15. Märchenstunde

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Erneut bin ich ziemlich früh dran und ich hoffe das wird jetzt zur Gewohnheit von mir.

Sloan Dewayne

"– die Prinzessin vor Kobolden beschützen und schließlich mit in unsere Burg nehmen –"

"– sie braucht ihren Schlaf, kleiner Ritter –"

"Ich? Ja, vielleicht bin ich ja der Prinz –"

"– Auch ganz vielleicht bin ich ihr Prinz. Du musst nur wissen, dass Prinzessinnen, und ganz besonders diese Prinzessin, sehr Eigensinnig sind."

Meine Augen reißen sich schlagartig auf, als ich einen warmen Atem auf meinem Gesicht spüre und es so gar nicht mit meinen übrigen morgenden zusammenpasst. Als ich dann auch noch der schwarzen Doberman-Hündin entgegen blinzle, zucke ich zusätzlich zusammen und setzte mich kerzengerade auf der kleinen Couch auf. Meine Muskeln scheinen unwahrscheinlich verspannt und schmerzend, während ich mich noch immer mit verschwommenen Blick zu orientieren und zu erinnern versuche. Ich kann mich zumindest nicht entsinnen, bei Aspen auf der Couch eingepennt zu sein – und doch muss es passiert sein. Ich bin einfach eingeschlafen.

"Guten Morgen, Sonnenschein!" Ein weiteres zucken durchfährt meinen Körper und mein Blick schießt in Richtung der Stimme, wo ich nur noch erstarrter hängen bleibe. Abgesehen davon, dass Aspen erneut nur eine Boxer und ein Shirt trägt, sitzt neben ihm, auf der Küchenzeile, ein kleiner Junge der mich mit großen, funkelnden Augen anschaut. Sie sind nicht so stark blau wie die von Aspen, aber das muss unverkennbar sein Bruder sein. Oder ein anderes Familienmitglied. "M-morgen." Nuschle ich mit zusammengezogenen Augenbrauen, während ich noch immer versuche den letzten Schlaf aus meinem Kopf zu bekommen. "Kaffee?" Ich nicke dankend auf diese Frage und richte mich nach und nach mehr auf, bis ich letztendlich stehe und langsam auf die beiden zugetrottet komme.

Der kleine Junge mit dem pechschwarzen Haar und den noch immer weit aufgerissenen Augen, löst gar nicht mehr seinen Blick von mir. Er wirkt so niedlich in seinem Superman Schlafanzug, dass ich gar nicht anders kann, als zu schmunzeln.

Zumindest solange, bis er seinen Kopf zu Aspen hochreißt, der mir die Tasse Koffein überreicht und anfängt seine Finger zu bewegen. In diesem Moment scheint die Wehmut größer zu sein, als seine niedliche Erscheinung, sodass ich merke, wie meine Mundwinkel langsam hinunter wandern.

"Das, kleiner Ritter, ist Sloan. Sloan, das ist Jamie." Zwanghaft schaue ich von Aspen zu dem kleinen Jamie, welcher noch immer etwas schüchtern lächelt, aber es erwidert, als ich es tu. "Freut mich dich kennenzulernen, Ritter Jamie." Das Glucksen das ihm entkommt lässt auch mich leise auflachen, ehe er erneut seine Hände hebt und in einem Tempo, dass ich nicht nachmachen könnte, die kleinen Finger bewegt und erwartungsvoll zu mir schaut. Aspen springt sogleich für mich ein und hebt Jamie von der Theke. "Er vergisst hin und wieder, dass nicht alle die Gebärdensprache können." Daraufhin zuckt Jamie lediglich schmunzelnd seine Schultern, bevor er von Aspen eine Schale Müsli in die Hand gedrückt bekommt und Jamie sich an der Hündin vorbei auf die Couch schlängelt. "Es tut mir leid, ich wollte eigentlich nicht einschlafen und dir- euch zu nahe kommen." Entschuldigen wende ich mich Aspen zu, welcher meine Bedenken aber kaum wahrnimmt.

"Was hat er gerade noch ... gesagt?" Amüsiert schüttelt er auf meine Frage hin seinen Kopf und nippt stattdessen an der Tasse. "Was war es?" Hake ich drängender nach. Es muss ja ziemlich witzig gewesen sein, wenn er sich bereits so schon darüber amüsiert. "Du willst es wirklich wissen?"

"Ja."

"Er hat mich gefragt ob ich den Kuss meiner Prinzessin schon bekommen habe." Meine Augen reißen sich auf, während sich sein leichtes Schmunzeln, zu einem breiten Lächeln zieht. Mir ist selbstverständlich nicht die Info darin verschwommen geblieben. Er nennt mich Prinzessin und ich habe vorhin mitbekommen, wie er was davon gemurmelt hat, der Prinz zu sein. "Wieso denn das?" Er stellt die Tasse weg und nickt auf Jamie der sich ein Starr-Wettbewerb mit Bella liefert, während er versucht sein Müsli alleine zu essen. "Ich habe dich vor den bösen Kobolden draußen gerettet. Und der Prinz bekommt immer als Dankeschön einen Kuss." Er wirkt sich in dieser Sache ziemlich sicher, wobei ich mein schnell schlagendes Herz bei dem Gedanken auch nicht leugnen kann.

Wenn wir schweigenWhere stories live. Discover now