Kapitel 62

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Tessa

Die Türen des Aufzugs öffnen sich und Elijah greift nach meiner Hand: "Bist du bereit?" Ich beiße mir auf die Lippe. Damit, dass er mich in sein Appartement bringen würde, hatte ich nicht gerechnet, doch es ist eine gelungene Abwechslung.

"I-Ich weiß nicht", murmele ich unsicher. Die ganze Situation überfordert mich irgendwie. "Ist dein Dad nicht hier?", ich stecke meinen Kopf probeweise in die Wohnung. "Nein", er zieht mich in die Wohnung hinein: "Er ist bei deiner Mom." Ich verziehe das Gesicht. "Warum hat sie mir das nicht gesagt?", ich runzele die Stirn. "Sagst du deiner Mutter denn alles?", stellt er die Gegenfrage. "Nein", ertappt schüttele ich den Kopf.

"Dann folge mir", er streicht mir sanft über die Wange. Seine Finger sind warm und prickeln auf meiner Haut. "Wohin?", ich hebe das Kinn ein Stück. "In den Pool", er wackelt mit den Augenbrauen. "Du hast einen Pool?", bohre ich nach. "Dad hat einen Pool, eher gesagt einen Whirlpool, den ich heute einfach mal für meine eigenen Zwecke nutzen werde", er schenkt mir ein teuflisches Lächeln.

Ich folge ihm ergiebig, als er mein Handgelenk loslässt. "In Badesachen oder doch lieber nackt?", die Tatsache, dass er mich überhaupt fragt, erweckt in mir erneut das Gefühl, dass er mich wirklich liebt. Bei anderen Mädchen hätte er mit Sicherheit darauf verzichtet und letztere Möglichkeit vielleicht vorausgesetzt. Doch mir lässt er die Wahl.

Bevor ich jedoch antworten kann, scheint er sich an etwas zu erinnern: "Stopp, nein, lieber doch nicht nackt." "Was? Warum nicht?", ich versuche möglichst empört zu klingen. "Wir haben ziemlich neugierige Nachbarn", er schenkt mir einen entschuldigenden Blick. "Haben die denn kein eigenes Leben?", ich kann nicht anders, als zu lachen. "Die meisten von ihnen sind alt, alleine und gelangweilt. Also nein, sie haben kein Leben", nun lacht auch er. "In Ordnung, dann Badesachen", erwidere ich: "Es gibt da aber ein Problem." "Problem? Das ist ein Fremdwort für mich", scherzt er, doch ich meine es ernst. "Dann solltest du es mal schnell deinem Wortschatz hinzufügen", verlange ich weiterhin grinsend: "Ich habe nämlich keine Badesachen."

Er legt den Kopf schief, sodass es den Anschein hat, als hätte ich gerade etwas Dummes gesagt: "Das ist grundsätzlich richtig, aber du hast ja noch deine Unterwäsche, die du genauso gut nutzen kannst." "Ich soll mich also schon wieder ausziehen?", frage ich nach. Er zuckt mit den Schultern: "Wenn du willst, mache ich das auch für dich."

Ich sehe ihn ernst an: "Nicht so gierig." "Ich bin aber gerne gierig", er legt seine Hände vorsichtig auf meinen Rücken und zieht mich so an sich. "Das war mir schon von Anfang an klar", ich lasse ihn gewährt und lege meine Lippen auf seine. Er öffnet den Verschluss so langsam, dass es mich regelrecht zu nerven beginnt. Deshalb führe ich meine Hand schnell an seine und umschließe diese gerade fest genug, um sein Tempo zu erhöhen.

Er löst sich von mir, als das Kleid endlich offen ist, und umfasst mein Kinn vorsichtig mit zwei Fingern: "Nicht so gierig, Schätzchen." Das bringt mich ein weiteres Mal zum Grinsen: "Mit den eigenen Waffen geschlagen. Wie traurig." "Ich weiß", erwidere ich: "Genauso traurig wie du."

Nun stehe ich nur noch in Unterwäsche und Schuhen vor ihm, was auf mich irgendwie nicht fair wirkt. Deshalb betrachte ich ihn für einige Sekunden in seiner ganzen Schönheit und mache mich dann daran ihn in die gleiche Situation wie mich zu bringen. Zuerst ziehe ich sein Shirt aus, gefolgt von seiner Hose, bis auch er nur noch Unterwäsche und Schuhe trägt.

Alleine streift er seine Schuhe und Socken ab und hält mir dann seine Hand hin: "Sind Sie bereit für ein wenig Spaß im Pool, My Lady?" "Natürlich, Sir", ich bücke mich kurz, um mir die Schuhe auszuziehen, richte mich dann aber wieder auf und ergreife seine freie Hand.

Gemeinsam steigen wir in die das Wasser. Da es, wie für gewöhnlich, nicht tief ist, lasse ich mich auf eine der Sitzflächen fallen. Elijah scheint damit allerdings noch nicht ganz zufrieden zu sein. Er lässt sich direkt neben mich fallen und legt einen Arm um meine Schultern.

"Willst du was trinken?", fragt er grinsend und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. "Wenn du es schon so anbietest, nehme ich das Angebot gerne an", erwidere ich erwartungsvoll.

Er erhebt sich noch einmal und beugt sich über den Rand des Pools. Hervor zieht er zwei Gläser und eine Flasche Champagner. "Oh, vornehm", kommentiere ich und nehme ihm eines der Gläser ab. "Für dich ist mir nichts zu schade", er streicht mir eine nasse, dunkle Strähne hinters Ohr: "Außerdem gefällt es mir, wenn du mich so ansiehst."

Erst weiß ich nicht, was er meint, doch dann bemerke auch ich, wie ich ihn anschaue. Ich wirke leicht verträumt, während ich ihn mustere. Schnell versuche ich wieder neutral zu schauen, doch es gelingt mir nicht wirklich.

"Hey, ist schon gut", er streicht mir sanft über die Wange und küsst mich dann achtsam auf die Stirn: "Du bist so wunderschön." Ich will etwas darauf antworten, doch mir fällt nichts ein, was ich sagen könnte. Zwar haben mir schon genug Leute gesagt, dass ich in einem kurzen Kleid heiß aussehe oder ich schönes Haar habe. Als wirklich wunderschön hat mich jedoch noch niemand bezeichnet oder zumindest hat noch niemand es tatsächlich so gemeint.

Ich öffne den Mund, um doch etwas zu erwidern, doch er presst seinen Mund verlangend auf meinen. Nach einigen atemlosen Sekunden, die mir wie Minuten vorkamen, löst er sich wieder von mir: "Du musst nichts erwidern." Ich widerspreche ihm allerdings: "Doch, es gibt noch etwas, was ich sagen muss."

Erwartungsvoll, aber mit hochgezogenen Augenbrauen, betrachtet er mich und scheint regelrecht zu warten. "Ich liebe dich", ich lege meine Beine auf seinen Schoß und nehme einen Schluck des Alkohols. Er trinkt ebenfalls, während er mich wie versessen beobachtet. "Lass das", bitte ich ihn: "Das ist gruselig." "Ich beobachte dich eben gerne", er zieht mich an den Beinen ein Stück näher an sicher heran.

Ich lasse mich in seine Arme sinken und starre in den Himmel hinauf. Die Sterne leuchten, durch die Lichter der Großstadt gedämpft, blass auf uns hinab. "Kann ich dich was fragen?", ich lehne den Kopf gegen seine Schulter. "Du kannst mich jederzeit alles fragen", er dreht die Wärme der riesigen, blubbernden Badewanne auf, was nur noch mehr Blasen aufsteigen lässt. "Wie sollen wir es unseren Eltern sagen?", rücke ich mit der Frage heraus, die mich schon etwas länger beschäftigt. "Was?", ich runzelt die Stirn. "Wie sollen wir unseren Eltern sagen, dass wir uns lieben?", ich beiße mir fest auf die Lippe: "Wenn sie irgendwann heiraten, werden wir Stiefgeschwister."

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Where stories live. Discover now