Kapitel 37

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Tessa

"Das kann ich nur zu gut verstehen", Elijah schenkt mir ein freundliches Lächeln. Fast wirkt es sogar so, als würde ich ihm leidtun. Allerdings schenke ich dem keine Beachtung. "Einen ganzen Tag halte ich das wirklich nicht aus", beschwere ich mich. "Geht mir genauso", pflichtet er mir zu meiner Überraschung bei. Was ich daraufhin antworten soll, weiß ich wirklich nicht. Das sorgt bei uns für eine unbehagliche, bedrückende Stimme.

Nach einigen Sekunden bricht der damit aber: "Du siehst übrigens wunderschön aus." Von diesem unerwarteten Kompliment völlig aus der Bahn geworfen, sehe ich ihm direkt in die Augen. "Danke", erwidere ich. Weiterhin sehe ich ihn an, als hätte er mir gerade das größte Geheimnis der Welt offenbart. "Du siehst auch nicht schlecht aus", ein sanftes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als ich ihn beobachte.

Sein Anzug erinnert mich irgendwie an das erste Mal, als wir uns mit unseren Eltern getroffen haben. Damals trug er fast das gleiche Outfit. Zwar habe ich an den Abend keine sonderlich gute Erinnerung, doch gerade jetzt ruft diese Ironie ein Lächeln auf meinen Lippen hervor. Es scheint, als würde er so eine Kleidung immer nur für Anlässe auswählen, die ihm er lieber vermeiden würde.

Bevor ich allerdings irgendwas noch irgendetwas sagen kann, schnappt mir jemand mein Glas aus der Hand. Es hat mir gerade noch gefehlt, dass mir jetzt auch noch mein Alkohol weggenommen wird. Ohne überlebe ich nicht mal die Mittagsstunden. Empört drehe ich mich der Person zu, die gerade meinen geballten Unmut auf sich gezogen hat.

Als ich diese Person jedoch erblicke, schlucke ich schwer. Es ist meine Mutter. Sie hält das Glas so weit von mir weg wie möglich und sieht mich mit ihrem typischen Mutterblick an. Dieser Blick, der nicht mehr ist als nur eine Mischung aus Wut und Enttäuschung. Und keiner der Teile überwiegt.

Sie mustert mich von Kopf bis Fuß: "Jemand muss die Tanzfläche eröffnen und ich habe entschieden, dass es einen guten Eindruck machen würde, wenn ihr das übernehmt. Dann sieht man wie gut ihr miteinander harmoniert."

Harmonieren? Dass ich nicht lache! Hat sie neuerdings irgendwelche Halluzinationen oder sowas? Ich habe nämlich noch nichts von irgendeiner Harmonie mitbekommen. Aber ich entscheide mich trotzdem dazu dieses Mal nichts zu sagen. Dieser Abend ist ihr wichtig und das werde ich ihr nicht kaputt machen.

Trotzdem ziere ich mich nicht davor ein miesepetriges Gesicht zu machen, um meine Unzufriedenheit mit ihrer Bitte zum Ausdruck zu bringen. Bewegen tue ich mich allerdings nicht.

Zu meiner Überraschung ist es an Elijah nach meiner Hand zu greifen und mich, meiner Mutter zunickend, ins Haus schleift. Ich versuche mich irgendwo festzuhalten, um mich doch irgendwie vor meiner Pflicht zu drücken. Aber leider bin ich viel schwächer als er.

Also ziemlich er mich einfach mit bis hin zur Tanzfläche und bleibt mitten in der Mitte stehen. Konsequent senke ich den Blick. Normalerweise bin ich ganz und gar nicht schüchtern, aber das hier ist etwas anderes. Einerseits bin ich mit meinem heutigen Outfit, welches so anders ist als das, was ich sonst trage, nicht zufrieden, fühle mich regelrecht unwohl, und andererseits kann ich nicht tanzen. Jedenfalls nicht das, was in diesem Moment gefordert ist. Mein ganzes Wissen, was das Tanzen angeht, beziehe ich aus den Clubs, die ich bisher besucht habe. Viel Walzererfahrung habe ich daher nicht.

Auf einmal spüre ich wie sich zwei sanfte Finger unter mein Kinn legen. Sanft, aber trotzdem ein wenig fordernd. "Sieh mich an", genauso wie seine Berührung ist Elijahs Stimme weich und liebevoll, doch auch ein Hauch von Dominanz ist zu vernehmen.

Sorry, dass so lange nichts kam (hatte viel Stress) und vielen Dank für 8K Reads. Das geht irgendwie alles mega schnell. 

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt