16. Belügendes Vertrauen

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Ich musste heute erschreckend feststellen, dass ich in wenigen Tagen meine Bewerbung abgeben muss. Höhö, ich bin ehrlich gut darin sich zu drücken und aufzuschieben aka zu prokrastinieren, auch wenn sie eigentlich fertig ist. Wenn da nur nicht das Wort eigentlich wäre. 

Sloan Dewayne

Corey hebt misstrauisch seine Braue, als ich die Tür hinter mir ins Schloss werfe und damit jede weitere Sicht auf das wegfahrende Auto versperre. Ich hatte auch eigentlich gedacht, dass keiner um diese Uhrzeit, an einem Samstag, bereits auf sein wird – falsch gedacht. Warum es dann auch noch Corey und nicht Jarrett ist, ist mir noch mehr schleierhaft.

"War das Aspen Rivers?" 

Ich bin eine grausame, grausame Lügnerin und bringe damit lediglich ein Nicken zustande. Ein knappes Nicken, das Coreys Miene nur noch Fragender zurück lässt. "Er hat mich von Keaton hier her mitgenommen." Langsam schlüpfe ich aus meinen Schuhen und stelle sie halb-ordentlich und halb-chaotisch an die Seite oder eher auf den Schuh-Stapel rauf. "Ich weiß, dass du hier nicht geschlafen hast." Ich schiebe mich an ihm vorbei und strebe sogleich die Kaffeemaschine an. "Habe ich ja auch gesagt. Ich habe bei Keaton geschlafen." Statt einer Antwort erhalte ich lediglich ein Stirnrunzeln, während er seine Lippen aufeinander presst und sich auf die Kücheninsel lehnt. Er bleibt allerdings weiterhin stumm, als Caleb die Stufen hinunter gelaufen kommt und mir mit einem Schmunzeln die Tasse aus der Hand nimmt, die für mich bestimmt war. 

Seufzend nehme ich mir unter Coreys zweifelnden Blick eine neue aus dem Schrank. 

"Wir fahren gegen Mittag los, Sloan." Über den Rand meiner Tasse schauend, überlege ich sporadisch was er damit meint und wieso Caleb mich involviert. Dann fällt mir jedoch diese Einladung zur Bootstour ein. Chastity konnte über nichts anderes die vergangene Woche reden und allein deswegen wäre ich schon nicht mehr mitgekommen. Allerdings habe ich auch keine Lust darauf, dass sie mir vorhält wie es mit meinem Freund auf dem Boot war, während sie Zack vögelt. 

"Schön, ich werde fertig sein." 

Das bin ich dann auch. Zumindest vom Aussehen her – Mental eher weniger. 

Ich habe mir über einen schlichten, weißen Bikini ein ebenso weißes Sommerkleid geworfen und eine kleine Tasche mit allerlei Möglichen Kram gepackt. Meine Sonnenbrille stecke ich mir zur Vorsorge bereits ins Haar und meine FlipFlops suche ich aus der letzten Ecke meines Zimmers raus. Als dann auch Haven soweit ist steigen wir zusammen mit den Zwillingen in unser Auto. 

Wir werden uns am Hafen vom Salt Lake treffen und dort auch schließlich auf Dean treffen. Er wird keine Gelegenheit auslassen das Boot seiner Eltern, als das seinige auszugeben und mit allem zu prahlen was er hat, was er noch haben wird und was wir nicht erreichen können. Keine Ahnung wieso ausgerechnet Corey sein bester Freund auf der Highschool wurde, aber es ist ätzend. 

Die Fahrt über wird nur wenig geredet oder ich bekomme es einfach nicht mit, weil ich meinen Gedanken mehr hinterher jage als dem Gespräch. Letztendlich ist es mir aber auch egal, da mir Jamie nicht aus dem Kopf gehen mag. Meine Vermutung war richtig, dass Aspen ihn allgemein gerne verheimlicht, aber ganz sicher nicht, weil er sich schämt. Verflucht, nein! Aspen himmelt Jamie selbst an – und auch wenn ich die beiden nur kurz miteinander erleben durfte, so ist mir bewusst, dass er alles für seinen Bruder tun würde. Absolut alles, nur damit es ihm gut geht. Nur damit er lacht. 

"Sloan." Lachend reißen Haven und Willow meine Tür auf und lassen mich demnach zusammenzucken. Ganz zu meiner eigenen Überraschung sind wir bereits am Hafen angekommen. Ich schüttle meinen Kopf, schnalle mich ab und steige samt meiner Tasche schließlich aus. "Sie ist den ganzen Tag schon so in Gedanken." Erklärt Haven belustigt, wodurch ich deutlich den Blick von Corey auf mir spüre. Seine Augen sind ein wenig zusammengepresst, aber er sagt nichts weiter, wofür ich ihm innerlich wirklich dankbar bin.

Wenn wir schweigenWhere stories live. Discover now