66. Kindheit

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Ich bekomme heute meine Examensnoten, bin demnach relativ früh aufgestanden, um das Kapitel zu schreiben – allerdings war ich müde und habe noch nen bisschen länger geschlafen, wodurch es heute relativ kurz ausfällt. Aber ich wollte unbedingt heute etwas hochladen.

Die Überarbeitung mache ich dann auch erst morgen, weil ich in einer halben Stunde los muss und nicht mal angefangen habe, mich fertig zu machen.

Dafür aber ein Kapitel!

Viel Spaß

Sloan Dewayne

"Okay und nun das nächste." Erwartungsvoll schaue ich auf Aspens Finger, die ihre Position ändern und mir somit den nächsten Buchstaben in dem Alphabet anzeigen. Ich forme ihn nach und versuche es mir best möglichst einzuprägen – genauso wie all die Zeichen davor. Es ist interessant Jamies Sprache zu lernen, wenn auch noch ein bisschen verwirrend und ich bezweifle das ich es relativ schnell lernen kann. "Halte den Finger so, dann ist deine Hand nicht so verkrampft." Aspen zieht meine Hand an sich und löst meinen Finger, um ihn lockerer wieder auf die anderen zu legen. Ich verkneife mir ein Schmunzeln, als mich die Wärme seiner Berührung durchflutet. "Wieso ... wieso kann Jamie nicht sprechen?" Ich hoffe ich trete Aspen damit nicht zu nahe, aber als er aufschaut lächelt er lediglich traurig, aber nicht wütend oder verschreckt. "Seine Stimmbänder sind verkürzt. Einfache Silben könnte er hinbekommen, allerdings ... seine Mutter ist nicht die Beste und er hört leider noch auf ihre Meinung."

"Sie lässt ihn denken, dass es nicht genug ist, wenn er nur wenige Silben spricht?" Er fährt sich durch die schwarzen Haare, während ich meine Hand wieder sinken lasse. "Sie liebt ihn, gar keine Frage, aber sie lässt ihn spüren, dass er nicht so ist, wie die anderen Kinder." Aus eigener Erfahrung weiß ich, was das mit einem Kind machen kann. "Das tut mir leid zu hören." Seine stechend blauen Augen legen sich auf mich nieder und betrachten mein Profil. "Würdest du ... würdest du ihn ganz bei dir aufnehmen, wenn du könntest?" Er schüttelt seinen Kopf. "Ich war schon oft verlockt, aber nein, ich glaube nicht, dass ich es könnte. Jamie ist die einzig übrig gebliebene Konstante in ihrem Leben."

"Dann ist es so ähnlich wie bei mir und meinem Dad." Stelle ich schmunzelnd fest. Mein Dad und ich hatten immer nur uns – und seine Sucht. Ein Dreiergespann an das ich noch immer glaube, egal wie mies und unfair ich ihn behandelt habe.

"War es sehr schlimm? Damals bei ihm?" Ich weiß nicht ob er das aus Interesse an mir oder an Jamie fragt, aber sein nachdenklicher Blick der auf den Kies des Weges gerichtet ist, reicht aus, um tatsächlich darüber zu sprechen. Vielleicht aber auch seine Finger die meine im gehen streifen und mit einer Leichtigkeit in zwei meiner Finger einhaken, dass ich nicht mehr nur die Schwärze auf meiner Brust spüre, wenn ich über meine Kindheit nachdenke. "War es nicht. Eigentlich war es immer eine schöne Zeit, weil mein Vater mich das hat glauben lassen. Ich habe erst sehr viel später von allem mitbekommen und vor allem realisiert was ich machen muss, wenn es ihm sehr schlecht geht. Er weiß bis heute nicht, dass ich ihn manchmal zu Bett brachte oder das ich für uns kochte. Wenn er es aber kontrollieren konnte, dann haben wir die unterschiedlichsten Spiele gemacht, wo ich abgelenkt genug über sein Zustand war." Aspen lächelt. So leicht und sinnlich, dass ich es am liebsten den ganzen Tag betrachten würde.

"Als ich dann zu Jarrett kam, habe ich ihn das erste Mal gehasst, weil ich dachte, ich wäre eine Last für ihn. Dann habe ich mich gehasst, weil ich dachte es sei meine Schuld." Der Druck um meine Finger nimmt leicht zu, als er das Zittern meiner Stimme wahrnimmt und sogleich stehen bleibt. Da ich weitergehen wollte, zieht er mich wieder zurück und platziert seine freie Hand an meine Taille um mich bei sich zu behalten. Innerhalb weniger Augenblicke ist mir schwindelig von seiner Nähe, schwammig von seinem Duft und heiß von seinen Berührungen. Seine Hand auf meiner Taille zu spüren, die leichten Zuckungen seiner Finger, wenn er eigentlich so viel lieber andere Dinge damit machen würde lassen mich derartig erröten, dass ich glaube es in seinen dunkler werdenden Augen zu sehen.

"Und nun?" Blinzelnd suche ich den Faden zu unserem vorherigen Gespräch, aber da ist nur dieses Blau. "Hasst du dich noch immer, obwohl du ein Kind warst, dass genau das verdient hat? Eine Familie? Obwohl es deinem Vater schwer gefallen ist, dich gehen zu lassen? Obwohl du nun zwei Väter hast, die dich über alles lieben?" Der Kloß den Aspen mit seinen rauen Worten entstehen lässt, ist überwältigend. Ich glaube nicht das ich reden könnte, also zucke ich mit meinen Schultern. So unschlüssig und verletzt, dass es mich selbst erschreckt. Ich habe in den letzten Monaten, gar Jahren lange nicht mehr darüber nachgedacht, es aber nun selbst nicht zu wissen, ob ich mich für viele Sachen selbst bestrafen müsste, ist ... erschreckend. Ich hatte nie irgendwelche Probleme mit mir selbst, außer diese eine Stimme die in mir entstand, als ich zu Jarrett kam. Irgendwann habe ich angefangen meinen Vater zu verstehen, dass er es aus einer gewissen Liebe tat und nicht weil ich ihm zu viel wurde, aber ich fing dafür an mich zu fragen ob es nicht besser gewesen wäre, wenn ich gar nicht erst da wäre. Wenn ich nie geboren wäre, wenn meine Mutter nie eine so große Rolle in seinem Leben gespielt hätte. Wenn er sich um sich gekümmert hätte und nicht um ein Kind. Egal wie viel Liebe er mir geben konnte.

"Weißt du, was mir aufgefallen ist, als wir mit deinem Vater essen waren?" Ich versuche den Kloß in meinem Hals wegzuatmen und schüttle leicht meinen Kopf. "Sag es nicht." Ich möchte es nicht wissen. Ich habe angst zu hören, was ich mir bereits vorstellen kann und was mich dann nur wieder schlechter fühlen lässt. Weil ich ihn unfair behandelt habe. Weil ich ihn einfach weggeschickt habe. Weil ich nicht für meinen eigenen Vater da war, als er bei mir war. Als er mich aufgesucht hat.

Da ich immer noch nicht reden möchte, hebe ich meinen Finger an und wirble ein wenig damit herum, was Aspen ein kleines Lachen entlockt und mir damit ein bisschen Leichtigkeit. Aber ich brauche ein Themenwechsel. Ich brauche andere Gedanken, sonst bleibt es nicht bei einem Mal, wo ich ihn vor die Füße kotze.

"Gut, dann–" Er bricht starr ab.

Stirnrunzelnd lege ich meinen Kopf in den Nacken und beobachte, wie sein Blick in die Ferne des Parks gleitet. "Was ist da?" Als ich bereits meinen Kopf drehen möchte, zieht er mich an meiner Hand weiter, dennoch erhasche ich einen Blick über meine Schulter und erkenne ... niemanden.

Gibt es Theorien wer es gewesen sein könnte?

Tatsächlich hatte ich sogar erst einen Namen da stehen, habe ihn dann aber wieder weggenommen, um das alles noch ein bisschen auszubauen.

Wie gesagt Überarbeitung folgt morgen und genauso das nächste Kapitel.

Ps. Ich übertrage jeden Samstag die Kapitel von Wattpad auf Word und wir haben bereits fast 600 Seiten... Juhu! Ich werde niemals ein Buch veröffentlichen können, weil sie einfach IMMER zu lang sind.

Wenn wir schweigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt