82. Zu fest geglaubt

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Haltet eure Herzen fest

Sloan Dewayne

Ich weiß nur noch das Aspen seinen Onkel darum gebeten hat, sich um Bella zu kümmern. Ich weiß nur noch, dass Aspen mich zu seinem Auto geschoben hat und ich mich auf den Beifahrersitz niedergelassen habe. Ich weiß nur noch das ich gezittert habe. Das ich meine Hände um Aspens Hand geschlungen habe, als wäre er mein Anker. Dann weiß ich irgendwie nichts mehr.

Ist das wieder so ein Blackout wie im Krankenhaus? Ist das die Grenze die ich erreiche? Weil ich zu schwach für all das bin? Oder all das einfach zu stark für mich? Aber als ich aus dem Krankenhaus raus bin, da konnte ich nicht einmal denken. Ich glaube hier kann ich es. Ich sehe wie alles an uns vorbeizieht. Bemerke jeden Stein, jeden Laden, jede Pflanze. Fast sogar intensiver als sonst. Also nein, dass hier ist kein Blackout – ich versuche mich gerade davor zu bewahren noch tiefer in die Dunkelheit zu rutschen. So viel tiefer, als im Krankenhaus.

Denn ja, ich glaube das hier ist meine Grenze. Eine unerschütterliche Grenze, bei der sich selbst Aspens Hand und Aspens Worte taub anfühlen. Ein bisschen als würde alles Kribbeln und doch bereits tot sein.

Ich glaube er sagt sowas wie Atmen. Und das wir nichts wissen. Wir vermuten bloß.

Das tun wir ja auch, aber ... ich glaube nicht an eine Vermutung. An einen Zufall. An eine Verwechslung von Thomas.

Ich glaube nicht daran, als wir die halbe Stadt durchkreuzen und auch nicht als wir den Pier erreichen, den ich bereits mit meinem Vater besucht hatte. Wo wir gelacht hatten. Ich glaube nicht einmal dran, als ich niemanden sehe. Ich sehe meinen Vater nicht. Nicht auf dem Parkplatz. Nicht bei den Geschäften. Nicht bei–

"Sloan." Der Kloß in meiner Kehle löst sich auf, als ich mich zu Aspen drehe, welcher meine Augen fest fixiert hat. Als würde er mich vorbereiten. Auf was? Darauf das Thomas gelogen hat? Das er sich versehen hat? Das er keine Ahnung hat, was er mit solch einfachen Worten, Leben zerstören kön–

"Prinzessin." Sein Ausdruck wird weicher, als seine Hände über meine Schultern gleiten und mein Gesicht umfassen. Als würde er mich bereits nun schon halten. Wieso? Wieso sollte er mich halten? Es ist alles gut. Mir geht es gut. Mein Vater ist nicht hier. Ihm geht es gut.

Ich glaube daran. Wirklich. An manchen Tagen habe ich das Gefühl, dass mein Bauchgefühl so stark ist, dass mein Glaube daran reicht. Ich glaube manchmal fest und manchmal schwach und jedes Mal gewinnt das feste Bauchgefühl. Ich irre mich nicht.

Ich irre mich nicht.

Ich irre mich auch nicht, als Aspen meinen Kopf in Richtung des Strandes dreht. Als ich die dünne Gestalt in dem Sand sitzen sehe.

Ich irre mich nicht. Ich irre mich nicht. Ich irre mich nicht.

Aber er ist hier.

Wieso ist er hier?

Der Griff von Aspen wird fester. Umschlingt mich. Hält mich, selbst als ich seine Gelenke umfasse und sie von mir schieben möchte. Seine Nähe von mir schieben möchte, damit ich bemerke, dass wir in unserer Blase stecken. Nichts anderes als unsere Blase. Nichts anderes als wir.

"Sloan beruhige dich erst." Er lässt sich nicht abschütteln. Viel eher zwingt er mich ihn anzuschauen. Meinen Blick auf ihn zu verfestigen. Die Tränen in seinen Augen zu beobachten. Weint er? Sind es meine Tränen die sich in seinen Augen spiegeln? "Hör mir erst zu, okay?" Am liebsten würde ich meinen Kopf schütteln, mich losreißen, aber sein Blick und sein Griff wirken so hypnotisierend und ruhig, dass ich nur einen Moment nutze um zu atmen. Und zu nicken. "Es ist egal in welchem Zustand er ist, du musst dich beruhigen. Wir kriegen alles hin, okay?" Wieder ein okay, wieder ein nicken, obwohl ich eigentlich meinen Kopf schütteln möchte. Denn nein, irgendwie fühlt sich das alles nicht okay an.

Wenn wir schweigenМесто, где живут истории. Откройте их для себя