81. Endloses Auseinanderfallen

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Sloan Dewayne

Ich wollte oder konnte Aspen nicht glauben, als er meinte dass ich auseinander fallen würde. Dass ich derart viele Emotionen spüren werde, die ich sonst eigentlich unterdrückt habe. Dass ich vor lauter Überforderung zwischen Wut und Trauer schwanken werde und immer fester auf den Boxsack eindreschen werde. Ich – obwohl ich noch nie derartig ausgeholt habe, beziehungsweise überhaupt genug Kraft hätte, um jemanden ernsthaft zu verletzten oder um einen Boxsack in Bewegung zu bringen.

Es fühlte sich nicht nur total fremd an, sondern auch absolut lächerlich.

Bis zu dem Zeitpunkt wo Aspen mich beabsichtigt provoziert hat. Er fing an mir Sachen vorzuhalten, die ich wirklich verdrängt habe. Sei es Keatons Entwicklung, seine Schläge, seine Übergriffe, Jacksons Schläge, Caleb und mein Streit, Chastitys Böswilligkeit, die Blicke der Schüler, die Nachrichten auf meiner Social Media Seite, Aspens Anblick, als er von Keaton zusammengeschlagen wurde, Coreys Anblick. Irgendwann musste er nicht einmal mehr sprechen, irgendwann schwieg er nur noch, während meine Bewegungen so fahrig und hektisch und wütend wurden, dass ich nicht einmal die Tränen auf meinen Wangen spüren konnte. Es kann keine zehn Minuten gewesen sein, in der meine Stimmung derartig umgeschlagen ist. Keine zehn Minuten in der ich auf die Matte gesunken bin und von Aspen einfach gehalten wurde.

Ich habe gezittert, geweint und geschluchzt, während sich die Erschöpfung, getarnt von einer lähmenden Stille, in mir breit gemacht hat.

Und in diesem Moment konnte ich nicht glauben, dass er mich zusammenbauen kann. Das ich es zulassen könnte, wenn überall nichts anderes als Kälte, Dunkelheit und Schmerz war. Bis er die Kälte mit seiner Wärme tauschte. Die Dunkelheit mit seinem Licht und der Schmerz mit seiner ... Liebe.

Mir ist bewusst, dass wir es noch nicht gesagt haben und ich hoffe auch, dass es noch dauert, bis einer von uns das Wort in den Mund nimmt – zumal ich mir zwar bestens bewusst bin, wie intensiv ich fühle, aber auch wie schnell das alles wäre. Es eigentlich schon ist.

Nur konnten wir es beide irgendwie nicht verbergen, als wir schließlich miteinander geschlafen haben.

Mein Blick schweift zu den schwarzen verwuschelten Haaren, die ihm wild vor die Augen fallen. "Ich kann sie dir schneiden, wenn sie dir zu lang werden." Mit meinen Fingerspitzen fahre ich ihm durch das dichte Haar, was ihm ein wohliges Brummen auslöst. "Obwohl," Ich mache eine wohl überlegte Pause und schürze meine Lippen. "Diese kleinen Locken, die sich bilden sind schon niedlich." Mein Grinsen wird breiter, als er langsam seine Braue hebt. "Niedlich?" Es ist nun wirklich kein Wort, dass ich mit Aspen verbinden würde, aber seine Reaktion löst so viel spielerische Strenge aus, dass ich nur nicken kann.

Meine Nase und meine Augen sind noch ein wenig verquollen, wodurch mein Lachen, dass durch seine flinken Finger die mich unbarmherzig kitzeln, etwas kränklich klingt und ich auch sehr viel schneller außer Atem bin. "Aspen, stop!" Lachend und keuchend schlingen sich meine Hände um seine Gelenke, damit er endlich aufhört.

Er hört auch auf. Aber nicht, weil ich erneut um Gnade flehe, sondern weil sein Name derartig tief durch die Halle gebellt wird, dass ich mich derartig heftig erschrecke und aufschreie. Meine Hände pressen die Decke fester an meinen nackten Leib, wodurch sie fast den Körper von Aspen freigibt, wenn er sich nicht leicht erhoben hätte. Sein Körper verdeckt den meinen und mein rot angelaufenes Gesicht, weil sich die Peinlichkeit in jede Faser meines Körpers abspielt. Der Mann steht im Eingang, den Kopf auf den Boden gerichtet und doch entzürnt genug, um es sich nur mit seiner Haltung anmerken zu lassen. Wir hätten wenigstens irgendeinen ... privateren Raum aufsuchen können und nicht nur die Couch in der Eingangshalle

Wenn wir schweigenTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang