East Kids - Tessa & Elijah | ✔️

Kapitel 58

Tessa

"Und? Wie war es bei deinen Freunden?", frage ich Jake, als wir uns am Rand der Tanzfläche wieder treffen. "Wahrscheinlich nicht so gut wie am Büfett", er grinst mich an. "Apropos Büfett", erinnere ich mich: "Ich hab dir auch was mitgebracht." Ich reiche ihm einen der beiden Becher, die ich für uns geholt habe.

"Danke", er nimmt mir den Becher ab und beginnt an der Flüssigkeit zu nippen: "Aber ich will tanzen." Er reicht mir seine Hand und stellt den Drink gleich wieder weg. "Na gut, dann tanzen wir", schenke ihm einen nachgiebigen Blick und ergreife seine Hand dann.

Wir beide stellen unsere Drinks weg und gehen dann Hand in Hand auf die Tanzfläche. Allerdings kann ich weiterhin Elijahs Blick fühlen als hätte er niemals von mir abgelassen und das macht mich verrückt. Warum kann er mich nicht einfach einen schönen Abend haben lassen und mich an einem anderen Tag nerven?

Als der nächste Song beginnt, legt er seine Hände an meine Hüften und zieht mich langsam, aber intensiv an sich. Wie aus einem Instinkt heraus wandern meine Hände in seinen Nacken. Zwar kann ich nicht gut tanzen, doch einige der Bewegungen sind mir vom Tanzen mit Elijah bekannt. Ich schließe meine Augen und lege meinen Kopf auf seine Schulter, während wir uns zu der langsamen Musik in kleinen Schritten bewegen.

Mit weiterhin geschlossenen Augen fühle ich nur noch seine Hände und vergesse alles um mich herum. Auch, dass ich mit Jake tanze. Stattdessen vermischen sich meine Erinnerungen und für einige Sekunden fühlt es sich so an, als würde es nicht Jake sein, in dessen Armen ich liege, sondern Elijah und es ist ein berauschendes Gefühl.

Für einige Sekunden genieße ich das, doch dann beginne ich mich immer schuldiger zu fühlen. An Elijah zu denken, obwohl ich mit Jake auf dem Date bin und auch mit genau diesem tanze, ist ihm gegenüber wirklich nicht fair. Doch ich kann nichts für meine Gefühle. Mit Elijah zu tanzen hat sich gut und richtig angefühlt und genau das ist es, was ich mir erneut wünsche, obwohl ich es nicht zugeben würde.

Vielleicht kommt das, was ich fühle sogar an wenigen Stellen der Liebe nahe, doch das würde ich niemals zugeben. Denn immer, wenn ich denke, dass da etwas zwischen uns sein könnte und dass er mich mag, macht er es kaputt und ich zweifle erneut.

Langsam öffne ich die Augen wieder und schaue über Jakes Schulter, der die Augen ebenfalls geschlossen hält. So kann er nicht sehen, wie ich nach Elijah zu suchen beginne.

Er tanzt mit einem rothaarigen, ziemlich aufgedonnerten Mädchen und hat seine Hände auf ihre Hüften gelegt. Ich verspüre einen festen Stich im Herzen. Ist das sein Ernst! Zwar habe ich ihm nie gesagt, dass ich ihn mag und er mir auch nie, weshalb ich wohl gar nicht eingeschnappt sein sollte, doch trotz alledem tut es doch weh.

Während ich ihn beobachte, bemerke ich, dass er seinen Blick auch von mir nicht abwenden kann. In seinem Blick liegt etwas sowohl wütendes als auch Eifersüchtiges.

Ich hebe eine Augenbraue und versuche damit herauszufinden, was bei ihm los ist. Es scheint so, als wäre er eifersüchtig darauf, dass nicht er derjenige ist, der mit mir tanzt. "Was ist los?", forme ich lautlos mit meinen Lippen. Sein Blick verfinstert sich allerdings nur, doch das reicht mir als Antwort schon. Irgendwas scheint ihm über die Leber gelaufen zu sein, weshalb er jetzt irgendwie wütend auf mich zu sein scheint und das macht mich verrückt. Warum können Jungs niemals Klartext darüber reden, was mit ihnen los ist? Ich kann doch keine Gedanken lesen.

Wütend rolle ich mit den Augen und schenke ihm einen genervten Blick. Manchmal habe ich echt keine Ahnung, was mit Elijah los ist. Einmal ist er total gemein und teilt mir vor allen mir, dass er denkt, dass niemals irgendwer aus ernsten Absichten mit mir ausgehen würde, und dann schenkt er mir den ganzen Ballabend lang böse Blicke und beobachtet mich. Wüsste ich es nicht besser, würde ich langsam echt denken, dass er eifersüchtig ist. Aber was für einen Grund sollte er dazu haben?

Klar, ich gehe mit Jake auf diesen Ball, aber es ist ja nicht so, dass Elijah irgendwas für mich empfinden würde. Und wenn jemand versuchen würde mir das zu verkaufen, würde ich ihn sofort als verrückt bezeichnen, denn das ist definitiv unmöglich.

"Würdest du mich für einen Moment entschuldigen, Jake?", frage ich ihn, während ich mich von ihm löse. Völlig unerwartet streicht er mir mit einem Daumen über die Wange: "Was ist denn?" "Nichts", versuche ich ihn zu beruhigen: "Ich muss nur kurz an die frische Luft. Ist das okay für dich?" "Natürlich", seine Hand ruht weiterhin an einer Stelle kurz über meinem Hintern: "Nimm dir einfach die Zeit, die du brauchst. Ich warte auf dich." Er zwinkert mir zu und versucht dabei wahrscheinlich charmant zu wirken, doch es wirkt viel eher unbeholfen. Trotzdem schenke ich ihm ein Lächeln, bevor ich mich auf den Weg zur Tür mache. Hier drinnen wird es mir langsam wirklich zu stickig.

Während ich die Tür mit einer Hand aufstoße, vernehme ich aus dem Hintergrund die Stimme eines Mädchens: "Was? Nein, das kannst du doch nicht einfach machen." Ich vermute zwar, dass es die Rothaarige ist, die mit Elijah getanzt hat, doch sicher bin ich mir nicht und wirklich interessieren tut es mich auch nicht. Ich will einfach nur raus.

Im Flur angekommen, lasse ich meinen Blick über die geschlossenen Türen gleiten, um einen leeren Raum zu finden, in dem ich wenigstens für einige Sekunden meine Ruhe haben kann.

Nach einigen Sekunden entscheide ich mich für einen Raum, in dem ich im vergangenen Jahr Geschichte hatte und trete ein. Dort lasse ich mich auf einen der Tische fallen und schaue auf die teuren, schwarzen High Heels hinab, die ich an den Füßen trage. Diese Minuten, die ich für mich allein habe, sind eine Erleichterung. Endlich kann ich mal durchatmen, ohne dabei von der ganzen Stufe umgeben zu sein.

Diese erfrischende Einsamkeit soll allerdings nicht lange anhalten, da sich die Tür nach wenigen Minuten erneut öffnet. Doch die Person, die ich nun erblicke, sorgt bei mir in den ersten Momenten gar nicht für Freude, während in meinem Inneren eine verführerische Hitze zu brodeln beginnt.