48. Drohungen und andere Verschwörungen

1.6K 141 44
                                    

Here we are again!

Heute geht es bei dem schönen, sonnigen Wetter in die Stadt ... mal schauen was da so ansteht.

Was macht ihr heute schönes/ unschönes?

Sloan Dewayne

Keine Ahnung was ich erwartet hatte, ob ich mich erschrecke oder überrascht bin, ob ich angst bekomme eine Person zu sehen, die ich nicht mehr einschätzen kann oder ob ich zurückschrecke und mich so lange im Raum verschanze bis er weg ist.

Aber als ich Keaton an der Wand stehen sehe und seine grünen Augen mich fixieren, bin ich innerlich so abgestumpft und abgeklärt, dass ich sein Starren wortlos erwidern kann. Er sieht nicht minder besser aus, als ich. Tiefe Augenringe zieren seine Haut und seine Augen wirken auch eher rot, als blass. Das Grün ist Trüb.

Sein Mundwinkel zieht sich matt nach oben, als ich neben ihm stehen bleibe. "Wir sollten hier nicht miteinander sprechen." Murmle ich leise, als die erste beäugende Gruppe an uns vorbei läuft und kaum ihre Blicke von dem Spektakel hier abwenden können.

Keaton nickt nicht, er zieht mich einfach an meinem Arm in den bereits leeren Klassenraum und scheucht die übrigen Schüler mit einem finsteren Blick raus. Damals, als ich hier ankam tat er das auch. Manche dachten meine Gesichte als 13-Jährige zu kennen und begannen mich dafür zu verspotten, dass ich keinen Vater habe. Als Keaton das mitbekam, brauchte er ihnen nur einen Blick zu zuwerfen und alle brachten mir Blumen oder Schokolade, um mich hier willkommener zu fühlen. Das war zwar nicht der Fall, aber die Schokolade, die ich schließlich mit ihm geteilt habe, war dennoch lecker.

Mein Herz zieht sich stumpf bei der Erinnerung zusammen, als er die Tür schließt und ich mich gegen das Lehrerpult lehne, auf den er mit langsamen Schritten zukommt, bis er vor mir steht.

Es existiert keine Stille. Das gab es noch nie bei ihm. Wenn er im Raum ist, dann sind meine Gedanken so verstreut und laut – ganz egal auf welcher Art. Sie sind da und sie nehmen jedes Zimmer ein, als würde er sie lesen und wegwerfen.

"So geht das nicht, Baby." Seine Hände umfassen mein Gesicht, seine Daumen streichen über meine trockene Haut. "Du kannst mich nicht anrufen und einfach sagen, dass du Schluss machen möchtest. Ich dachte du wüsstest das."

Ich kenne ihn, rede ich mir ein.

Ich weiß wie er handelt, lüge ich mir vor.

Er wird mir nichts tun, denke ich schwach.

"Ich wollte nie mit dir Schluss machen – möchte ich immer noch nicht, Keaton, aller–"

"Allerdings gibt es da den anderen, der dich auffangen würde. Ich verstehe schon, ehrlich." Das ist absolut nicht das, was ich überhaupt ansatzweise sagen wollte. Ich möchte meinen Kopfschütteln, irgendwie andeuteten, dass er falsch denkt, aber mein Kopf ist wie in einem Schraubstock gefangen. Bewegungsunfähig.

"Nicht Keaton, dass–"

"Aber siehst du nicht, dass er dich eigentlich gar nicht möchte? Das du nur sein Spielzeug bist? Das du ihm nichts Wert bist?" Wieso auch immer treffen mich seine Worte, härter als sie sollten. Seine Züge werden noch ein Stück weicher, als er meinem Gesicht näher kommt. "Keiner wird dich je so lieben können, wie ich es tue, Sloan. Keiner wird dich mir wegnehmen, selbst du nicht." Meine Kehle brennt, als seine Lippen über die meine gleiten und ich aus reinem Instinkt nach hinten weiche. So sehr, dass selbst sein Griff schwacher wird und er mein Zurückschrecken bemerkt.

Mein Herz rast, als sich seine grünen Augen aufschlagen und er mich mit solch einer Klarheit betrachtet, dass sie dem Blick einer Schlange gleichen. "Ich habe so viele Fehler gemacht, Keaton, aber Aspen ist hier sicher nicht das Hauptproblem." Das ich den Namen ausgesprochen habe, zählt wohl als nächster Fehler, weil sich alles an ihm anspannt. Seine ganze Haltung wird so einnehmend, dass ich mich mit einem Mal wirklich unwohl fühle.

Wenn wir schweigenWhere stories live. Discover now