21. Der Niedergang der Enttäuschung

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Gestern hieß es die Schulen finden ab dem 3. Mai wieder statt. Heute (oder eben für das Bundesland Niedersachsen) beginnt die Schule schließlich wieder am 27. April ... Bruh, kann ich dazu bloß sagen. Aber gut, was muss das muss nicht wahr? 

Sieht es bei euch ähnlich aus?

Sloan Dewayne

Ich hatte Keaton gesagt, dass ich es nie wieder machen werde. Dass ich nie wieder soweit gehen würde – ihn lieber verrecken lassen würde, als erneut meinen Finger in seinen Hals zu pressen. Dennoch spüre ich bereits wie ich seinen Körper aufzurichten schaffe, damit er sich mehr über die Toilette beugt. Mir selber wird mit jedem weiteren Moment, in dem ich ihm meinen Finger in seinen Hals schiebe, übler, ehe ich meine Augen zusammenpresse und spüre wie er zu würgen beginnt. Seine Zähne wollen sich aufeinander beißen, lassen mich eilig wieder aus seinem Mund gelangen, damit ich mich mit einem Ruck aufstelle und seinem erbrechenden Ton lausche. Für diesen Moment ist es das beste was ich hören kann.

Ich gehe sofort auf das Waschbecken zu und beginne sie mir rot zu schrubben, als ich einen Blick durch den Spiegel zu dem Typen werfe, der das Ganze amüsiert betrachtet hat. Nun ruhen seine Augen allerdings direkt auf mir.  

"Ist es so wunderbar für dich andere leiden zu sehen?" Zweifelnd greife ich nach dem Handtuch und drehe mich herum, um ihn ja keine Unaufmerksamkeit zu schenken. "Sehr sogar. Jedoch genieße ich am meisten den Blick derjenigen, die enttäuscht werden." 

Ich schaue für einen Moment zu Keaton, welcher seine Augen wieder geschlossen hält, aber deutlich ruhig atmet. Als er seinen Kopf, der auf seinem Arm gebettet ist, dreht, erkenne ich jedoch das blaue Veilchen an seinem Auge. Meine Lippen pressen sich fest zusammen. 

"Was habt ihr ihm gegeben?" Hake ich schließlich leise nach. Erst am Freitag hat er doch gesagt, dass Keaton ihm etwas schuldig ist, somit muss das hier sein Kurier oder so sein. Seine Lippen ziehen sich zu einer Fratze, die wohl sein Lächeln sein soll. "Gar nichts. Aber er wollte es ja unbedingt haben." Seine blonden Haare fallen ihm in die Stirn, als er seinen Kopf zur Seite lehnt und mich aus zusammengekniffenen Augen anschaut. "Vielleicht kannst du mir ja sagen wo er seine Kohle hat." Meine Kehle schnürt sich bei seinen dunklen, gar wahnsinnigen Iriden zusammen. 

Zögernd ringe ich mir ein Kopfschütteln ab, ehe ich mich fester gegen das Waschbecken presse. "Selbst wenn er wirklich welches hätte, ich wüsste nicht wo und das ist auch nicht meine Angelegenheit." Er verfolgt jede meiner Bewegungen. Jede meiner Atemzüge. Es ist als würde ich von einem Raubtier fixiert worden sein, worunter nicht einmal mein Herz schlagen möchte. Nicht zu laut sein möchte. Keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchte. Sich nicht verraten möchte.

"Aber das ist mir scheiß egal, Sloan. Es ist nicht mein Problem ob es dich was angeht oder nicht." In jenem Moment löst er sich aus seiner Starre und geht mit wachsamen Schritten auf mich zu. 

Soweit, dass er unmittelbar vor mir steht und mit einem gehässigen Grinsen auf mich hinab schaut. Mein Atem geht mittlerweile nur noch stockweise, während ich versuche seine Nähe nicht mit Panik zu quittieren. Nicht einmal in Panik auszubrechen, das er meinen Namen kennt. "Ich möchte nur mein Geld haben." Mit Argusaugen betrachte ich seine Hand die sich hebt, bis er mit einem Ruck seine Finger in mein Haar gräbt und meinen Kopf nach hinten reißt. Stockend schlagen sich meine Augen auf, während sich mein Atem stoßweise löst. "Und ich hasse es, darum betteln zu müssen." Ich beiße meine Zähne aufeinander, als der Druck an meinen Haaren immer fester wird, dass ich am liebsten auf zischen würde.

 "Ich habe genauso wenig das Geld wie Keaton." 

Seine Lippen ziehen sich spöttisch nach oben, bevor er seine Finger aus meinem Haar löst, nur um die Rückseite seiner Hand in mein Gesicht zu schlagen. Die Wucht ist so gewaltig, dass ich für einen Moment nichts anderes wahrnehmen kann, als das taube Gefühl auf meiner Haut, die stechenden Tränen in meinen Augen und das laute rauschen in meinen Ohren. Nur schwach und gedämpft kommt seine Stimme zu mir an: "Darum geht es mir doch auch gar nicht. Ich möchte nur ein wenig Druck machen, wenn dein Liebster aus seinem Schlaf erwacht ist." Ich kann nicht einmal die erste Schmerzwelle erfassen, als mich die nächste bereits zu Boden bringt. Meine Augen fallen verhängnisvoll zu, als die Übelkeit in mir aufsteigt, weil ich mit schwammigen Blick mein Blut auf den weißen Fließen erkenne. Mit zittrigen Fingern taste ich die blutende Lippe ab, die er mir mit seiner Faust verpasst hat.

Wenn wir schweigenWhere stories live. Discover now