Kapitel 28

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Tessa

Am Tag nach der Nacht im Club wache ich mit dröhnenden Kopfschmerzen auf. Langsam öffne ich meine Augen und bereue es sofort. Das Licht, das durch mein Fenster genau auf mich scheint, brennt in meinen Augen. So viel Alkohol sollte ich echt nicht nochmal trinken.

Dass das allerdings noch nicht alles war, merke ich, als ich plötzlich den Atem einer anderen Person in meinem Nacken zu spüren beginne. Und da kommt meine Erinnerung zurück!

Schnell drehe ich mich um und sehe augenblicklich in die braunen Augen eines fremden Jungen. Meine Augen weiten sich und nehme ein wenig Abstand. An seinen Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Aus Erfahrung kann ich leider sagen, dass das gar kein gutes Zeichen ist.

"Guten Morgen, meine Schöne", grinst der Blondschopf mich an. Mein Herz flattert leicht, als ich seine tiefe, kratzige Stimme vernehme. "Guten Morgen, ... äh...", wiederhole ich seine Begrüßung. "Derek", teilt er mir erneut seinen Namen mit. "Richtig, Derek", sage ich, so als würde ich mich erinnern, obwohl das immer noch nicht der Fall ist.

Ich drehe mich auf den Rücken und starre an die Decke. Der Tag fängt ja schon ... interessant an. Plötzlich kommt mir allerdings ein Gedanken: "Wie spät ist es?" Er streckt sich ein Stück, um seine Armbanduhr von meinem Nachttisch zu nehmen: "Fast eins."

In der Bewegung halte ich inne. Kommen heute nicht Cole und Elijah um drei Uhr zu uns und bleiben dann bis Sonntag?

"Mist", ich werfe einen Blick unter meine Decke, um zu schauen, ob ich überhaupt Kleidung trage – zu Glück trage ich noch Unterwäsche – und springe dann aus dem Bett. "Was ist los?", fragt mein One-Night-Stand nach.

"Um drei kommen Moms Freund und dessen Sohn", warum ich ihm das überhaupt erzählt, weiß ich nicht: "Wenn ich dann nicht fertig bin, rastet meine Mutter richtig aus." "Entspann dich, Baby. Dann hast du doch noch zwei Stunden. Eine Stunde kannst du dann doch noch für mich frei halten", sein anzügliches Grinsen sehe ich im Spiegel.

"Nein, das geht leider nicht. Sorry, aber meine Mutter ist, was ihren Freund angeht, echt streng", während ich mir ein weißes T-Shirt über den Kopf ziehe, drehe ich mich zu ihm um. Sein Schmollen bringt mich zu Lachen.

Nun springt auch er selbst aus dem Bett und greift nach meiner Hand. Sanft zieht er mich an sich und drückt seine Stirn gegen meine: "Ach, bitte." "Vergiss es", grinse ich: "Ich muss fertig werden. Sonst kannst du dich mit meiner Mutter auseinandersetzen." "Das würde ich wohl machen", schlägt er vor und fährt mit seinem Daumen sanft über meine rechte Wange.

"Nein, das willst du dir sicher nicht antun", grinse ich und löse mich von ihm. Schnell ziehe ich eine enge, schwarze High Waist Jeans auf dem Schrank und stecke meine Beine umständlich in die Hosenbeine. "Lass mir doch noch wenige Sekunden einen Blick auf deinen wunderschönen Körper", bittet er, doch ich schüttele hartnäckig mit dem Kopf. "Lass es endlich", sage ich nun ziemlich ernst. Ich schlüpfe in ein paar schwarze High Heels und binde mein schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz. Zwar sehe ich jetzt verdammt langweilig aus, aber was soll ich machen. Auf Streit mit meiner Mutter habe ich echt keine Lust.

Ich nehme Dereks Hand und ziehe ihn aus meinem Zimmer heraus, die Treppe hinunter, bis wir am Aufzug angekommen sind. Zwar ist er ganz charmant, aber mehr Zeit will ich mit ihm jetzt nicht mehr verbringen. Mom macht mir die Hölle heiß, wenn sich ein fremder Typ an diesem Wochenende im Haus herumtreibt. Außerdem ist der Hauptaspekt eines One-Night-Stands, dass er nach einer Nacht wieder verschwindet und diese Nacht ist bereits vorbei. Als wir uns gestern im Club getroffen haben, war er damit zufrieden, aber jetzt scheint er irgendwie nicht mehr gehen zu wollen.

"Kannst du jetzt bitte gehen?", frage ich ehrlich, als er vor dem Aufzug stehen bleibt und sich erwartungsvoll gegen die Wand lehnt. "Nicht ohne deine Nummer, Schatz", er grinst gewinnend. Normalerweise finde ich diese Spitznamen ja süß, aber gerade machen sie mich einfach nur sauer. Ist das irgendwie sein erster One-Night-Stand oder versucht er das bei jeder?

"Das kannst du vergessen", sage ich ernst und sehe ihn ernst an. Er ist der Letzte, der hier das Recht hat Forderungen zu stellen. "Das denke ich nicht", diskutiert er weiter. "Geh jetzt", dieses Mal hänge ich kein 'Bitte' an den Satz heran.

Trotzig blickt er mich an und bewegt sich keinen Zentimeter. Immer mehr beginne ich mich bedrängt zu fühlen. Warum ist er so hartnäckig. Wir haben doch vorher darüber gesprochen, dass ich nichts Festes will.

"Jetzt verlass mein Haus", sage ich ernst. "Nein", er betrachtet mich weiterhin von Kopf bis Fuß. Langsam habe ich keine Ahnung mehr, was ich tun soll.

Genau in diesem Moment öffnen sich die Türen des Aufzuges von alleine. Verwundert schaue ich, was der Grund dafür ist, und erblicke Cole und Elijah, die zusammen in der Kabine stehen. Sobald Cole sich einige Sekunden die Situation angesehen hat, tritt er mit Elijah aus dem Aufzug und sieht den Jungen ernst an: "Ich denke, dass die Dame jetzt möchte, dass du gehst."

Seine unerwartete Initiative verwundert mich, beeindruckt mich allerdings ebenso. Ich hätte nicht gedacht, dass Cole mir helfen würde. Zwar wäre er bisher immer nett zu mir und wir haben uns gut verstanden, aber ich bin ja nicht sein Kind. Deshalb hätte ich keine Hilfe von ihm erwartet. Das bringt mir sofort mehr Sympathie für ihn. Vielleicht wäre es doch nicht so schlimm mit ihm in einem Haus zu leben.

Derek verschwindet ohne ein weiteres Wort schnell in die blecherne Kabine und drückt auf einige Knöpfe, als würde er so schnell versuchen die Türen so schnell wie möglich zu schließen. Dem Anschein nach hat Cole ihm Angst gemacht zu haben.

Mir entgeht aber auch Coles böser Blick nicht, den er auf den fremden Jungen gerichtet hält. Warum er so reagiert, kann ich nicht sagen, aber aus irgendeinem Grund gefällt es mir. Er wirkt nämlich ein wenig eifersüchtig und das versetzt mich direkt in eine bessere Stimmung.

"Danke, Cole", lächele ich ein wenig schüchtern, da ich nicht genau weiß wie ich auf seine Hilfe reagieren soll. "Immer gerne, Tessa", sein Lächeln ist selbstbewusst und echt. "Bitte erzähl meiner Mutter nichts davon", bitte ich aus einem Impuls heraus. Das würde das ganze lockere Verhalten meiner Mutter zunichtemachen. Denn bisher hatte sie nichts dagegen, dass ich Typen mit nach Hause bringe. Wenn sie allerdings den Eindruck hat, dass ich das Ganze nicht im Griff habe – was ich aber sonst immer habe -, wird sie viel strenger damit umgehen und mir das ganze vielleicht noch komplett verbieten. "Natürlich werde ich das nicht tun", er zwinkert mir verschwörerisch zu: "Deine Mutter muss schließlich nicht alles erfahren, oder?" Ich nicke zustimmend und setzte ein zufriedenes Lächeln auf. Cole ist echt in Ordnung.

"Aber apropos Hayley, wo ist deine Mutter?", erkundet er sich nun. Ich überlege kurz. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, weil ich mir an diesem Tag bisher große Mühe gegeben habe ihr aus dem Weg zu gehen. "Ich weiß es nicht sicher, aber wahrscheinlich ist sie in ihrem Arbeitszimmer", teile ich ihm mit: "Sie sitzt wahrscheinlich am Computer. Momentan arbeitet sie an einem größeren Projekt."

"Gut, dann gehe ich sie mal suchen. Danke, Tessa", mit diesen Worten verschwindet er und lässt mich mit Elijah alleine zurück.

Tessa & Elijah oder Tessa & Derek?

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Where stories live. Discover now