10. Versöhnung

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Ich habe mich heute von meinem Zimmer in die Küche gewagt und dort auf die Fensterbank gesetzt, um einfach mal was anderes zu sehen, als meine Zimmerwand. Da das Dorfleben aber absolut uninteressant ist, habe ich insgesamt vier Personen den ganzen Tag über gesehen... Juhu!

Na ja, zum Glück kam noch meine Beste Freundin vorbei und wir haben wie in den letzten Tagen einen Plausch an der Haustür gehalten - Natürlich mit großem Abstand. 

Ich hoffe euer Tag war Ereignisreicher!

Sloan Dewayne

Die Idee Alkohol zu trinken gerät für meine Zukunft erstmal wieder ganz schnell von meiner To-Do-Liste. Mein Kopf hämmert schmerzvoll, mein Magen rebelliert und mein Bewusstsein ist so verschwommen, dass ich das Gefühl habe mich ständig zu drehen. Ich würde mir gerade nichts anderes als verdammt kühle Luft wünschen, da es in meinem Zimmer drückend warm und wahrscheinlich unangenehm riechend ist. Ich könnte es ändern indem ich meine Tür aufmache oder indem ich die Klimaanlage höher drehe. Letzteres könnte aber Ärger mit Jarrett geben und ersteres mit Caleb. Wenn er erfährt, dass wir uns gestern Abend noch betrunken haben und das Aspen wieder auftauchte, dann würde die Hölle ein verdammt schöner Ort für mich werden. Alles wäre besser, als dann in seiner Nähe zu sein. 

Ganz zu meiner Überraschung wird die Tür auch ohne meine Hilfe aufgestoßen und Haven kommt langsam in mein Zimmer geschlichen. Auf ihrem Gesicht liegt zwar ein kleines Lächeln, allerdings sieht sie genauso erschöpft und leidend aus, was mich nur ebenso erheitert. "Jarrett meinte du bist heute noch nicht aus dem Bett gekommen." Schmunzelnd lässt sie sich neben mir in die Kissen sinken und bettet ihren Kopf an meiner Schulter und nuschelt leise: "Erinnere mich nie wieder auf deinen Vorschlag zu trinken zu hören." 

Mein Onkel war gestern bereits zunehmend überrascht über meine Suche nach Nähe. Heute kann ich es mir selbst nicht erklären, aber in dem Moment habe ich es einfach gebraucht. Er wird mich mit großer Wahrscheinlichkeit jedoch nicht darauf ansprechen, weil er Sorge hat mich damit zu verschrecken. Und ich glaube das er damit nicht einmal so unrecht hat. 

"Wir müssen dein Auto noch abholen." Der Gedanke daran aufzustehen und sich nach draußen zu wagen, bereitet mir bereits nun schon eine Welle der Übelkeit. 

Hinzufügend wird es immer von dem bitteren Gedanken an Aspen verfolgt und das alles wird nur noch verschlimmert. Es ist nichts zwischen Aspen und mir vorgefallen und doch habe ich das Gefühl mich mit Keaton auszusprechen, um mir selbst ein wenig Ruhe zu gönnen und vor allem um mich davon selbst zu überzeugen, dass sich nichts geändert hat.

 "Erinnere mich nicht dran." stöhnend reibt sie sich über ihr Gesicht und rollt sich auf ihren Rücken. "Willow schläft noch, wir können sie aber gleich wecken, dann fährt sie mich sicherlich zum Pier." Seufzend richte ich mich langsam auf und fahre mir sporadisch durch meine Haare, um sie zu ordnen. "Nimmst du mich mit? Ich würde gerne zu Keaton." 

Sobald sie nickt, verabreden wir uns keine zehn Minuten später vor unsere Häusern. Ich bin ein wenig frischer und angezogener, als die anderen beiden. Willow trägt eine Jogginghose von Haven und Haven selbst noch ihre Schlafanzugshose, die sie der Nachbarschaft präsentiert. Wir halten uns mit schwachen Konversationen und Witzen auf, da wir scheinbar alle ziemlich müde sind oder das Wetter uns nicht sonderlich gut tut. Oder weil ich einfach angespannt genug bin um auf Keaton zu treffen. Willow wirft mich vor seinem Wohnhaus raus und lässt mich die Stufen erklimmen, bevor ich ihm schließlich gegenüber stehe. 

Aufmerksam betrachte ich sein Gesicht und erkenne die kleine aufgeplatzte Stelle an seiner geschwollenen Lippe. Ansonsten scheint er gut weggekommen zu sein.

 "Tut mir leid wie das gestern gelaufen ist." Sage ich die Stille füllend, in der er mich nicht minder gespannt beobachtet. Ich habe keine Lust auf einen Streit, ich habe keine Lust auf eine Auseinandersetzung oder eine weitere Diskussion. Meine Kopfschmerzen und Aspen bereiten mir genug Gedanken, als das ich mich nun noch um uns sorgen muss. "Schon gut, Baby, du kannst ja nichts für deine Verwandten." Sein Mundwinkel zuckt zeitgleich nach oben, wie seine Hand sich um meinen Körper legt und er mich damit an sich zieht. Meine Hände legen sich auf seine Brust, malen kleine Kreise über den Stoff und lässt mich, auf meine Lippen beißend, meinen Kopf in den Nacken legen. Die gierig, grünen Augen fahren über mein Gesicht, als er mich auch schon küsst. Ich erwidere augenblicklich, spüre seine Zunge über meine Lippe wandern und wie er diese forsch teilt, um die Zurückhaltung komplett aufzugeben. Das leise seufzen das mir dabei entkommt, lässt ihn mit dunklem Blick von mir lösen. "Ihr solltet es dennoch regeln-" Er küsst mich erneut, nicht weniger stürmisch und nicht weniger fordernd, während sich die angenehme Wärme durch meinen Körper zieht und ich mich endlich von ihm löse, um die Wohnung zu betreten.

Wenn wir schweigenWhere stories live. Discover now