39. Je härter das Schicksal, desto besser die Schauspieler

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Wie ihr seht: ich musste bereits den Tag gestern aussetzten, präsentiere euch aber heute das nächste.

Juhu!

Sloan Dewayne

Ich habe Caleb nicht mehr gesehen, seit dem er aus der Umkleide gestürmt ist. Er lief mir nicht ein einziges Mal über den Weg, während Corey und ich wieder auf die Tribüne gegangen sind, wo sich nur noch vereinzelt kleine Gruppen gebildet haben.

Eine davon war unsere.

Die Schmerzen sind noch immer so präsent und die Enttäuschung so fühlbar, dass ich jedem einzelnen Dankbar war, das sie es nicht noch einmal angesprochen haben. Es hätte das alles nur noch weiter aufgewirbelt – etwas mit dem ich jetzt gerade nicht umgehen könnte. Etwas das ich gerade jetzt einfach von mir schiebe, während ich mich versuche von den kleinen geheimen Blicken und den stechenden Schmerzen an meinem Hals loszulösen. Willow und Heaven sind mir am Hilfreichsten, da sie mir nicht nur einmal, einfach einen Becher in die Hand gedrückt haben und ich damit meinen zuvor gehabten Pegel sehr schnell und sehr gut wieder erreiche. Corey hält mich nicht auf, scheinbar ist er einfach beruhigt, dass ich nicht vor ihm zusammenbreche oder eine ähnliche Reaktion zeige. Stattdessen schaue ich fast geheimnisvoll auf mein Handy in der Hoffnung Keaton würde sich melden.

Aber er tut es nicht.

Die ganze Zeit über bekomme ich keine einzige Nachricht und vergesse auch mit jedem Schluck mehr das Gefühl der Kälte in mir. Das Gefühl des Verrates. Dieser unglaublich tiefen Trauer, die mich selbst meine Fingerspitzen nicht mehr spüren lässt.

Oder aber es ist bereits der Alkohol der sich schwer in meine Knochen gelegt hat und selbst meinen Kopf in einen Verhängnisvollen, aber so leichten Nebel taucht, dass ich selbst ohne Grund zu lachen beginne. Ich lache. Etwas von dem ich eigentlich nicht gedacht habe, es nochmal zu tun. Zumindest nicht heute und vor allem nicht so kurz nach dem Moment. Aber es tut gut, es zu überspielen. Sich Willows missglückte Turnshows anzuschauen und Heavens nuschelnden Worte, die ausdrücken sollen, wie missglückt es ist, zu lauschen.

Val und die Jungs sind die einzigen die nicht sonderlich gut aus ihrer Haut können. Val, weil der Alkohol entweder nicht so gut bei ihr, wie bei uns, wirkt oder weil ihre Gedanken schwerer sind, als der Drang sich zu betrinken und die Jungs, weil ihre Augen permanent auf mir liegen.

Corey und Zacks allen voran. Anthony hatte sich bereits neben mich gesetzt und Dallas ist erneut unentschlossen. Es fällt ihm sichtlich schwer mit seinem besten Freund umzugehen, wenn er bereits so außer Kontrolle ist. Es fällt ihm schwer eine Seite zu wählen und aus genau diesem Grund stehe ich von meinem Platz auf und taumle langsam zu ihm rüber. Er ist so wie sonst auch oft etwas distanziert.

Als ich seine Mutter das erste Mal traf sagte sie zu mir, dass er ein Philosoph sei. Ich wollte es ihr einfach nicht glauben, weil von Dallas meist nur Oberflächliches oder dummes kommt – dennoch habe ich sein Verhalten daraufhin aufmerksamer beobachtet und musste ihr schließlich doch recht geben.

So sehr er laut und ungestüm ist, so ist er bedacht und ruhig. Sobald er trinkt ist er wie verstummt und schaut nur noch gedankenverloren ins Nichts. Zudem habe ich mal eine ordentliche Buchsammlung unter seinem Bett gefunden, die allesamt Klassiker oder philosophische Werke waren. Zerknickt, bemalt, benutzt.

Die Drogen und der Alkohol sind für ihn nur eine Art mit all den Gedanken zurecht zu kommen. Mit all den Eindrücken, die wir nicht mal mehr bemerken.

"Hey." Ich setzte mich zögerlich neben ihn und falte meine Hände in meinem Schoß. Er wirft mir einen ziemlich bedächtigen Blick zu, während seine Augen nur auf dem Pflaster liegen, dass sich selbst mit einem hohen Kragen und einem dicken Schal nicht abdecken lassen würde. "Hi."

Wenn wir schweigenМесто, где живут истории. Откройте их для себя