Was machst du hier?

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"Du...du fehlst mir auch, Harry".

Stille entsteht und außer meinem Schluchzen, welches ich nicht mehr zurück halten kann, hört man rein gar nichts.
Ich schließe meine Augen, schniefe und kann nicht fassen, was ich hier tue.
"Ich...Harry, ich kann das nicht", klage ich und schüttele meinen Kopf.
"Was kannst du nicht, Louis?".
Seine Stimme ist so sanft, so liebevoll - ein Zittern geht durch meinen Körper und die Tränen werden mehr. Scheiße aber auch.
"Ich...ich will dich, dich bei mir und alles, aber - es geht einfach nicht. Ich...ich kann...kann nicht-", ein japsender Laut kommt aus meiner Lunge und Harry möchte etwas sagen, doch ich unterbreche ihn sofort. "Kendall sagt, es geht, Liam sagt es geht, ich...wie soll das gehen, mh? Sie haben Kontakt. Er meckert mich immer an und Niall...er redet und alle reden und ich will nichts mehr hören. Mein Kopf explodiert!".
Meine Worte machen selbst in meinem benebelten Kopf keinen Sinn, aber es muss alles raus. Die Worte kommen einfach aus meinem Mund und abermals höre ich Harry Luft holen, weiß, er will etwas sagen und abermals presche ich dazwischen.
"Die Sehnsucht ist zu groß. Es ist so schon schlimm, also wie soll man das aushalten, wenn man sich liebt? Wenn man Liebe zulässt? Es zerreißt einen, bringt einen um und ich will nicht sterben, Harry."
"Louis, niemand wird sterben".
Bitter lache ich auf und wische mir über die nassen Augen.
"Wir werden sterben. Zwei Mal im Jahr... öfter werden wir uns nicht sehen und dann...scheiße, Niall soll aufhören mit Liam zu schreiben. Liam soll aufhören... alle mischen sich ein und... Joker, Joker ist der Einzige, der nichts gesagt hat. Ich glaube er versteht mich. Aber niemand versteht mich."
"Bist du betrunken, Louis?".
Erneut lache ich auf, doch dieses Lachen klingt so erbärmlich. Es ist eine Mischung aus Lachen und Weinen und klingt einfach nur niederschmetternd.
"Du fehlst mir", gestehe ich und stehe dann langsam auf. Alles dreht sich, meine Wohnung wankt und die Wände scheinen immer näher zu kommen.
"Du fehlst m-", - "Sag es nicht", unterbreche ich ihn, halte mich an meinem Tisch fest und presse meine Augen zusammen. "Du fehlst mir, aber ich...ich werde dich löschen. Anders geht es nicht. Ich...vielleicht...-", mir wird schlecht.
Kann der Raum aufhören sich zu drehen?
Bitte?
"Was?! Louis, nein! Du-" , - "Du hast jemand Besseren verdient, Harry. Jemand, der da ist. Der dir sagt wie hübsch du bist. So unglaublich hübsch. Und..." - mein Magen krampft sich zusammen, Speichel sammelt sich in meinem Mund und panisch suche ich den Weg in mein Badezimmer.
"Louis, bitte...handele nicht überstürzt."
Antworten kann ich leider nicht, stattdessen landet mein Handy im Waschbecken, während ich mich eilig über meine Toilette beuge und binnen weniger Sekunden der restliche Inhalt meines Magens in der Kloschüssel landet.
Immer wieder kommt ein neuer Schwall Galle aus meinem Magen, meine Wange klebt an der Klobrille und ich habe das Gefühl, der ganze Raum tanzt um mich herum.
Harry ist vergessen, mein Handy ist vergessen - stattdessen weine ich mich auf meiner Klobrille in den Schlaf.

Als ich das nächste Mal meine Augen öffne, weiß ich im ersten Moment nicht wo ich bin. Mein Kopf dröhnt, meine Augen brennen, doch dann erkenne ich mein Bett.
Zitternd und mit flauen Gefühl im Magen setze ich mich auf, schaue mich suchend um und rufe mir die Erinnerungen der letzten Nacht in mein Gedächtnis.
"Fuck".
Ich habe mit Harry telefoniert.
Sofort suche ich mein Handy und finde es neben meinem Bett.
Harry hat mir unzählige Nachrichten geschrieben, doch ich lese sie erst gar nicht. Die Worte der letzten Nacht sind schleierhaft in meinen Gedanken und auch wenn ich mich vielleicht nicht so ausdrücken konnte, wie ich gerne gewollt hätte, meine ich die Worte genau so.
Ich kann Harry nicht weiter hinterher trauern.
Ich merke ja selbst, dass es mich kaputt macht und für diese verfahrene Situation gibt es einfach keinen Ausweg, der uns Beide glücklich macht.
Mein Handy in meiner Hand scheint glühend heiß und schwer wie Blei. Die Nachrichten brennen sich in meine Netzhaut, doch ehe ich es mir weiter überlegen kann, lösche ich den kompletten Chat mit Harry.
Anschließend gehe ich auf seinen Kontakt, starre ihn einen Moment an und schüttele dann erneut meinen Kopf.
Es bringt ja nichts.
Vielleicht bereue ich es, aber - es muss einfach sein.

Zuerst blockiere ich Harry und lösche anschließend seine Nummer.

Das war es dann also.
Weg ist er.
Von jetzt an komme ich nicht mehr in Versuchung ihm zu schreiben, starre nicht mehr auf sein Profilbild und kann endlich damit anfangen ihn zu vergessen.
Ich bin bereit für mein Leben, werde den Kummer schon irgendwie überstehen und - Moment. War da gerade ein Geräusch?

Da, schon wieder.

Panik macht sich in mir breit, als ich auf meine Türklinge starre, die sich langsam nach unten drückt.
Ich bin nicht alleine?
Scheiße!
Schnell schaue ich mich nach einem Gegenstand um, der mich irgendwie retten kann, als auch schon die Tür geöffnet wird und niemand geringeres als Liam in meinem Schlafzimmer erscheint.
"Scheiße, Liam!".
Ich fasse mir an mein Herz, versuche meinen Puls etwas runter zu bekommen.
"Was machst du hier?".

Amor manet.Where stories live. Discover now