Amor manet.

Wen hast du uns hier mit angeschleppt?

Das Essen verläuft harmonisch. Es wird viel gelacht und ich erfahre, dass Niall ein weiteres Turnier gewonnen und ein enormes Preisgeld dabei eingesackt hat. Er und Gemma wollen davon im nächsten Jahr ein paar Wochen in die Karibik fliegen und ich erhasche mich bei dem Gedanken, wie wohl ein solcher Urlaub mit Harry aussehen würde. Sicherlich würde Harry in einer Badehose, braungebrannt und mit nassen Haaren einfach zum anbeten aussehen.

Nachdem die Teller leer sind, die Spülmaschine eingeräumt ist, setzen wir uns in das Wohnzimmer und eine Diskussion entsteht. Gemma, Niall und Harry diskutieren über eine mir unbekannte Serie. Gestern Abend hat wohl die neue Staffel angefangen und nun wird die erste Folge komplett auseinander genommen.
"Ich sage ja nur, dass Sam mir irgendwie Leid tut", verteidigt sich Harry und verschränkt bockig seine Arme. "Ja", pflichtet Niall ihm bei, verdreht seine Augen und nimmt sein Glas Rotwein in die Hand. "Das machst du immer und soll ich dir mal sagen warum? Weil du genauso bist wie er. Theoretisch seid ihr ein und die selbe Person, nur dass du kein Jäger bist."
Ich habe aufgegeben zu verstehen um was es geht.
Harry neben mir schnauft auf. "Ach ja? Und wer bist du dann? Sag jetzt nicht Dean, denn so cool bist du nur in deinen Träumen." Nun ist es Niall der die Augen verdreht und auffordernd zu seiner Freundin sieht. "Das ist doch sowas von klar, oder Gems? Ich meine ich bin ja wohl die perfekte Kopie von Castiel." Gemma und Harry schenken sich einen Blick und fangen im gleichen Moment laut an zu lachen. Sie bekommen sich gar nicht mehr ein und Niall sieht beleidigt zwischen den beiden hin und her.
"Louis! Komm, wem ähnle ich deiner Meinung nach?".
Unsicher umklammere ich mein Glas und schaue in die wartenden Gesichter. "Ich ähm...also ich habe eigentlich keine Ahnung, von was ihr da redet".
Sofort weiten sich alle Augen und ich glaube, dass ich das lieber nicht hätte sagen sollen. Selbst Harry sieht mich so verstört an, dass ich kurz befürchte, dass an dieser Aussage meine komplette Zukunft hängt.
"Du kennst Supernatural nicht?", möchte Gemma wissen und scheint so, als wenn sie mir nicht glauben würde. Ich schüttele meinen Kopf und ein leises Zischen kommt aus Nialls Mund.
"Harry! Wen hast du uns hier mit angeschleppt? Also bitte! Das müssen wir sofort ändern".
Harry nickt, springt sofort vom Sofa und verschwindet zu einem Regal. Gemma eilt zum Fernseher, kramt einen DVD-Recorder hervor und beginnt diesen anzuschließen. Warum dieser nicht dauerhaft an den Fernseher angeschlossen ist, kann ich nur erahnen.
"Okay, hier". Fast schon ehrfürchtig reicht Harry eine DVD-Box an seine Schwester weiter, ehe er sich wieder neben mich setzt und mich eindringlich ansieht.
"Du hättest mir das viel eher sagen sollen. Meine Güte, wir hätten vorhin schon anfangen können die Serie zu schauen, anstatt unsere Zeit mit einem armseligen Marvel Film zu vergeuden."
Kann es sein, dass hier irgendwie alle diese Serie ein bisschen zu Ernst nehmen?
"Okay, Louis. Lehn dich zurück und genieß die ersten fünfundzwanzig Folgen von Supernatural."

Natürlich schaffen wir keine fünfundzwanzig Folgen. Dafür aber zehn und als Gemma die DVD stoppt, qualmt mir mein Kopf. Immer wieder musste ich mir Kommentare anhören, dass diese Stelle wichtig sei, dass ich mir das merken solle und dass ich mir dieses und jenes Gesicht einprägen soll.
Ich muss zugeben, dass die Serie wirklich ganz interessant ist. Niall hat in fast allen Folgen durchgängig seine Lippen bewegt. Es scheint so, als wenn er die komplette Serie mitsprechen kann und ich frage mich, wie oft er sie wohl schon gesehen hat.
"Also, Louis", beginnt Niall und sieht mich voller Neugier an.
"Wer bist du? Team Sam, oder Team Dean?".
"Ähm...also ich will mich da noch nicht wirklich festlegen...aber...also...bis jetzt...Sam?".
Harry neben mir nickt stolz, legt seinen Arm um mich und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Sofort werde ich rot und klopfe mir innerlich auf die Schulter. Das war wohl die richtige Antwort.
Niall hingegen scheint nicht damit zufrieden zu sein und Gemma kichert leise. "War ja irgendwie klar, oder? Ich meine Sam und Harry sind sich ziemlich ähnlich. Natürlich findet Louis Sam interessanter."
Nach einer weiteren kleinen Diskussion verlassen Harry und ich dann die Wohnung seiner Schwester. Mittlerweile ist es ziemlich spät und Harry sind während der Serie schon immer mal wieder die Augen zugefallen.
"War doch ein netter Tag, oder?", möchte mein Lockenkopf von mir wissen, als wir gerade die Stufen zu seiner Wohnung hochgehen. Lächelnd nicke ich, stimme ihm damit zu, während er die Wohnungstür aufschließt.
Wir hängen unsere dicken Jacken an die Garderobe, ziehen unsere Schuhe aus und betreten die Küche. Sofort stellt Harry den Wasserkocher an, eilt ins Wohnzimmer und befeuert dem Kamin.
"Möchtest du auch einen Tee?".
Wieder nicke ich, stelle mich neben ihn und schaue mir seine Teesammlung an.
Für einen Amerikaner hat er eine ziemlich gute Auswahl.
Gähnend gießt Harry das heiße Wasser in die Tassen, lotst mich dann in das Wohnzimmer, wo wir uns auf das gemütliche Sofa setzen und der Fernseher erneut eingeschaltet wird.
Es ist vielleicht nicht sonderlich spannend, vielleicht nicht sehr ereignisreich, aber ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als hier mit Harry vor dem Kamin zu sitzen.
Als Harry dann aber erneut immer wieder die Augen zufallen, schlage ich vor, ins Bett zu gehen.
Zwar bin ich nicht müde, aber es gibt schlimmeres, als gemeinsam mit Harry in einem Bett zu liegen und vielleicht mit viel Glück zu kuscheln.
Harry stimmt müde zu. Wir räumen die Tassen weg, gehen nacheinander ins Badezimmer und anschließend kuscheln wir uns in sein Bett. Ohne ein Wort zieht er mich an sich, schlingt seine Arme um mich und haucht mir einen Kuss auf die Haare. Ein leises Seufzen kann ich dabei nicht unterdrücken und drücke mich noch ein wenig enger an ihn heran.
Mein wildes Herzklopfen versuche ich so gut es geht zu ignorieren, auch wenn mein Lockenkopf mein rasendes Herz sicherlich merken kann.
"Schlaf gut, Louis".
"Schlaf gut".