Kapitel 66

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Tessa

Die letzten Tage vor den Ferien vergehen schneller als erwartet. Bei den meisten Lehren stehen Filme auf dem Programm. Lediglich mein Biologielehrer besteht darauf auch in den letzten Stunden den Unterricht knallhart durchzuziehen. Bei dem Gedanken an seine "Ihr habt ja schon in allen anderen Fächern Filme geguckt. Das wird doch sicher irgendwann langweilig" – Ausrede rolle ich automatisch mit den Augen.

Als die Schulklingel ertönt, springen alle von ihren Plätzen auf. So auch ich. Aller anderen beginnen wie wild ihre Sachen einzupacken. Glücklicherweise habe ich mein Zeug schon eingepackt. Ich werfe mir die Jacke über und schiebe die Träger meiner Tasche über meine Schultern.

Der Lehrer kommt gar nicht mehr zu Wort. Geklingelt hat es schließlich schon und somit haben die Ferien begonnen. Um uns irgendwelche Hausaufgaben aufzugeben, ist es mittlerweile, nämlich schon zu spät.

Kurz überlege ich auf Jil oder Thalia zu warten, doch Thalia ist gar nicht in meinem Kurs und Jil geht sicher sofort nach Hause. Außerdem würde meine Mom ausrasten, wenn ich heute irgendwelche Freunde mitbringe oder erst Stunden später nach Hause komme. Das hat sie heute Morgen schon stark genug betont.

Ab heute sind Elijah und sein Dad nämlich wieder bei uns, da wir die Feiertage miteinander verbringen und da will meine Mutter eben, dass alles perfekt ist. Außerdem möchte ich die Chance nutzen ihr noch vor den Feiertagen zu sagen, dass etwas zwischen Elijah und mir läuft. Sicher wird es ein riesiger Schock sein, doch es kann ja nicht für immer ein Geheimnis bleiben.

Also verlasse ich den Raum ohne eine meiner Freundinnen und trete auf den Flur hinauf. Dort haben sich bereits kleine Schülertrauben gebildet, die sich in Richtung Ausgang bewegen. Ich schließe mich keiner von ihnen an und mache mich stattdessen alleine auf den Weg. Moms Auto habe ich auf dem Parkplatz rechts vom Schulgebäude geparkt, sodass ich schnell nach Hause fahren kann und nicht erst weit laufen muss.

Draußen angekommen, nehme ich einen tiefen Atemzug. Man bemerkt bereits, wie sich der Winter in der Stadt breit macht. Die Luft ist kalt und die Menschen laufen warm gekleidet durch die Straßen.

Ich kürze meinen Weg über den begrünten Platz rechts und links des gepflasterten Fußweges ab, um zum Parkplatz zu gelangen. Bevor ich allerdings zu meinem Auto gelangen kann, packt mich jemand am Handgelenk.

Ein wenig erschrocken fahre ich herum, um zu sehen, wer mich da aufhält. Zu meiner Überraschung ist es Elijah. Sobald ich ihn erkannt habe, erscheint ein breites Lächeln auf meinen Lippen. Auch er lächelt und seine Freude spielt sich in seinen Augen wieder. "Hey", begrüße ich ihn und beiße mir auf die Lippe. "Hey", er lässt mein Handgelenk los und ergreift stattdessen meine Hand.

Erst bin ich ein wenig perplex, da wir eigentlich abgesprochen hatten in der Schule so zu tun, als würden wir uns weiterhin nicht ausstehen können, doch dann verschränke ich meine Finger in seinen. "Fährst du direkt nach Hause?", er legt seine andere Hand an meine Hüfte. "Ja", ich habe keine Ahnung, worauf er hinaus will. "Willst du dich nicht erst bei mir verabschieden?", er zieht mich an sich. Ich lege eine Hand an sein Kinn: "Na, wenn du es so sagst."

Ich beuge mich zu ihm vor und drücke meine Lippen auf seine. Er erwidert den sanften Kuss und bittet mich mit seiner Zunge um Einlass. Ich öffne meine Lippen ein Stück und vertiefe die Zärtlichkeit. In diesem Moment ist es mir egal, wer uns sieht oder was die anderen denken. Ich bin einzig und allein bei ihm und meinen Gefühlen für ihn.

Nach einer gefühlten Ewigkeit lösen wir uns wieder voneinander: "Das ist ein Abschied ganz nach meinem Geschmack." Mein Lächeln verwandelt sich in ein breites Grinsen: "Ich hab dich ja noch über die ganzen Feiertage für mich." Als er das hört, verdunkelt sich sein Gesichtsausdruck jedoch. "Ich habe nachgedacht", er löst seine Hand von meiner Hüfte und streicht mir eine meiner dunklen Strähnen hinters Ohr.

"Oh", mein Grinsen erlischt und ich werde ernst: "Das klingt gar nicht gut." Er sieht mich leicht eingeschnappt an: "Meine Ideen sind nicht immer schlecht." Darauf antworte ich lieber nicht und warte stattdessen einfach darauf, was er zu sagen hat.

"Wir sollten es unseren Eltern sagen", verkündet er. Ich atme erleichtert durch. Bisher haben wir noch nicht darüber gesprochen und ich habe alleine den Entschluss gefasst mit meiner Mutter darüber zu reden. Dass er nun die gleiche Idee hat, ist eine echte Erleichterung für mich. "Ja, das ist eine gute Idee", stimme ich ihm zu: "Am besten noch vor den Feiertagen. Aber erst morgen, in Ordnung?" Er nickt zustimmend: "Gut, dann sind wir uns da ja einig."

Erneut gebe ich ihm einen flüchtigen Kuss und ziehe ihn dann mit mir zum Auto. Wenn er schon hier ist, kann ich ihn auch gleich mitnehmen.

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Where stories live. Discover now