25. Verstehen lernen

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Tag 1 des Online Unterrichtes: Es fällt aus, weil es keinen Plan gibt.

Ungefähr so habe ich es kommen sehen und ungefähr so breitet sich die Panik vor meinem Abschluss aus. Juhu!

Sloan Dewayne

Der Abend ist weiter voran geschritten, als Aspen schließlich mit drei Nudelboxen und den jeweiligen Getränken wieder kommt, während er mich hat auf Jamie und Bella aufpassen lassen. Ein wenig hat es mich sogar mit Stolz erfüllt, dass er mir seinen Bruder und seinen Hund anvertraut hat – vor allem nach allem was passiert ist. Jamie und ich haben in der Zeit eine Sandburg gebaut, wobei er deutlich eine Ritterburg haben wollte, was mich dann wieder an die Märchengeschichte hat denken lassen. Er hört mir wie ein normales Kind zu – zumindest mit Ausnahmen, da er sich gerne ablenken lässt– ist aber beim Sprechen eingeschränkt. Doch für ihn schien es vollkommen normal, dass nicht jeder ihn verstehen kann, was mir dann wieder zeigte wie stark der Kleine in Wirklichkeit ist. 

"Was bekommst du dafür?" Frage ich nach, als Aspen sich zu uns in den Sand setzt und die Flaschen in den Sand steckt, sowie mir die Nudelboxen überreicht, damit er Jamie notdürftig die Hände reinigen kann. "Ich lade dich ein." Schmunzelt er schließlich, während ich missmutig mein Gesicht verziehe. Ich hätte deutlich ein besseres Gefühl, wenn ich es bezahlen könnte, da mir so nicht das Wort 'Date' ständig im Kopf begegnen würde. Als Jamie mir allerdings die vorderste Nudelbox aus den Fingern zieht schiebe ich auch diesen Gedanken weg. 

"Wie macht er sich in der Schule?" Neugierig hebe ich meinen Kopf und begegne Aspens Blick. Er wirkt so ruhig, dass ich selbst nicht glauben kann, was für ein Chaos um mich herum eigentlich ist. Es ist als wäre es nicht echt, als wären weder meine Probleme, noch meine Sorgen echt. So weit weg, dass sie unerreichbar wirken. "Ganz gut eigentlich. Er ist in einer Inklusionsklasse, sprich er lernt mit anderen Kindern, die keine Einschränkung haben. Ein Junge hat sogar aus reiner Neugierde auch angefangen die Gebärdensprache zu lernen, zudem hat er eine Art Dolmetscher." Meine Lippen ziehen sich zu einem Lächeln, als ich höre wie gut Jamie es trotz seiner Umstände hat. Und vor allem, dass er jemanden hat, der sich sogar in den Jungen Jahren mit seiner Kommunikation auseinander setzt. 

"Bringst du sie mir auch bei?" Neugierig öffne ich schließlich meine Box, ohne meinen Blick von Aspen zu nehmen, der erst ziemlich verwirrt seine Stirn in Falten legt. "Die Gebärdensprache. Ich würde Jamie gerne verstehen lernen." Ich glaube in diesem Moment könnten wir beide kaum breiter und funkelnder Lächeln, während selbst Jamie uns in dem in nichts nachsteht. 

Er gestikuliert bereits wild drauf los, wodurch Aspen lachend seinen Kopf schüttelt und seine Nudelbox in den Sand stellt. "Dir ist schon bewusst, dass wir beide dann keine Geheimsprache mehr vor ihr haben?" Funkelt er amüsiert seinen Halbbruder an, der daraufhin wild nickt und selbst mir zu verstehen gibt, dass er es cool finden würde, wenn ich sie lernen würde. "Also?" Herausfordernd blicke ich zu Aspen, der sich schmunzelnd durch seine Haare fährt. "Was kriege ich denn dafür, wenn ich dich in unsere Ritter-Sprache einführe?" Seine Augenbraue zieht sich nach oben, während ich herausfordernd mein Kinn entgegen strecke. 

"Ich bin die Prinzessin, schon vergessen?" Er schüttelt fast ungläubig seinen Kopf, ohne seine Mundwinkel zu senken, wodurch mein Herz einen überdimensionalen Sprung macht. "Also gut. Hast du was bestimmtes zu sagen, Prinzessin?" Ich überlege angespannt, doch auf Knopfdruck fällt mir auch nichts gescheites ein, was Aspen dann nur noch mehr ins Lachen bringt. "Dann fangen wir anders herum an. Was möchtest du sagen, kleiner Ritter?" Unsere beider Aufmerksamkeit liegt nun auf Jamie dem ich die Nudelbox abnehme, da sie sonst von seinem Schoß gerutscht wäre. Er macht extra langsame Bewegungen für mich, damit ich sie nachverfolgen kann. Als er dann allerdings seine Hände sinken lässt, uns mit einem breiten Lächeln anschaut und ich ratlos zu Aspen blicke, sehe ich doch tatsächlich einen ziemlich erstarrten Aspen. Sein Mund steht ein wenig offen, während er seinen Bruder aus kritischen Augen betrachtet, ganz so als würde er selbst nicht glauben, was er da gesagt hat. 

Wenn wir schweigenWhere stories live. Discover now