Los! Verschwinde

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Gemeinsam mit Liam gehe ich alles durch. Es ist immerhin ein großer Schritt und der muss geplant werden. Natürlich kann ich nicht von heute auf morgen nach New York ziehen, das ist mir klar. Vor allem muss ich als Erstes mit meiner Mutter sprechen. Ich muss sie fragen, ob das für sie okay geht und was sie von dem Ganzen hält. Und dann ist da natürlich noch Harry. Auch der muss sein Okay geben.
Vielleicht findet er die Idee ja gar nicht gut? Vielleicht geht ihm das alles zu schnell?
Ich werde ihn einfach fragen.
Gleich heute Abend, nachdem ich mit meiner Mutter gesprochen habe.
Und ich habe auch schon eine Idee, wie ich Harry meine Idee sagen werde. Immerhin weiß ich ja jetzt, dass mein Freund ein hoffnungsloser Romantiker ist.

Keine Stunde später sitze ich bei meiner Mutter im Büro und erzähle ihr von meinen Gedanken. Geduldig hört sie sich alles an, nickt hier und da und als ich am Ende meiner Erzählung bin, seufzt sie einmal laut auf.
"Mein Baby will also weg", haucht sie, sieht mich traurig, lächelnd an und ich nicke. Normalerweise würde ich mich jetzt beschweren, wenn sie mich Baby nennt, aber ich lasse es in diesem Fall einmal zu.
"Nach Amerika".
Ich nicke.
"Nun-", beginnt sie und faltet ihre Hände ineinander. "Natürlich würde ich es begrüßen meinen Sohn in meiner Nähe zu haben. Welche Mutter möchte schon, dass ihr Kind auf einem anderen Kontinent lebt?". Ich möchte etwas erwidern, doch da unterbricht mich meine Mutter auch schon.
"Aber - zu sehen, wie du strahlst, wenn Harry in der Nähe ist und die Tatsache, dass es dir mental besser geht, sobald ihr gemeinsam Zeit zusammen verbringt, zeigt mir dann doch, dass es was Wichtigeres gibt, als einen Sohn zu haben, der innerhalb von einer halben Stunde bei einem sein kann."
Nervös knete ich meine Hände ineinander. Ich bin volljährig und kann machen was ich will, aber trotzdem ist mir die Meinung meiner Mutter wichtig und auch muss ich ja irgendwie meinen Job behalten. Woanders möchte ich nämlich nicht arbeiten. Ich liebe diese Firma und in ihr steckt so viel von meinem Herzblut. Zudem ist es ein Familienunternehmen. Zwar nur von meiner Mutter und mir, aber immerhin... Familie eben.
Sie bleibt eine Weile still, hat ihre Hände wie zu einem Gebet aneinander gelegt und dreht sich in ihrem Schreibtischstuhl im Kreis. Dass sie mich damit vollkommen wahnsinnig macht, scheint ihr egal zu sein.

Plötzlich stoppt der Schreibtischstuhl und meine Mutter sieht mir direkt in die Augen.

"Weißt du-", beginnt sie und knallt ihre Hände mit einem Mal auf den Schreibtisch. "Das ist es!", ruft sie begeistert und klatscht in ihre Hände.
"Eine Zweigstelle in Amerika. Louis! Das ist die Idee".
Ich runzele meine Stirn, bin mir nicht sicher, ob ich sie richtig verstehe.
"Dann können wir nicht nur Models von hier aus koordinieren, sondern auch aus New York. Wir mieten dort ein kleines Büro und dann machen wir das Gleiche wie hier. Nur das du dann da das Sagen hast. Oh mein Gott, Lou...das ist brillant!".
"Wir machen eine zweite Agentur auf?". Ich frage nur. Nicht, dass ich hier irgendetwas falsch verstehe.
Voller Begeisterung nickt meine Mutter.
"Das wird großartig, Lou. Vielleicht wollen ein paar Mitarbeiter auch nach New York. Oder aber wir stellen ein paar neue Leute ein. Wir machen es genau wie hier, nur vielleicht am Anfang ein wenig kleiner. Und da Harry in greifbarer Nähe ist, brauche ich keine Angst haben, dass du dich zu sehr in die Arbeit stürzt. Immerhin bist du nicht alleine in deinem Büro. Vielleicht will ja Mika mit. Ich glaube, sie wollte schon immer mal etwas anderes als England sehen."

Voller Euphorie und Tatendrang spinnt meine Mutter ihre Idee weiter, bis ich sie irgendwann stoppen muss. Zuerst muss ich noch mit Harry über alles sprechen.
Immerhin würde ich dann bei ihm wohnen und...naja auch wenn er sagt, dass er gerne mit mir zusammen ist und es am liebsten auch den ganzen Tag so hätte, ist da dann doch noch ein Unterschied zwischen Urlaub und dem realen Leben.

"Los, verschwinde", lacht meine Mutter und schiebt mit aus ihrem Büro. "Bring meinem Schwiegersohn bei, dass ihr bald zusammenwohnt und mach mich glücklich."

Schwiegersohn.

Meine Mutter dreht durch.

Amor manet.Where stories live. Discover now