Kapitel 30

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Tessa

Langsam öffne ich die Tür zum Büro meiner Mutter und sehe die drei Leute, die sich bereits darin befinden, fragend an: "Mom, was gibt's?" Diese sitzt auf ihren Schreibtischstuhl und hat die Beine übereinander geschlagen, während Cole sich gegen den Tisch gelehnt und seine Hände sanft auf ihre Schultern gelegt hat.

Elijah hat sich in eine leere Ecke des Raumes verdrückt und macht ein wütendes Gesicht. Er starrt fest auf den Boden, als ich ins Zimmer komme und scheint zu versuchen extra nicht aufzuschauen. Ob er schon weiß, was die Erwachsenen zu sagen haben?

"Da ihr ja jetzt da seid, können wir euch dann jetzt auch mitteilen, was wir für dieses Wochenende geplant haben", sie klatscht so plötzlich in die Hände, dass ich leicht zusammen zucke. Cole scheint ihr nicht gut zu tun. Der sorgt für viel zu gute Laune bei ihr.

"Ihr habt was geplant?", meldet sich nun Elijah zu Wort und hebt seinen Blick nun doch. "Reicht es nicht schon, dass die überhaupt hier schlafen? Da müssen wir doch nicht noch was unternehmen", beschwere ich mich.

"Den heutigen Tag könnt ihr ja gerne noch alleine verbringen, aber den Abend würde ich gerne mit der Familie verbringen", erklärt jetzt auch Cole, der völlig auf ihrer Seite zu sein scheint: "Hättet ihr Lust auf einen Filmabend?"

Seinen Vorschlag ignoriere ich vollkommen. Stattdessen klingt das Wort 'Familie' immer wieder in meinem Kopf wieder. Ich würde das, was wir vier momentan sind, wirklich nicht als sowas bezeichnen.

"Gut, dann machen wir halt heute einen Filmabend", seufzt der dunkelhaarige Junge: "War's das dann?" Prompt beantwortet meine Mutter seine Frage: "Nein, noch nicht ganz."

Ich muss mich wirklich beherrschen, um nicht genervt zu stöhnen. Was sollen wir denn noch machen? Reicht es ihnen nicht, dass sie uns schon zwingen Zeit miteinander zu verbringen? Als wäre das nicht schon Qual genug!

"Für morgen haben wir eine kleine Dinnerparty geplant. Dann können unsere Familien sich auch mal gegenseitig kennenlernen und wir laden auch noch ein paar andere Leute ein, die uns nahe stehen", erklärt meine Mutter. Nach den Wörtern 'Dinnerparty' und 'Familie' höre ich auf zuzuhören.

Wenn meine Mutter eine Party veranstaltet, wird diese niemals klein. Obwohl ich mich was das angeht nicht beschweren darf. Schließlich sind meine Partys schon lange keine kleinen Runden mit Freunden mehr, doch ich habe mich, was das angeht besser im Griff, als meine Mom.

Sie versucht nämlich meistens zu protzen, bereitet Unmengen an Essen vor und lädt gefühlt alle Leute an, die sie kennt, um zu zeigen, wie reich sie ist. Die ersten Feste, dieser Art, die ich miterlebt habe, haben mich echt geschockt, da sie es sonst eigentlich nicht nötig vor anderen zu protzen, aber bei ihren Partys ist sie irgendwie gar nicht mehr wieder zu erkennen. Als wäre sie eine andere Person.

"Tessa, geht es dir gut?", meine Mutter reißt mich aus meinen Gedanken. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich beide Augenbrauen in die Höhe gezogen und den Mund weit aufgerissen habe. "Ich denke, dass das keine gute Idee ist", gebe ich zu: "Mom, du kannst mit Partys nicht umgehen."

"Kann ich wohl", widerspricht sie mir: "Außerdem hilft Cole mir ja und es wird wirklich nur eine kleine Feier." Ich rolle mit den Augen: "Wenn du meinst. Ich halte es aber weiterhin für keine gute Idee. Außerdem möchte ich nicht jedes Wochenende mit der Familie verbringen. Ich hab auch noch Freunde, mit denen ich Zeit verbringen möchte." "Das weiß ich und nächstes Mal kannst du dich gerne wieder mit deinen Freunden treffen, aber Zeit mit der Familie ist genauso wichtig", maßregelt sie mich.

Am liebsten würde ich auf der Stelle aus dem Raum rennen. Das ist wirklich unfair. Warum muss ich mein Leben jetzt umstellen. Ich habe auch meine Freunde, die ich nicht vernachlässigen kann. Besonders nicht Jil, die meine Hilfe momentan mehr braucht als meine Mom.

"Du wirst morgen an der Feier teilnehmen, basta. Ich werde mit dir sicher nicht diskutieren", nun reicht es meiner Mutter und sie spricht ein Machtwort. Ich rolle erneut mit den Augen, widerspreche aber nicht. Zwar teste ich gerne meine Grenzen, weiß allerdings auch, wann es reicht.

"Und du wirst auch da sein, Elijah", weist Cole seinen Sohn an, welcher sich zwar nicht beschwert hat, aber trotzdem nicht glücklich schaut. Dieser beschwert sich ebenfalls nicht. Warum er heute aber so komisch ist, weiß ich echt nicht. Vielleicht hat ihm dieses Mädchen, mit dem er in der letzten Woche geflirtet hat, ihm einen Korb gegeben. Sowas konnte er nämlich noch nie gut haben. Dieser Gedanke hebt meine Laune sofort ein Stück. Geschieht ihm nur recht.

Und? Was denkt ihr? Warum ist Elijah so komisch drauf? Und wie wird die Party verlaufen? Wird es genauso schlimm, wie sie es sich vorstellt?

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Where stories live. Discover now