowas hatte ich noch nie Probleme. Das Bett ist auch weich und unterscheidet sich kaum von meinem.

Es sind viel eher meine Gedanken, die mich in diesem Moment vom Schlafen abhalten. Sie kreisen schon die ganze Nacht um den vergangenen Tag und zugegebenermaßen auch um Tessa und ihren blonden Typen.

Ziemlich wach erhebe ich mich aus dem Bett, schalte allerdings das Licht nicht an. Stattdessen öffne ich die Tür und trete auf den Flur hinaus. In dem Raum habe ich mich einfach zu eingeengt gefühlt.

Ich laufe einige Minuten durch das Wohnzimmer und versuche die Gedanken an Tessa aus dem Kopf zu verbannen. Allerdings bleibt mir dies nicht vergönnt.

Als ich mich im Raum umsehe, erblicke ich besagtes Mädchen. Tessa steht, zu meiner Verwunderung, draußen auf dem Balkon. In der Hand hält sie eine Tasse. Was darin ist, kann ich von hier aus nicht erkennen. Das Mädchen scheint völlig ruhig zu sein, während ihr Blick fest auf ihre Umgebung gerichtet ist.

Nachdenklich laufe ich auf sie zu und öffne die Schiebetür, um zu ihr heraus zu treten. So still es geht, versuche ich mich an sie heranzuschleichen. Und tatsächlich scheint sie mich gar nicht zu bemerken. So versunken scheint sie das in Bild, das sich ihr auf den Straßen eröffnet, zu sein.

Erst hier draußen merke ich, dass es gar nicht mehr völlig dunkel ist. Ein wenig Sonnenlicht ist am Horizont zu sehen. "Hey", ich stelle mich neben sie und sehe auf das Haus gegenüber von uns. Ob sie die Person kennt, die dort wohnt?

Aus dem Augenwinkel bemerke ich ihren verwirrten und auch leicht verunsicherten Blick: "Hey." "Kannst du auch nicht mehr schlafen?", frage ich weiter, um nicht schon wieder für peinliche Stille zu sorgen. Außerdem interessiert es mich tatsächlich.

Sie nickt jedoch nur still und nimmt einen weiteren Schluck aus ihrer bunten Tasse. "Geh doch lieber rein", bitte ich sie: "Hier draußen ist es viel zu kurz." Sie trägt nämlich immer noch genau die gleichen, kurzen Sachen, die sie am Abend anhatte.

"Bist du meine Mutter?", war ja klar, dass sie wieder stur sein muss. Warum kann sie nicht einfach machen, was ich will? Ich will ihr ja nichts Böses! Wahrscheinlich werde ich es in einigen Stunden gut finden, dass sie so reagiert hat. Ich hatte schon genug Mädchen, die gemacht haben, was ich wollte. Das wurde irgendwann echt langweilig. Tatsächlich würde ich sagen, dass es gut so ist, wie sie ist. Das macht sie besonders und nur noch anziehender für mich. Natürlich nur, wenn sie nicht meine Schwester wäre.

"Nein, ich bin dein Bruder", erinnere ich sie grinsend: "Dein großer Bruder." "Gar nicht", widerspricht sie augenblicklich: "Wir sind beide siebzehn." "Aber ich bin einige Monate älter", berichtige ich sie augenblicklich. Es macht mir irgendwie ziemlich viel Spaß sie ein wenig zu necken. Die Sachen, die sie dann raushaut, sind zu amüsant, um sie in Ruhe zu lassen.

"Was willst du?", fragt sie ohne weitere Umschweife. "Eigentlich wollte ich gar nichts von dir. Ich konnte einfach nur nicht schlafen", vermittle ich ehrlich: "Dann habe ich dich aber gesehen und mich entschieden mit dir zu sprechen. Warum auch nicht?" "Fehlentscheidung", ist das Einzige, was sie dazu zu sagen scheint.

Nur dieses eine Wort reicht, um mich innerlich zum Kochen zu bringen. Äußerlich tue ich aber auf cool und schenke ihr ein provokantes Grinsen. Sie soll nicht sehen, dass sie mich verletzt hat. Ohne es wirklich so zu meinen, erwidere ich darauf nur: "Merke ich auch gerade." Daraufhin rollt sie mit den Augen.

"Aber jetzt habe ich mal eine wirkliche Frage", sage ich plötzlich: "Bitte beantworte sie ehrlich." "Ich bin immer ehrlich", versucht sie mitzuvermitteln, doch während sie spricht, leuchten ihre Augen regelrecht auf. Etwas Teuflisches liegt in ihnen, was mein Herz zum Flattern bringt. Das habe ich bei ihr noch nie gesehen, doch es macht sie für mich nur noch attraktiver. "Jaja", murmele ich. "Jetzt stell schon deine Frage", versucht sie vom Thema abzulenken. "Sind die Partys deiner Mutter wirklich zu schrecklich?", versuche ich mich bei ihr zu informieren.

Wenn das nämlich der Fall sein sollte, wird der morgige Tag der pure Horror. Ich gehe zwar gerne auf Partys. Allerdings gehören Dinnerpartys von Eltern für mich nicht als wirkliche Partys – oder jedenfalls nicht als Spaßveranstaltung. Meistens steht man dann sowieso nur rum und muss mit irgendwelchen reichen, alten Damen reden, die sich nicht scheuen an allem und jedem herum zu meckern. Als wären sie selbst unfehlbar. 

Leute, vielen vielen Dank für ganze 6K Reads. Ihr seid echt krass! Die besten Leser der Welt.

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Where stories live. Discover now