59. Realisierung

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Ich bin bereits seit längerem am Überlegen, ein weiteres Buchprojekt zu starten, weil es mir seit einem Jahr nicht aus dem Kopf geht und ich es IMMER WIEDER aufschiebe. Nicht witzig. Vielleicht mache ich das ja ganz ähnlich wie dieses Buch hier, nur dass ich nicht jeden Tag update, sondern zwei Mal die Woche zum Beispiel, wo ich dann an den jeweiligen Tagen schreibe und anschließend Hochlade.

Aber dafür muss ich die Storyline noch einmal mehr überarbeiten – denn die ist bisher bei Null.

Mal schauen, mal schauen.

Sloan Dewayne

Die tickende Uhr ist noch alles was durch das Rauschen meiner Ohren durchkommt. Es tickt und es tickt und es tickt. Es nimmt gar kein Ende mehr, es schmerzt in meinen Ohren, es tut weh. Es ist wie eine Realisierung des Moments. Als würde das Ticken das Jetzt nur bekräftigen. Mir zeigen das alles wirklich passiert ist. Jeden Moment noch einmal manifestieren. Wie einen Film in meinem Kopf ablaufen lassen. Mich daran ersticken lassen.

Ich stehe mit wackeligen Beinen auf, erkenne wie die Zwillinge ihre Köpfe alarmiert heben, sich aber zurückhalten, als sie bemerken das ich lediglich diese dämliche Uhr abnehme und ihr die Batterien rausreiße, um es willenlos auf Calebs Sessel zu schmeißen. Meine Beine zittern erneut, erneut mehr, die Übelkeit steigt in mir auf und lässt mich schweratmend wieder auf die Matratze sinken. Erst vor ein paar Tagen wachte ich hier auf. Und nun sitze ich hier wieder – aber es ist zu Ende. Keaton und ich sind Geschichte. Er ist Geschichte. Weg. Keine Ahnung wo, dass wollen sie mir schließlich alle nicht erzählen.

Doch jetzt, wo ich langsam wirklich begreife, dass Keaton und ich nicht mehr zusammen sind – nun auch räumlich gesehen – spüre ich das letzte Pochen meines Herzens, dass ein ganz anderer Schmerz ist, als der, den er mir anderweitig zugefügt hat. Es geht nicht um mein Gesicht, dass bei jeder verdammten Regung spannt, schmerzt oder zu bluten anfängt. Es geht nicht um meine Kopfhaut, die noch kribbelt. Es geht nicht um meinen Rücken der sich seltsam missbraucht anfühlt oder darum, dass seine Hände noch über all auf meinem Körper sind. Es geht darum, dass die Enttäuschung über seinen Wandel oder über meine Naivität, meine blinde Liebe, alles so sehr ruiniert hat. Und dann frage ich mich immer: Hätte ich es sehen sollen? Aber wodurch? Hätte ich mich von Erzählungen, wie die von Caleb beeinflussen lassen, dann wäre ich doch selbst nicht besser gewesen. Und unter all diesen Dingen, unter seinem Charakter und wie er mich behandelt hätte, hätte ich nicht gedacht, dass eine mögliche Trennung so ausfällt. Gequält, geschunden, missbraucht.

Die Sonne ist vor einer halben Stunde aufgegangen und fällt mit ihrer ganzen Gewalt in das Zimmer. Lediglich die zugezogenen Gardinen lassen es angenehm für meine Augen.

Mein Onkel ist noch immer bei meinen Großeltern, da er dort übernachtet hat. Die Zwillinge sind früher nachhause gekommen, um ... zu helfen. Sobald wir hier ankamen, wollten sie eigentlich das ich schlafe. Aber ich wollte nicht. Ich hätte es selbst nicht gekonnt, wenn ich wollte, weil noch so viel Adrenalin durch mich hindurch floss. Man könnte meinen, es sei immer noch so, aber stattdessen füllt mich eine so tiefe Erschöpfung, die ich auf die insgesamt letzten Wochen beziehe. Anders kann ich es mir nicht erklären.

Ein Teller erscheint vor mir und wird auf die Matratze neben mir abgestellt. Rührei, Toast, Speck. Die Übelkeit in mir nimmt weiter zu, bis ich glaube die Magensäure auf meiner Zunge zu schmecken. "Nimm es wieder weg." Die donnernde Stimme von Corey erscheint mir fast zu weit weg, wenn er nicht mit einem Eimer vor mir erscheinen würde, in den ich mich sogleich erbreche. Meine Haare werden gehalten, meine Schmerzen im Gesicht nehmen zu, mein Rücken biegt sich, ich sehe schwarze Punkte vor mir. Meine Atmung stoppt, lässt mich fast panisch werden, wenn mein Erbrechen nicht genauso plötzlich stoppen würde, wie das es angefangen hat.

Wenn wir schweigenWhere stories live. Discover now