Kapitel 53

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Tessa

Ich stehe an der Reling unseres Balkons und sehe, wie schon so oft, auf die Stadt hinunter. Meine Gedanken kreisen sich wie wild um das, was ich mir für meine beste Freundin als Geschenk ausgedacht habe. Wird es klappen oder wird sie sich gar nicht erst darauf einlassen?

Verbissen warte ich darauf, dass das Handy, welches ich an meine Brust gedrückt halte, endlich zu vibrieren beginnt. Zum wahrscheinlich tausendsten Mal entsperre ich den Bildschirm und schaue nach, ob ich den Ton überhaupt angestellt habe. Habe ich! Und auch meine Nachrichten checke ich erneut. Nichts!

Seufzend lege ich den Kopf in den Nacken. Das Ganze macht mich langsam echt verrückt. Jil hat die Nachricht doch sicher gelesen. Warum antwortet sie mir dann nicht einfach? Das würde mein Vorhaben sofort um einiges vereinfachen.

Mit den Ellenbogen stütze ich mich auf den Stein und trommele mit den Fingern darauf herum. Die Sonne senkt sich gerade hinunter, was in dieser späten Jahreszeit nicht unbedingt auf eine fortgeschrittene Tageszeit hindeuten muss.

Das was ich plane, ist etwas, was ich für einen Freund bisher noch nie getan habe. Doch damit ich das tun kann, brauche ich von Jil diese Information. Ich muss wissen, ob sie verliebt ist und wenn ja, in wen. Dass sie verliebt ist, kann ich mir denken, da sie immer still wird, wenn man über den Ball spricht. Als hätte sie jemanden, mit dem sie gerne hingehen würde, wüsste aber, dass das niemals gehen wird, weil es ein Mädchen ist. Nicht dass sie es nicht versuchen sollte, doch sie kennt die Schule genauso gut wie ich. Da wird schnell über jemanden getratscht oder geurteilt. Dass sie das nicht möchte, ist mir klar. Schließlich wird sie es bestimmt nicht allen Leuten gesagt haben. Vor allem nicht ihren Eltern und diese sollen es sicher nicht durch jegliche Gerüchte herausfinden.

Gerade will ich das Ganze aufgeben, da beginnt mein Handy doch zu vibrieren. Hoffnungsvoll kneife ich die Augen erst fest zusammen, während ich das Telefon entsperre, öffne sie dann aber wieder und starre auf die Nachricht, die sich mir nun bietet.

Ich grinse zufrieden, als ich die Nachricht zu lesen beginne.

"Deine Nachricht ist zwar komisch, aber da gibt es tatsächlich jemanden. Aber warum fragst du?"

Wusste ich es doch! Da gibt es jemanden. Grinsend tippe ich auf dem Touchscreen herum.

"Das wirst du später noch herausfinden. Versprochen, aber du musst mir jetzt ihren Namen sagen. Du wirst mir später dafür danken."

Dieses Mal muss ich nicht so lange warten. Es dauert sogar nur wenige Sekunden, bis sie sich wieder meldet.

"Ich hab echt Angst, dass du irgendeinen Scheiß anstellst, wenn ich dir das sage."

Ich rolle mit den Augen. Warum widerspricht sie mir immer?

"Ach komm schon, Jil. Es geht um dein Wichtelgeschenk. Vertrau mir doch bitte einfach. Wir sind Freunde und du hast mir doch schon letztens ein Geheimnis anvertraut. Nur noch dieses eine Mal."

Meine Freunde sind echt störrisch, obwohl ich sagen muss, dass ich noch sturer bin.

"Na gut, es gibt da doch dieses eine Mädchen. Sie ist die Tochter des Schuldirektors und ich habe irgendwie Interesse an ihr. Aber warum willst du das Wissen und was hat das mit meinem Geschenk zu tun?"

Ich könnte vor Freude regelrecht in die Luft springen. Meine beste Freundin steht auf die brave Tochter des Direktors. Das nenne ich mal großartig. Regelrecht spüre ich, wie sich eine große Liebesgeschichte anbahnt. Und ich werde Amor spielen.

Mein Herz beginnt schneller zu schlagen und ich plane bereits innerlich das Geschenk. Allerdings brauche ich dafür besagtes Mädchen. Ich suche in meinen Kontakten nach ihrer Nummer, in der Hoffnung sie irgendwann mal eingespeichert zu haben. Als ich sie gefunden habe, drücke ich den Anrufknopf und warte darauf, dass sie ran geht. Es tutet einige Male, doch dann geht sie ran.

"Hey Hope, ich weiß, dass wir weder Freunde sind und uns auch nicht wirklich gut kennen, aber ich brauche dich für eine gewisse Sache, die mir wirklich viel bedeutet. Und du bist ein wirklich wesentlicher Bestandteil dieser Sache, also wäre es großartig, wenn wir uns treffen könnten", beginne ich meine Erklärung, in der Hoffnung sie würde mir helfen, obwohl wir nie etwas miteinander zu tun hatten.

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Where stories live. Discover now