Kapitel 16

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Tessa

"Möchte jemand Eis?", fragt meine Mutter, um die Stille zu durchbrechen, die zwischen uns Kindern herrscht. Zwar unterhalten sich die beiden Erwachsenen schon seit Beginn des Treffens angeregt, doch wir Kinder haben kaum ein Wort gewechselt. Stattdessen werfen wir uns sozusagen alle zwei Minuten böse Blicke zu, obwohl der andere rein gar nichts dafür kann, dass unsere Eltern sich verliebt zu haben scheinen. Aber wie soll man in einem Restaurant sonst seine Wut abbauen.

"Ich", melde ich mich nun zu Wort, während ich mich darauf konzentriere, mich zu beherrschen. Elijah scheint sich da allerdings weniger Mühe zu geben. "Viel lieber würde ich jetzt verschwinden", antwortet er meiner Mutter, woraufhin ich ihm instinktiv unterm Tisch einen leichten Tritt verpasse.

"Aua", beschwert er sich, fast wie ein kleines, unschuldiges Kind, und wirft mir einen feindseligen Blick zu. Seine Anwesenheit macht mich mit jeder Minute wütender. Warum muss ausgerechnet er Coles Sohn sein? Hasst mich das Schicksal etwa so sehr?

Ich grinse ihn provokant an, bevor ich mich meiner Mutter zuwende. Mein Handy befindet sich immer noch in ihrer Manteltasche und diese Tatsache macht mich fast verrückt. Ich würde mich niemals als handysüchtig bezeichnen, doch in diesem Moment will ich es mehr als alles andere. Okay nein, noch lieber als mein Handy will ich, dass Elijah gar nicht Coles Sohn ist, sondern nur ein großer Scherz. Allerdings sage ich meine Mutter nicht, was ich denke. Das Date kann ich ihr nicht versauen. Die Diskussion, die wir im Auto führen werden, kann ich mir allerdings schon lebhaft vorstellen.

Wie ich sie kenne, wird sie aber wieder nur ihre Seite sehen und verteidigen, während auch ich stur bleibe. Genau das ist unser Problem. Wir beide sind stur wie zwei Esel, weshalb es Tage dauern wird, bis wir wieder ein Wort wechseln, wenn sich auch noch unser Stolz mit einmischt. Leider sind wir uns in diesen Punkten viel zu ähnlich.

" Dass ihr in eine Schule geht, wusste ich ja, aber dass ihr auch die gleiche Klasse besucht hat mich echt überrascht?", hakt Cole nach, da auch ihm die Stille zwischen den Jugendlichen am Tisch nicht zu gefallen scheint. Ich gebe nur ein leises Brummen von mir, wofür ich von beiden Erwachsenen fragende Blicke kassiere. Selbst Cole weiß, dass ich normalerweise mit Worten antworte. Einzelne Geräusche gebe ich meistens nur dann von mir, wenn irgendwas los ist.

"Ja, sehr überraschend", antwortet Elijah an meiner Stelle und nimmt einen Schluck aus seinem Weinglas. Auch vor mir steht ein Glas, doch angerührt habe ich es bisher noch kein einziges Mal. Stattdessen versuche ich mich einfach auf einen Fleck auf meinen knallgrünen Platzdeckchen zu konzentrieren und hoffe einfach fest darauf, dass die Zeit so schneller vergeht. Doch Fehlanzeige. Nun befinden wir uns schon seit einer geschlagenen Stunde in diesem, zugegebenermaßen guten, Restaurant, die sich wie ein Kaugummi zu ziehen scheint.

"Dass ihr euch kennt, ist ja großartig", Cole klingt so euphorisch, dass man denken könnte, er hätte irgendwas geraucht: "Denn, obwohl Hayley und ich uns noch nicht lange kennen, haben wir uns dazu entschieden, dass wir zusammen ziehen möchten."

Elijah verschluckt sich augenblicklich an seinem Getränk, woraufhin er wie verrückt zu husten beginnt. Damit drückt er genau das aus, was ich in diesem Moment fühle.

Im ersten Moment bleibt mir die Spucke weg, als der Gedanke daran, dass Cole mit meiner Mutter bald zusammen zieht, sich in meinem Kopf einnistet.

"D-Das ist doch ein Scherz", stottere ich geschockt vor mich hin. Zwar sind beide mittlerweile nun schon mehrere Wochen zusammen, aber an die Möglichkeit, dass sie irgendwann zusammen ziehen würden, habe ich nie wirklich gedacht. Besonders nicht, dass sie es so plötzlich verkünden würden. Hätte man uns das nicht schonend sagen können. Wie man das hätte machen sollen, weiß ich allerdings selbst nicht.

"Nein, Tessa, das ist kein Scherz", sie greift sanft nach meiner Hand, um mir zu zeigen, dass sie bei mir ist: "Wir werden ja nicht gleich zusammen ziehen. Cole und Elijah werden einfach erst mal am Wochenende für eine Nacht bei uns Schlafen." "Warum das denn?", das ist ja noch schlimm. Dann muss ich sogar noch Zeit mit ihm verbringen, bevor unsere Eltern zusammen ziehen. "Und warum haben gehen wir dann ausgerechnet zu denen?", auch Elijah hat seine Stimme nun wieder gefunden.

"Wir möchten, dass sich alle erst an das Zusammenleben gewöhnen, bevor wir dann wirklich den Schritt machen und zusammen ziehen", setzt Cole an: "Und wir gehen in Hayleys Wohnung, weil sie größer ist. Ob wir dann später in eine andere Wohnung ziehen oder zu Tessa und Hayley ziehen, wissen wir noch nicht." "Aber bitte unterstützt uns ein wenig und gebt dem Ganzen eine Chance", schaltet sich meine Mutter nun auch ein. "Uns ist das wirklich wichtig", bestätigt Cole erneut und nimmt die freie Hand meiner Mutter in ihre.

Ich atme tief durch. Zwar haben beide die Liebe wirklich verdient, aber mit Elijah zusammen zu ziehen, ist der wahr gewordenen Albtraum.

Das Kapitel werde ich später auf jeden Fall nochmal überarbeiten. 

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Kde žijí příběhy. Začni objevovat