Kapitel 7

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Tessa

Der Rest der Woche vergeht fast ereignislos. Hier und da mal ein Zoff mit irgendeinem Lehrer, eine Auseinandersetzung mit einem der fünf Stipendiaten oder einfach ein paar kleine Fortschritte in der Planung der Party am kommenden Freitag. Und dann beginnt besagter Tag ausgerechnet damit, dass meine Mutter plötzlich am Morgen viel zu glücklich wirkt.

Fast schon beflügelt tänzelt sie durch die Küche und hat damit immer noch nicht aufgehört, als ich nach Schulschluss nach Hause komme. "Mom?", ich ziehe meine Jacke aus und hänge sie an den Kleiderhaken: "Du weißt aber, dass du heute gegen acht Uhr verschwinden solltest, wenn die ersten Gäste kommen, oder?"

Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr wie meine Mutter ihren Kopf ruckartig in meine Richtung bewegt. Plötzlich beginnt mich ein dunkler Fleck auf einem Teller vor mir, mehr als nur interessant vorzukommen, als meine Mutter zu antworten beginnt: "Ja, das ist mir klar. Schließlich ist das doch immer so." "Ist es das?", frage ich und versuche dabei ganz scheinheilig zu klingen und sie nicht anzusehen.

Ich weiß ja selbst, dass es nicht wirklich freundlich von mir ist, sie immer weg zu schicken, wenn ich feier. Würde sie allerdings hier bleiben, wäre eine normale Party unmöglich. "Danke, dass du so viel Verständnis für mich hast", nuschele ich und greife nach einer Banane.

"Hab ich doch gar nicht", sie bedeutet mir mit einer Handbewegung, dass ich die Banane, die ich mir gerade genommen habe, zu ihr herüberwerfen soll: "Heute habe ich nur einfach selbst etwas vor und vielleicht bleibe ich auch über Nacht weg. Dich da deine Party feiern zu lassen, kommt mir also nur zu gelegen."

War ja klar, dass sie das nicht für mich, sondern nur für sich selbst macht. So schlägt sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Typisch Geschäftsfrau eben.

"Warum? Was hast du denn heute vor?", nun wende ich ihr doch einen Blick zu und stütze mich auf mit den Ellenbogen auf die schwarze Theke unserer offenen Küche. "Nichts Besonderes", auf einmal scheint es so, als hätten wir die Rollen gewechselt. Sie starrt wie gebannt nach draußen. Als hätte sie einen besonders interessanten Vogel vorbeifliegen sehen.

"Ach komm schon, Mom", bitte ich, während sie die Banane zu öffnen beginnt: "Jetzt hast du mein Interesse schon geweckt, da kannst du mir jetzt auch alles erzählen." "Na gut", sie schaut mich mit festem Blick an: "Ich gehe heute Abend auf ein Date." "Ein was?", frage ich dümmlich nach.

Schon seit mehr als einem Jahr war meine Mutter auf keinem Date mehr. In der Zwischenzeit gab es schon ein paar kleine Flirts, aber nichts wirklich Festes, von dem sie mir erzählt hätte. Von ihren sehr kurzen Männerbekanntschaften habe ich schließlich auch nur durch Zufall erfahren.

Zwar dauert es erst ein paar Sekunden, bis ich mich mit den Gedanken von einem Mann an der Seite meiner Mutter abgefunden habe, doch dann legt sich der Schock wieder. Ein seichtes Lächeln legt sich auf meine Lippen und ein Anflug von Freude macht sich in mir breit. Irgendwie beginne ich mich für sie zu freuen. Sie hat es wirklich verdient, nachdem mein Vater sie verlassen hat, mal wieder glücklich zu sein.

Als ich gerade den Mund öffnen und etwas dazu sagen will, gleiten die Türen des Aufzuges ein wiederholtes Mal an diesem Tag auf. Die zwei Personen, die nun im Flur unseres Hauses stehen, zaubern mir ein breites Lächeln auf die Lippen. Dort stehen Jil und Thalia mit einem ebenso freudigen Grinsen. Beide sind erschienen, um mir bei den Vorbereitungen für die Party zu helfen. Alleine würde ich sowas nämlich niemals schaffen.

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Where stories live. Discover now