50. Schweigen

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Ich. Hatte. Heute. Meinen. Letzten. Schultag. Ever.

Und ich hatte gedacht, es fühlt sich spektakulärer an – aber okay, dann eben keine Konfetti Freude ( Es ist ja kein abruptes Ende, sondern acht Wochen nichts tun, drei Wochen unregelmäßige Schule und dann... Schluss).

Aber ich freue mich dennoch. Eigentlich hatte ich auch nicht mehr vor ein Kapitel zu schreiben, weil ich gegen Mittag echt müde war, aber dann packte mich der schöne Geruch des Abends und ich musste einfach wieder Klavier mit Worten spielen.

Zu dem Kapitel selbst: Es hat mich ein bisschen zerrissen.

Aber lest selbst nach!

Sloan Dewayne

Bereits zum dritten Mal hebe ich das Wasserglas an und halte es gegen das Licht, das gedämmt, aber hell durch das Glas fällt und mir damit erneut den Punkt aufzeigt, der noch verschmiert ist. Meine Nerven liegen bereits so sehr an ihrer Belastungsgrenze, als ich bereits zum dritten Mal meine Augen von dem Fleck nehme und an dem Glas vorbei schiele. Es ist als würde der Blick des Typen eine stumme Bestätigung für meine Vermutung sein, sodass ich das Glas augenblicklich sinken lasse und es noch einmal durchzuwaschen versuche. Das Zittern meiner Hände schiebe ich für aussenstehende auf das kalte Wasser, allerdings ist dem Typen deutlich bewusst, dass mich sein Blick nervös macht.

Und das ein Schauder des Ekels über mich rieselt.

Ich habe all die Monate entweder nie darauf geachtet oder es einfach nicht sehen wollen, aber sie waren immer um mich herum. Keatons Leute, wie er sie umschreibt, verfolgen mich Schritt für Schritt, immer bereit mit Gewalt einzuschreiten – aber nicht um mich zu schützen oder ähnliches – und Keaton Bericht zu erstatten. Vielleicht sind sie aber auch erst seit kurzem meine ständigen Begleiter, die mich selbst das Denken vergessen lassen, sodass ich von den Tischen im Diner abgezogen wurde und stattdessen das Spülen übernehmen darf.

Ein Tablett ist mir mit vollem, köstlichen Essen heruntergefallen, als ich zum ersten Mal den drängenden Blick des blonden Jungen an dem Tisch gegenüber der Bar gesehen habe. Zudem bin ich gestolpert und wäre beinahe mit meinem Kopf gegen die Wand gerast, wenn meine Kollegin mich nicht vorher noch abfangen hätte können, als ich die Nachricht auf meinem Handy las. Eine Nachricht von Keaton. Eine Nachricht in der steht, dass ich mich herrlich in dieser dunklen Schürze machen würde. Er war aber nicht hier. Der Typ war es.

Der Typ der mich bereits mit seinen Augen verspeist, als sei ich entweder ein lästiges Ding oder sein liebstes Frühstück. Oder der Grund warum er Menschen weh tun dürfte, wenn ich Fehler begehen würde.

Ein neuer Schauder breitet sich auf meinem Körper aus, lässt mich meine Finger aus dem Wasserbad ziehen und das Glas erneut abtrocknen. Der Fleck ist noch immer nicht weg – ich habe ihn sicherlich nicht einmal berührt beim säubern.

Meine Gedanken sind bereits den ganzen Tag verstreut, seitdem Keaton mich vor meiner Klasse abgefangen hat. Seitdem er mir sein wahres Ich gezeigt hat. Seitdem ich ihn verabscheue. Mehr jedoch, verabscheue ich mich dafür, dass selbst unter all dem Hass, noch das kleinste Fünkchen Liebe steckt, dass ich mit allen Mitteln zu ersticken versuche.

Meinetwegen sind all meine Freunde, mein Dad und Jarrett und meine Cousins in derarter Gefahr, dass ich bereits erzittere wenn ich es nur aussprechen möchte.

Und ich habe es wirklich versucht. Nachdem Keaton mich mit zu sich genommen hat, musste ich noch einmal nachhause, bevor ich ins Diner ging. Er hat sich von mir verabschiedet, als sei alles normal. Als sei alles gut und als würden wir noch immer einander so lieben, wie wir es all die Zeit davor taten. Ich hingegen habe mich einfach nur geekelt, bin so schnell wie es ging seinem Spiel entwischt und hatte nicht einmal Tränen übrig, als mich Caleb Zuhause anblickte.

Wenn wir schweigenWhere stories live. Discover now