Kapitel 31

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Elijah

Als ich die Treppe hinuntersteige, sitzt Tessa bereits mit verschränkten Armen auf dem Sofa. Seit die Erwachsenen uns mitgeteilt haben, was sie für dieses Wochenende geplant haben, ist sie schlecht gelaunt, was meine Laune auch nicht sonderlich hebt. Allerdings nicht, weil ich Zeit mit der neuen Familie verbringen muss, sondern weil sie sich mir so sehr widersetzt.

Aus diesem Mädchen werde ich echt nicht schlau. Ich habe sie darum gebeten mir zu sagen, wer dieser Typ ist und sie muss mal wieder ihren Trotz rauslassen. Zwar hatte ich noch nicht viel mit ihr zu tun, aber dass sie temperamentvoll sein und störrisch sein soll, ist auch mir zu Ohren gekommen. Das habe ich ja jetzt auch am eigenen Leib erfahren. Trotzdem hat sie etwas Anziehendes an sich. Sie ist eine richtige Herausforderung für mich. An der Tatsache, dass sie gefühlt mit jedem Typen in die Kiste springt, änder sich allerdings nichts. Schließlich habe ich das ja heute Mittag selbst gesehen, als sie dieses Blondchen herausgeworfen, oder es zumindest versucht, hat.

"Was schauen wir denn heute?", frage ich und stütze mich auf das Treppengeländer. Dass das Haus ziemlich schon ist, muss ich wirklich zugeben.

Ihr genervtes Seufzen entgeht mir nicht: "Am liebsten gar nichts." Ich muss grinsen. Sie scheint immer noch keinen Bock zu haben und wie es scheint, macht sie auch keine Anstalten das zu verbergen. "Okay, dann suche ich halt aus", ich laufe lässig auf sie zu und lasse mich dann neben sie aufs Sofa fallen: "Was habt ihr denn so für Filme?" "Gar keine, als ob ich mir DVDs kaufe", sie sieht mich so an, als wäre meine Frage, die Dümmste, die sie je gehört hat. "Gut, was dann, Prinzessin?"

Der Spitzname scheint sie wütend zu machen, was mich allerdings nur amüsiert. Schon wieder beweist sie mir, dass sie tatsächlich eine Herausforderung für mich ist.

Sie schnappt sich die Fernbedienung und schaltet den Bildschirm ein: "Netflix!" "Ja, davon habe ich schonmal gehört", grinse ich und tue so, als hätte bei dem Streamingdienst keinen eigenen Account. Sie erwidert nichts und starrt einfach weiter gebannt nach vorne. So als würde sie hoffen, dass ich einfach verpuffe, wenn sie mich nur lange genug ausblendet.

Das gibt mir die Zeit sie von oben bis unten zu mustern. Genau wie ich selbst hat sie sich bereits einen Schlafanzug angezogen, den ich niemals an ihr vermutet hätte. Zwar sind sie kurz, doch nicht zu kurz, sondern eher gerade luftig genug für den Sommer. Sie trägt ein weiß-lila gepunktetes Top und eine dazu passende kurze Hose, während sie an den Füßen geringelte Socken in genau den gleichen Farben trägt. Ihr Haar hat sie zu einem lockeren Dutt gebunden, der an ihr total ungewohnt wirkt. Sonst sind ihre Haare entweder immer zu einem strengen Zopf gebunden oder komplett offen.

So wie sie jetzt ist, habe ich sie noch nie gesehen. Stattdessen wirkt sie normalerweise eher unantastbar, doch hier ist sie eher mädchenhafte. Ihr Temperament hat sie allerdings trotzdem nicht verloren. Das hat wohl einfach nicht mit dem Look zu tun. Selbstbewusst ist sie eben immer.

Vielleicht hatte Eric ja recht. Mit ihr zusammen in einem Haus zu leben könnte echt eine Chance sein. Aber nicht, weil ich hoffe, mit ihr Bett zu steigen. Viel eher, weil ich so einen völlig neuen Eindruck von ihr bekomme. So wie zum Beispiel in diesem Moment.

In der Schule ist sie immer dieses attraktive, von allen Jungs begehrte Mädchen, an das sich viele nicht herantrauen. Ich will nicht sagen, dass sie so nicht attraktiv ist, doch irgendwie ist sie jetzt gerade auf eine andere Art schön. Das zu erklären ist schwer und wahrscheinlich würde es auch keiner verstehen, der sie nicht genau sieht wie ich, zumal ich diese Gedanken auch nie vor anderen zugeben würde.

Mittlerweile hat sie Netflix gestartet und sieht mich wartend an. Hat sie bemerkt, dass ich sie beobachtet habe? "Also, was willst du sehen?", fragt sie. "Lass mich mal schauen", ich will nach der Fernbedienung greifen, doch sie hält diese weiterhin fest in ihren kleinen Händen und scheint mich nicht heranlassen zu wollen. Ich löse ihre Finger allerdings sanft von dem Gegenstand und mache es mir zu Eigen. Dabei lasse ich meine Finger über die weiche Haut ihres Oberschenkels gleiten. Anmerken lasse ich mir jedoch nichts.

Da sie diese kleine Berührung zugelassen hat, entscheide ich mich meine Grenzen auszutesten. "Mach mal Platz", ich hebe meine Füße grinsend vom Boden und platziere sie sanft auf ihren Oberschenkeln. Das kann ein Spaß werden.

Was denkt ihr? Wird es Streit geben oder verläuft der Abend relativ entspannt? Und was ist plötzlich mit Elijah los? 

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Where stories live. Discover now