Kapitel 9

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Tessa

"Trink, trink, trink!", fordern mich die umstehenden Gäste auf. Grinsend erhebe ich mich von meinem Platz auf dem Sofa, den ich mir zugesichert habe, und nehme eine der zahlreichen Flaschen Wodka vom Tisch. "Wenn ihr das so gerne wollt ...", ich blicke grinsend in die Runde: " ... dann werde ich mich eurer wohl erbarmen." Ich schraube den Deckel mit flinken Fingern ab und überlege mir ein Glas zu nehmen, setze die Flasche dann aber einfach so an den Mund und beginne die heiße, brennende Flüssigkeit meine Kehle hinunter in meinen Körper fließen zu lassen.

Zwar weiß ich, dass der Alkohol nicht sofort angetrunken machen wird, doch schon jetzt kann ich fühlen, wie sich in mir die Euphorie ausbreitet. Immer mehr schütte ich in mich hinein, bis die Flasche fast leer ist und gebe sie dann an irgendeine Person weiter, die links von mir steht. Ich kann mich nicht komplett betrinken. Dann wird alles aus dem Ruder laufen und sowas kann ich mir nicht leisten.

Schon einmal ist genau das passiert, wovor ich mich gerade in diesem Moment zu schützen versuche. Erst fand ich das auch relativ gut, doch dann bin ich am Morgen aufgewacht und musste mich dem riesigen Donnerwetter meiner Mutter stellen, nachdem einige meiner Geste eine Vase zerstört, den Kühlschrank und den Alkohol geplündert und das Leder des Sofas zerrissen haben.

Seitdem passe ich besser auf. Ich sehe zu, wie der Junge neben mir das Getränk leert und dann vor sich hin grölt, während er von den Umstehenden gefeiert wird.

Ich will mich gerade zurück aufs Sofa fallen lassen, da nehme ich Thalias starren Blick wahr. Sobald ich es bemerkt habe, versucht sie meine Aufmerksamkeit weiter auf die beiden Mädchen zu lenken, die ein wenig abseits sitzen. Sofort erkenne ich sie als die beiden, die mich am Montag in der Pause belästigt haben.

Um ihr klar zu machen, dass ich sie verstanden habe, nicke ich Thalia vielsagend zu. Die vergangenen Tage habe ich damit verbracht mir einen perfekten, teuflischen Plan auszudenken und heute kann ich ihn endlich in die Tat umsetzen.

"Ich mach mal ein paar Drinks für unsere Neuen", verkünde ich, verlasse die Sitzecke und schlendere zur Bar herüber. Dort angekommen, öffne ich die Cola, gebe einen Schuss in zwei Gläser und fülle dann noch mit Alkohol auf, bis das Gemisch fast überschwappt. Fertig bin ich allerdings noch lange nicht. Um die Stipendiaten dazu zu bringen, zu machen, was ich will, braucht es wahrscheinlich mehr als einen kleinen Getränkemix. Schließlich sind sie total prüde.

Ich drehe meinen Kopf zu Thalia herum und winke sie unauffällig zu mir herüber: "Hast du, was ich brauche?" "Du kannst dich doch auf mich verlassen", sie reicht mir zwei kleine, pinke Tabletten. Dabei achtet sie besonders darauf, dass es keiner sehen kann. Ich nehme sie genauso diskret an.

Mein Herz schlägt bei dem Gedanken zwei Menschen unter Drogen zu setzen schneller. Man mag mir einiges nachsagen, doch sowas mache ich normalerweise nicht. Drogen sind nichts, womit ich mich wirklich gerne abgebe, doch Thalia meinte, dass es so leichter wäre, die Stimmung ein wenig 'aufzulockern'. Nachdem ich ein wenig darüber nachgedacht habe, habe ich zugestimmt. Ob ich es jetzt allerdings immer noch gut finden sollte, weiß ich nicht. Außerdem habe ich keine Ahnung, was ich da überhaupt in den Händen halte oder wo sich meine Freundin den Stoff besorgt habe.

Scheinbar habe ich für meine Entscheidung viel zu lange gebraucht, denn genau in diesem Moment legen sich zwei starke Arme von hinten um meine Taille. Kurz stockt mir der Atem. Wenn mich jemand mit dem Zeug erwischt, bin ich tot.

In einer Kurzschlussreaktion lasse ich die beiden, eingepackten Pillen in die Tasche einer Jacke fallen, die jemand auf der Bar abgelegt hat. Wem sie gehört weiß ich nicht, doch am liebsten würde ich sie sofort wieder herausholen.

Die Person, die ihren Mund in diesem Moment an meinen Hals führt, ist die einzige Hürde, die mich davon abhält, mir den Stoff zurückzuholen. Regelrecht nehme ich wahr, wie sich meine Augen weiten, während mein Herz so schnell schlägt, dass es jeden Moment aus meinem Brustkorb zu springen droht. Plötzlich fühlt es sich so an, als wäre es ein riesiger Fehler gewesen, zu tun, was Thalia sagt.

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ