Kapitel 26

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Tessa

Ich nehme meine letzten unfrisierten Strähnen und wickele diese um den Lockenstab. "Welches soll ich anziehen?", Jil hält zwei Shirts neben ihren Körper. Im Badezimmerspiegel, vor dem wir beide stehen, sehe ich die beiden Kleidungsstücke aus dem Augenwinkel.

Das eine ist ein schwarzes, rückenfreies Top, während das andere ein bauchfreies T-Shirt mit langen Ärmeln ist. Kurz überlege fieberhaft und treffe dann meine Entscheidung: "Nimm das Top!"

Sie lächelt mich an und legt das Shirt, gegen das ich mich entschieden habe, über die Heizung. Dann zieht sich das Top über ihren Kopf und zupft es zu Recht.

Ich habe meine eigene Wahl im Bezug auf die Kleidung für diesen Abend glücklicherweise schon getroffen. Dadurch konnte ich ihr Sachen von mir leihen, weil sie bisher immer noch nicht zu Hause war.

"Wann hast du eigentlich vor wieder zu deinen Eltern zu gehen?", fragt ich und versuche dabei möglichst uninteressiert zu klingen. "Willst du mich etwa schon loswerden?", erst fühle ich mich ziemlich schlecht, doch dann erblicke ich ihr amüsiertes Grinsen, welches mir verdeutlicht, dass sie es gar nicht so ernst meint, wie es klang. "Nein, natürlich nicht", ich schenke ihr einen entschuldigenden Blick: "Meine Mutter will das wissen." "Ich dachte, dass sie kein Problem damit hat, dass ich hier bin", nun sieht sie doch eher verwundert aus. "Hat sie auch nicht", beruhige ich das Mädchen: "Sie macht sich nur Sorgen, weil ich ihr noch nicht gesagt habe, was mit dir los ist."

Für einen Moment hält sie inne und starrt nur in den Spiegel. Dann dreht den Kopf allerdings und sieht mich wieder an: "Du kannst es ihr ruhig sagen. Ich vertraue deiner Mutter. Sie ist sowas wie Familie für mich."

Mir fällt regelrecht ein Stein vom Herzen: "Danke, ich wusste nämlich langsam echt nicht mehr, wie ich sie vertrösten sollte. Immer wenn ich sie gesehen habe, hat sie gefragt, was mit dir los ist. Aber ich kann dir versichern, dass sie es sicher verstehen wird. Was das angeht akzeptiert sie wirklich viel."

Ich löse meine Haare vom Lockenstab und fahre mit den Fingern einmal hindurch. Meine Locken sind richtig gut geworden. Freudig stelle ich fest, dass mein Look stimmt. Aber wie sollte es auch sein. Mein dunkles Haar passt eben gut zu dem kurzen schwarzen Kleid, in das ich mich gekleidet habe.

"Wie lange weißt du eigentlich schon, dass du nicht hetero bist?", ich reiche ihr den Lockenstab ebenfalls und greife dann nach meinem Eyeliner. "Schon ziemlich lange", sie steckt den Stecker des Stabes auf ihrer Seite ein und beginnt sich ebenfalls die Haare zu machen: "Etwa ein Jahr." "Und wie hast du es herausgefunden?", bohre ich weiter nach, während ich konzentriert meinen Eyeliner zu ziehen versuche. Ihr Grinsen entgeht mir allerdings nicht. "Gibt es da jemanden?" "Vielleicht", weicht sie meiner Frage aus. "Du musst sie mir mal vorstellen", bitte ich und lasse den Stift sinken.

"Das könnte sich schwierig gestalten", gibt sie zu. Ihr Blick wird betreten. Mist, habe ich da etwa einen wunden Punkt getroffen? Um sie nicht in noch größere Verlegenheit zu bringen, sage ich nun nichts mehr, obwohl es mich schon interessiert.

"Wie kannst du immer so geraden Eyeliner ziehen?", beklagt sie sich: "Ich will das auch können." "Keine Ahnung, das kann ich einfach", ich zucke mit den Schultern und versuche schnell ein neues Thema anzuschneiden: "Wohin willst du heute eigentlich gehen?" Erst überlegt sie, nennt mir dann eine Adresse. Ich stimme zu. Sie kennt sich da irgendwie besser aus. Manchmal denke ich echt, dass du sie ein lebendiges Telefonbuch ist.

"Ich hab jetzt aber auch mal eine Frage", sie kneift die Augen zusammen und betrachtet mich ganz genau. "Okay?", ich klinge merklich unsicher. "Du hast ja erzählt, dass Cole und Elijah an einigen Wochenenden zu euch kommen werden. Jetzt sag mal, wann ist es soweit?", zwar überrascht mich ihr Interesse daran, doch trotzdem antworte ich ihr. "Morgen!", verkünde ich. Ich seufze einmal laut. Das hatte ich völlig zu verdrängen versucht.

"Du tust mir ja echt leid, aber vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm", sie schenkt mir ein spitzbübisches Grinsen. Ich verdrehe die Augen: "Es wird super schlimm." "Ach, du kennst seinen Ruf doch", sie pickst mich in die Seite: "Sei ehrlich. Kannst du dir etwas zwischen euch vorstellen?" Geschockt starre ich sie an. Wie kann sie das nur von mir denken: "Nein, sicher nicht. Wie kommst du auf so eine Idee?" "Na ja, wenn zwei Leute mit so einer Anziehungskraft wie ihr in einem Haus leben, kann einiges passieren, Tessa", nun grinst sie nicht mehr. Stattdessen ist ihr Blick völlig ernst.

Da ich momentan ziemlich krank bin, verbringe ich heute mehr Zeit mit dem Schreiben. Rechnet deshalb gerne mit noch mehr Kapiteln in nächster Zeit. 

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Where stories live. Discover now