Kapitel 23

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Tessa

Mit einer Schüssel asiatischer Nudeln und einer Flasche Cola kehre ich in mein Zimmer zurück. Das Gespräch mit Mom lief glücklicherweise gut und auch das Problem mit dem Zusammenziehen sind wir angegangen. Sie hat eingeräumt, dass es mir hätte früher gesagt sollen, während ich zugegeben habe, dass ich auch etwas besser hätte regieren können.

Zwar zweifele ich immer noch nicht daran, dass es schrecklich wird mit Elijah zusammen zu wohnen, aber was soll ich schon dagegen tun. Ich werde Cole schließlich wohl kaum dazu überreden können Elijah zur Adoption frei zu geben.

Trotzdem mag ich Cole aber und möchte, dass meine Mutter mit ihm glücklich wird. Also werde ich meine Wut wohl von Mom auf Elijah verlagern. Schließlich ist er das Einzige, was mich an der Situation stört.

Ich schließe die Tür mit meinem Fuß und laufe dann auf das Bett zu, von dem sich Jil keinen Zentimeter weg bewegt zu haben scheint. Vorsichtig stelle ich die Mahlzeit, sowie die Plastikflasche und zwei Gläser auf meinem Nachtisch ab.

Normalerweise würde ich meine Freunde fragen, ob sie das Essen überhaupt mögen, aber Jil kenne ich so gut, dass das nicht nötig ist. Schließlich sind genau diese Nudeln so gut wie das Einzige, was ich sie in der Schule essen sehe. Fast könnte man denken, dass sie sich nur davon ernährt.

"Hast du es mit deiner Mutter geklärt?", fragt sie, als sie sich aufs Bett legt. "Ja, sie hat gesagt, dass du für heute erst mal hier bleiben kannst", ich reiche ihr die Schüssel. Kommen wir nun zum unangenehmen Teil: "Aber sie ruft deine Eltern an, um zu sagen, dass du hier bist. Sie will verhindern, dass sie sich Sorgen machen." Sofort schluckt sie schwer. "Deine Mutter wird sicher nichts dagegen haben", versuche ich sie zu beruhigen: "Schließlich sind unsere Mütter doch befreundet. Zu einer spontanen Übernachtung wird sie sicher nicht nein sagen. Das entlastet sie doch ein wenig." "Du findest mich also anstrengend?", endlich erscheint ein Lächeln auf ihren Lippen. "Ein wenig", necke ich sie, während ich den Deckel der Flasche aufschraube und mir etwas eingieße: "Willst du auch?" Sie nickt, während sie nach der Gabel greift und damit in ihrem Essen herumzustochern beginnt.

Also gieße ich auch ihr etwas ein und reiche ihr das Glas. "Kann ich dir was erzählen?", frage ich plötzlich aus einem Impuls heraus. Sie dreht ihre Gabel zwischen den Fingern, während sie mich aus ihren großen Augen interessiert ansieht: "Klar, du weißt doch, dass du immer mit mir sprechen kannst." "Und du immer mit mir", sage ich schnell. "Jaja, das weiß ich", sie rollt mit den Augen: "Also erzähl!" "Na gut, meine Mom hat mir heute Morgen gesagt, dass wir am Abend mit Cole und seinem Sohn zum Essen verabredet sind", beginne ich. "Stimmt, das hattest du erzählt", Jil beginnt langsam zu essen: "Wie war's?" "Grauenhaft", ich habe keine Ahnung, warum aber plötzlich fange ich zu lachen an.

Wahrscheinlich weil ich endlich merke, wie absurd das Ganze ist. Ich heule meiner Freundin etwas von dem Abendessen vor, während sie wahrscheinlich viel schlimmere Probleme hat als ich.

"Warum? Was ist los?" "Du wirst es nicht glauben, aber der Sohn vom Freund meiner Mutter ist niemand anderes als Elijah Baxter", meine Stimme wird plötzlich völlig dramatisch, während ich am Glas nippe. "Meinst du den Elijah Baxter?", nun klingt sie noch interessierter: "Den aus unserer Schule?" Ihre Augen leuchten fast schelmisch. Für solche Geschichten ist sie immer zu haben.

"Exakt den", seufze ich. Ihre wachsende Begeisterung bringt mich allerdings zum Lächeln. "Oh Gott, du tust mir so leid. Der ist echt unausstehlich, obwohl die Mädchen aus unserer Schule, die ihn nicht richtig kennen, ihn eher als unwiderstehlich bezeichnen würde", beteuert sie ihr Mitleid.

"Ja, stimmt, aber das ist noch nicht alles", endlich mit jemandem darüber reden zu können und meine aufgestaute Wut so zu besiegen, fühlt sich befreiend an: "Meine Mutter will auch, dass die mit uns zusammen ziehen. Aber glücklicherweise nicht sofort. Stattdessen haben die Erwachsenen einfach beschlossen, dass Cole und Elijah ein paar Mal übers Wochenende hier übernachten. So wollen sie testen, ob es funktionieren würde."

Nun steht meiner besten Freundin der Mund sperrangelweit offen: "Und du machst das einfach mit?" "Nein, ich war total geschockt und auch wütend", gebe ich zu: "Aber ich habe beschlossen meiner Mutter das Leben nicht extra schwer zu machen. Wenn Elijah mich aber provoziert oder einen Streit anfängt, werde ich mich sicher nicht zurückhalten." "So kenne ich mein Mädchen", grinst sie und rückt ein Stück auf der Matratze zur Seite, um mir Platz zu machen.

Der stillen Aufforderung folgend, lege ich mich neben sie und starre an die Decke: "Tja, das Leben hasst mich eben." "Mich doch auch", aus dem Augenwinkel nehme ich wahr wie sie ebenfalls die weiße Decke beobachtet. "Ich hab übrigens dein Handy mit hoch gebracht", ich ziehe den kleinen hoch elektronischen Kasten aus meiner Hosentasche und reiche es ihr. Erst jetzt sehe ich, wie zersplittert der Bildschirm wirklich ist. Was damit passiert ist, kann ich wirklich nicht einschätzen. Schließlich passt sie sonst immer darauf auf, als wäre es für sie überlebenswichtig. "Willst du mir vielleicht erzählen, was eigentlich passiert ist? Mom hat nämlich gesagt, dass du länger bleiben kannst, wenn sie weiß, was los ist", frage ich nun vorsichtig und drehe ihr mein Gesicht zu.

Erst scheint es so, als würde sie nicht reagieren, doch dann nehme ich wahr wie sich in ihren Augen Tränen zu bilden beginnen. Erneut will ich ihr sagen, dass es nicht wichtig ist und dass ich es nicht wissen muss, da nimmt sie mir das Handy aus der Hand: "In Ordnung, ich sage es dir, aber du musst versprechen es für dich zu behalten."

Sie hält mir ihren kleinen Finger hin. Ich harke meinen Eigenen ein und bestätige so meinen Schwur: "Ich verspreche es dir hoch und heilig." Sie nimmt noch einen schweren Atemzug und wischt sich die Tränen weg, bevor sie sich bereit macht, um mir ihrer Geschichte zu beginnen.

Jetzt wollte ich diese Chance mal nutzen und mich für die 2K Reads bei euch bedanken. Das hat mich echt überrascht, weil ich die 1K total verpennt habe. Außerdem wollte ich mich auch dafür entschuldigen, dass es im Moment mehr um Jil und Tessa geht, aber im zweiten Buch wird es um Jil gehen und diese Kapitel hier sollen das Ganze ein wenig einläuten. Bald geht es dann aber auch mit Tessa und Elijah weiter. Keine Angst!

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Where stories live. Discover now