67. Wie eine Familie

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Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, gibt es heute eine Lesenacht! (Ich hatte es vorhin als Nachricht geschrieben).

Zum einen weil ich heute wirklich viel schreiben konnte und zum anderen, weil Interesse bestand und Donnerstag, sowie Freitag ja keine Kapitel kamen.

Wir haben es jetzt 19 Uhr und jede Stunde folgt ein Kapitel – also wie üblich.

Dazu kann ich euch sagen: Es wird emotional ein bisschen zerreißend. Hoffentlich.

Sloan Dewayne

Caleb, Corey und ich verharren alle gleichnamig in dem Türrahmen, als wir nicht nur den ungewohnten Gerüchen, von frisch gekochtem Essen, entgegenschlagen, sondern auch nach dem harmonischen Bild von Jarrett und unserer ... Nachbarin. Sie sitzt lachend auf dem Hocker an der Theke, während mein Onkel versucht das überkochende Wasser vom Herd zu ziehen, ohne von dem spritzenden Fett der Pfanne getroffen zu werden. Es ist das erste Mal das ich ihn wieder mit einer Frau sehe, nachdem meine Tante an Krebs verstarb. Die Diagnose kam schnell und noch schneller ihr Tod. Sie musste sich nicht lange mit Schmerzen quälen und ihre Familie hatte auch nicht die Last von Monaten der Ungewissheit über ihre Gesundheit – aber seit dem hat er sich nicht nochmal an Frauen gewagt.

Jarrett lacht so unbeschwert, dass mein Herz aufgeht und in sich zusammenfällt, als Corey sich hart räuspert. Selbst ich zucke unter dem knurrenden Laut zusammen, so auch mein Onkel und seine Begleitung. "Da seid ihr ja endlich!" Am liebsten würde ich Colleen nach Ceaser, dem kleinen Malteser fragen, allerdings möchte ich mich ungerne überhaupt bemerkbar machen. Corey ist pissig und ein pissiger Corey, ist zwar nicht so schlimm wie ein Spaßender-Corey, aber schlimmer als ein wütender-Corey. Man kann bereits an den Fingern abzählen wie er das hier bewerten und wie er damit umgehen wird – vor allem als er seinen Zeigefinger hebt und zwischen Colleen und seinem Vater zeigt. "Was ist das hier?" Mein Blick schweift zu Caleb, der etwas ratlos seine Stirn in Falten legt. Keine Ahnung ob wegen der neuen Begebenheit oder wegen dem Verhalten seines Zwillings.

Colleen wirkt nun ebenso überrascht und unbehaglich wegen Corey, sodass ich mich aus meiner Starre löse und zu dem Hängeschrank gehe, um die Teller herauszuholen. "Sie haben essen gekocht. Sieht man doch." Ich streife seine dunklen Augen, während er sich durch sein länger werdendes Haar fährt. Caleb hilft mir schließlich beim Decken des Tisches, woraufhin wir beide zu schmunzeln beginnen. Er sieht es scheinbar nicht so düster wie sein Bruder.

Jarrett stellt das Essen dampfend auf den Tisch, etwas das wir alle nicht kennen und wie eine Seltenheit bestaunen. Er ist die meiste Zeit arbeiten und eigentlich demnach selten Zuhause, wenn wir von der Schule oder von der Uni kommen. Man könnte meinen, dass wir dadurch selbst kochen könnten, allerdings sind wir alle gleich unbegabt darin, sodass es – wenn wir Hunger haben – meistens nur fertig Essen gibt. Praktisch, schnell und in den meisten Fällen einfach himmlisch gut.

Anders als das was vor uns auf dem Tisch steht. Das Hähnchen ist angebrannt, die Nudeln noch nicht durch und die Tomatensoße versalzt. Corey bekommt davon allerdings sowieso nichts mit, weil er Colleen mit finsteren Blicken verjagen möchte. Selbst meinen Tritt unter dem Tisch hält ihn nicht auf.

Keiner traut sich wirklich zu sprechen, wobei das wahrscheinlich schon viel ausmachen würde. Also hole ich tief Luft und überlege ob ich irgendwas spannendes heute erlebt habe, von dem ich erzählen könnte. "Ich werde ein Geolo–"

"Seid ihr irgendwie zusammen oder so?" Mein Onkel verschluckt sich an dem Wasser und selbst Colleen wirkt mit aufgerissenen Augen unsicherer denn je. Ich lasse die Gabel langsam senken und runzle meine Stirn, beiße mir auf meine Zunge und werfe nun Corey einen warnenden Blick zu. Unsere Nachbarin, mir gegenüber, streicht sich die gräulich-blonden Haare hinter ihr Ohr und zieht ihren Mundwinkel hoch. Ich weiß, dass sie seit dem Schlaganfall, den sie vor fünf Jahren erlitten hat, Schwierigkeiten hat, ihre rechte Körperhälfte vollends zu nutzen. Sie meinte mal zu mir, dass es gute und schlechte Tage gibt, mal spürt sie gar nichts und mal ist die Taubheit nur wie ein kleines Kribbeln.

Wenn wir schweigenWhere stories live. Discover now