Kapitel 8

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Elijah

Der Bass wummert bereits lautstark, als ich in das Penthouse des Gastgebers eintrete. Zwar habe ich immer noch nicht herausgefunden, wessen Haus, das hier ist, aber das ist mir auch relativ egal. Hauptsache es ist eine gute Party. Das ist alles, wofür ich mich momentan interessiere.

Am Eingang treffe ich auf Eric James, meinen langjährigen besten Freund. Wir kennen uns schon, seit wir zusammen in den Kindergarten gegangen sind und glücklicherweise hat unsere Freundschaft auch bisher immer großartig gehalten. Zwar heißt das nicht, dass wir nie streiten, denn das passiert selbst den besten Freunden mal, doch hintergehen oder verraten würden wir den anderen niemals. Das verbietet schon alleine der Bro-Kodex.

"Hey, man", ich ziehe ihn in eine kumpelhafte Umarmung und klopfe ihm zur Begrüßung auf den Rücken. Das ist mittlerweile zu so etwas wie einem Begrüßungsritual zwischen uns geworden. "Hey", erwidert der gut gelaunte Schwimmer: "Ich hätte nicht gedacht, dass du auch kommen würdest."

Verwundert löse ich mich von ihm und setze einen fragenden Blick auf: "Warum sollte ich mir so eine Party entgehen lassen?" Ich mache eine Handbewegung, die die Herrlichkeit der heran nahenden Nacht einfangen soll. "Weißt du denn gar nicht, wessen Wohnung, das hier ist?", nun sieht er genauso verwirrt aus wie ich. "Nein, woher sollte ich?", da es laut ihm, für mich ein Grund zu sein scheint, nicht zu kommen, will ich nun doch wissen, wer mich überhaupt eingeladen hat. Schließlich muss ich sie echt hasse, um diese Party zu verpassen.

Anstatt zu antworten, zieht Eric sein Handy aus der hinteren Tasche seiner Jeans und tippt kurz auf seinem Display herum. Wenige Sekunden später hält er es mir vor die Nase: "Hast du diese Nachricht bekommen?"

Kurz überfliege ich die ersten Zeilen, um abzugleichen, und nicke: "Ja, genau die. Warum?" "Du hast nicht zufällig bis zum Ende gelesen, oder?", prüft der Dunkelhaarige nach. "Wozu denn? Die Person soll sich geehrt fühlen, dass ich hier bin", protze ich herum: "Meine Anwesenheit hebt das Niveau sofort um einiges." "Jaja, glaub das ruhig, Bro", er klopft mir fest auf die Schulter. Er ist der Einzige, der mir sagen darf, wenn ich zu weit gehe. Nur ihm nehme ich das nicht übel. Schließlich kennt er mich sehr gut und ist für mich mittlerweile sowas wie ein Berater geworden.

"Lies bitte die letzte Zeile, Elijah", fordert er von mir und ich komme dieser Forderung nach. Erneut überfliege ich alles, bis ich an der letzten Zeile angekommen bin. Als ich den Blick hebe, ist in meinem Blick ein wenig grimmig: "Tessa? Das ist die Party dieser Schlampe?" "Nenn sie hier lieber nicht so", warnt er mich leise flüsternd. "Warum nicht? Wer will mir das verbieten?", ich kann nicht verstehen, wieso ich nicht laut sagen darf, was mir im Kopf herumschwebt."Du weißt, dass sie in der Schule auf einer ähnlichen Position steht, wie du", erinnert er mich: "Die Jungs wollen sie und die Mädchen wollen wie sie sein. Sie ist sowas wie eine weibliche Version von dir."

Augenblicklich breche ich in Gelächter aus: "Eine weibliche Version von mir? Sicher nicht. Dafür bin ich viel zu heiß." "Heiß? Also so schlecht sieht sie gar nicht aus", druckst mein bester Freund herum. "Selbst wenn es so sein sollte", versuche ich ihr tatsächlich ziemlich gutes Aussehen zu leugnen: " Auf einer Stufe stehen wir aber trotzdem noch nicht." "Glaub das ruhig weiterhin", grinsend verschwindet er in der Menge und lässt mich alleine zurück.

Nun bin ich zwischen zwei Möglichkeiten gefangen. Entweder bleibe ich und betrinke mich so sehr, dass ich vergesse, wessen Haus, das hier ist, oder ich verschwinde, wieder und verbringe den restlichen Abend alleine auf dem Sofa mit einer Tüte Chips und einer Dose Red Bull.

Weil die letzte Möglichkeit echt traurig klingt, will ich mich gerade für die Erste entscheiden, da erblicke ich das Mädchen, über das ich mich bis vorhin noch mit Eric unterhalten habe. Kurz betrachte ich sie ausgiebig.

Tatsächlich hat Eric recht. Hässlich wäre wohl das letzte Wort, mit dem man sie beschreiben würde. Sie trägt ein enges schwarzes Kleid mit ausreichend tiefem Ausschnitt. Ihr Haar fällt offen über ihre Schultern und den oberen Teil ihres Rückens, der nicht vom dunklen Stoff ihres Outfits bedeckt ist.

Und da fällt mir eine dritte Möglichkeit ein. Ich hatte schon mit fast jedem Mädchen aus dieser Stufe mindestens eine Nacht. Es fehlen nur noch wenige auf meiner Liste und sie ist eine davon. Zudem ist meine Position als König der Schule durch die Neuen ziemlich bedroht. Und mich an sie ran zu machen, wäre mit Sicherheit sowieso nicht schwer. Schließlich springt sie mit jedem in die Kiste. Warum sollte sie bei mir dann eine Ausnahme machen? Außerdem würde es gut kommen, wenn König und Königin sich vereinen. Sie ist meine einzige Möglichkeit, wenn ich nicht will, dass dieser arrogante Neuling – ich glaube Jayden war sein Name – mir meinen Posten abluchst.

Mit einem zufriedenen Grinsen beginne ich also der Musik zu lauschen, während ich mich auf sie zu begebe.

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Où les histoires vivent. Découvrez maintenant