Kapitel 64

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Tessa

Da Thalia anfangen darf, stellt sie ihre Geschenktüte auf den Tisch und schiebt diese dann langsam zu mir herüber. Teilweise bin ich aufgeregt, habe aber auf eine andere Art auch leichte Bedenken, da sie noch nie wirklich gut darin war Geschenke zu machen. Sie kauft einfach immer das ein, was sie gerne haben würde und geht dann fast automatisch davon aus, dass jeder andere genauso ist, wie sie. Hin und wieder sind Sachen dabei, die den Geschmack der Beschenkten wirklich treffen, doch meistens langt sie irgendwie daneben. Zwar freue ich mich über jedes Geschenk und will da normalerweise wirklich nicht kleinlich sein, aber Thalia und ich haben nicht zu einhundert Prozent den gleichen Geschmack. Manche Dinge, die sie kauft, finde ich sogar ehrlich gesagt schrecklich.

"Wäre es nicht besser, wenn wir alle schon mal die Geschenke verteilen und sie dann zusammen öffnen", schlägt Jil vor und stellt ihr Geschenk ebenfalls auf den Tisch. Thalia zuckt mit den Schultern, während ich zustimmend nicke: "Ja, dann müssen die anderen nicht so lange warten und wir können gleichzeitig Freude an unseren Geschenken haben." Thalia rollt mit den Augen: "Wenn ihr das unbedingt wollt." "Ja, das wollen wir", sage ich selbstsicher und zieht das Geschenk heraus, was ich gekauft habe.

Zwar habe ich Jil schon etwas geschenkt, aber das kann ich Thalia ja nicht sagen. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass Jil nicht will, dass sie es weiß. Deshalb habe ich ihr noch etwas anderes besorgt, um kein besonderes Aufsehen zu erregen. Es gibt eben Geheimnisse, die man nicht mit jedem teilen muss. Allerdings bin ich mir nun unsicher, ob ich wirklich das Richtige besorgt habe.

Als Jil mir aber zustimmend zu nickt, ziehe ich ihr Geschenk hinter dem Sofa, wo ich ihn platziert habe, vor. Es ist ein grauer Rucksack, an dem ich einen kleinen Anstecker befestigt habe. Dieser zeigt eine Regenbogenflagge. Zwar gehört er nicht zum Rucksack, aber als ich ihn gesehen habe, musste ich sofort an Jil denken. Nun bin ich mir jedoch unsicher, ob es vielleicht zu viel oder zu offensichtlich ist. Ich beiße mir nervös auf die Lippe, während ich meiner Freundin das Geschenk überreiche.

Jetzt, wo jeder das passende Päckchen vor sich stehen hat, treffen sich unsere Blicke und ich kann sehen, wie jeder innerlich von drei runterzuzählen beginnt. Zwar sind wir drei uns nicht wirklich ähnlich, doch sowas fällt uns immer gleichzeitig ein. Dass wir also gleichzeitig hinunterzuzählen anfangen, ist nichts Ungewöhnliches.

Bei null angekommen, beginnen wir uns gemeinsam über die Geschenke herzumachen. Ich öffne die Tüte und ziehe ein kleines, schweres Paket heraus. Es ist in weißes Papier mit darauf gedruckten Rentieren, die rot-grüne Weihnachtsmannkostüme trägen, gewickelt. Wenn man es umdreht, bekommt man einen ersten Eindruck von ihren Einpackkünsten, um die ich sie meistens wirklich beneide. Wie kann es Mensch mit so wenig Tesafilm so gut Geschenke einpacken? Bei mir sieht es immer so aus als wäre es von einer dreijährigen eingepackt worden.

Ich reiße das Papier an den entscheidenden Stellen so gerade wie möglich auf, um mein Geschenk so schnell wie möglich erblicken zu können. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Thalia vergeblich versucht mit ihren langen, gemachten Fingernägeln vorsichtig die Klebestreifen zu lösen. Zwar spürt sie meist vor Enthusiasmus, kann sich bei Geschenken aber irgendwie immer gedulden. Schon als kleines Kind hat sie immer Stunden gebraucht, um Sachen auszupacken. Sie wollte das Geschenkpapier einfach so kaputt machen. Verstehen konnte ich das nie.

Nachdem ich sie einige Sekunden beobachtet habe, wende ich mich wieder mir selbst zu. Ich lege das Papier zur Seite und wende mich dann dem Gegenstand zu. Es dauert einige Sekunden, doch dann registriere ich, was sie mir da geschenkt hat.

Bei dem Gegenstand handelt es sich um eine hellblaue Flasche, die mich irgendwie sofort an den Strand denken lässt. Darin befindet sich mein Lieblingsparfüm. Sofort fange ich an zu strahlen. Schon seit Wochen ist mein eigenes leer gegangen, weshalb ich mich nun umso mehr freue. Doch noch mehr als das Geschenk an sich, freut mich die Tatsache, dass mir dieses Geschenk verrät, dass sie mir doch zu hört. Hin und wieder habe ich nämlich das Gefühl, dass eben das nicht der Fall ist. Ich habe ihr nämlich nur einmal davon erzählt, dass meine eigene Flasche leer gegangen ist, während sie am Handy war, weshalb ich damit heute auf keinen Fall gerechnet habe.

Sofort falle ich ihr in die Arme. "Dass du dich so sehr freuen würdest, hätte ich echt nicht gedacht", sie klingt ziemlich überrumpelt, als ich sie regelrecht erdrückt. "Ich auch nicht", flüstere ich mir selbst zu. "Was hast du gesagt?", harkt sie nach.

Schnell löse ich mich von ihr. "Ach, nichts", lenke ich schnell vom Thema ab. Sie muss ja nicht unbedingt erfahren, dass jeder denkt, dass sie nicht gut schenken kann. "Was hast du bekommen?", versuche ich verzweifelt ein neues Thema anzuschneiden.

Zum Glück geht sie augenblicklich darauf ein und hält mir zwei Karten vor die Nase. Auf den ersten Blick würde ich sagen, dass es sich vielleicht um Kinokarten handelt. Da ich aber weiß, dass sie sich darüber niemals freuen würde, verwerfe ich den Gedanken schnell wieder.

"Was ist das?", die Frage muss wohl ziemlich dümmlich geklungen haben, da sie mich mit einem entgeisterten Blick anstarrt. "Man Tessa. Das sind Karten für die nächste Tour von Ariana Grand", ihre Augen beginnen regelrecht zu leuchten und das bringt mich irgendwie auch zum Grinsen. Thalia ist eine richtige Stimmungskanone.

Dann wendet sie sich aber Jil zu und ich verspüre einen unangenehmen Stich in der Magengegend. Was ihr Kommentar zu meinem Geschenk sein wird, kann ich mir bereits vorstellen.

"Jetzt zu", gespannt starrt sie die einzige Blondine im Raum an. Diese hält den Rucksack hoch, verdeckt den kleinen Anstecker allerdings, was ich gut verstehen kann. Augenblicklich wandern Thalias Augenbrauen in die Höhe: "Ist da drinnen, richtig?" "Nein", übernimmt Jil das glücklicherweise sofort: "Es ist der Rucksack." Nun weiß die Dunkelhaarige nicht mehr, was sie sagen soll und starrt einfach nur fragend zwischen uns hin und her, als würde sie fragen wollen, ob das gerade kein Scherz ist. "Also ich freue mich", verschmitzt grinsend zwinkert Jil mir zu: "Es wohl mit Abstand das Beste, was ich je bekommen habe."

Tut mir echt leid, dass jetzt länger nichts kam. Ich war ziemlich eingespannt. Erste Schulwoche halt.

Jetzt bin ich aber wieder da und versuche mehr zu schreiben. Heute ist auch mein neues Fantasy Buch online gegangen, was heißt, dass ich auf jeden Fall mehr schreiben werde.

Außerdem möchte ich diese Chance nutzen, um mich bei euch für die 50K Reads bedanken möchte, die dieses Buch bereits erreicht hat. Als ich es angefangen habe, hätte ich niemals erwartet, dass wir sowas schaffen könnten. 

PS: Wie findet ihr das neue Update von Watty? Ich finde es schrecklich.

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Where stories live. Discover now