Na da bin ich ja mal gespannt.

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Tage vergehen, Wochen vergehen und am Ende sind es ganze sechs Monate, die an mir vorbeiziehen wie ein schlechter Film.
Ich fühle mich noch immer schrecklich, vermisse Harry auch nach der ganzen Zeit noch immer jeden einzelnen Tag und doch rede ich mir ein, dass es irgendwann besser werden wird.
Eines Tages werde ich aufwachen und werde nicht sofort an Harry denken.
Der Tag wird kommen und ich warte sehnsüchtig darauf.

Anfangs haben mir Gemma und Niall noch viele Nachrichten geschrieben. Sie haben mich angebettelt es mir noch einmal zu überlegen, Harry zu schreiben, doch ich habe die Beiden ignoriert. Dann haben sie Liam geschrieben. Immer und immer wieder und Liam redete so oft auf mich ein, bis mir vor wenigen Wochen der Kragen geplatzt ist.
Wie soll ich auch über Harry hinweg kommen, wenn mir jeden Tag jemand sagt, dass ich ihm schreiben soll? Das geht einfach nicht und nachdem Liam zwei Tage beleidigt war, haben wir uns bei einem Bier ausgesprochen und er hat mir versprochen, dass er sich nicht mehr in mein nicht vorhandenes Liebesleben einmischt.
Seit dem ist es etwas besser. Nicht gut, aber besser.

Ich bin wieder in mein altes Muster gefallen. Die Arbeit nimmt mich ein und ich wohne eher in meinem Büro, als in meiner Wohnung. Schlaf bekomme ich nur wenig und die innere Unruhe, die durch den ganzen Stress entsteht, kann ich noch gut verstecken.
Wir haben viel zu tun, versinken in Arbeit und die Ablenkung tut mir gut.
Ich begleite viele der Models zu ihren Jobs. Seit der "Me too"-Sache wollen nur noch wenige Models alleine zu ihren Auftraggebern und auch die Klienten wollen sich absichern. Sie wollen einfach kein Risiko eingehen und auf fälschlicher Art und Weise von einem Model angezeigt werden.
Schwarze Schafe gibt es überall. Auf beiden Seiten und so haben wir beschlossen, dass einer von uns einfach immer dabei ist, sollte es gewünscht werden.
Das wiederum heißt, dass ich ab und an in eine andere Stadt muss.
Ich mag es nicht sonderlich, aber es gehört dazu, weshalb ich auch nicht wirklich begeistert bin, als meine Mutter an diesem Mittwochmorgen in mein Büro kommt und mir verkündet, dass ich morgen früh nach Paris fliegen muss. Eigentlich wollte sie selbst fliegen, aber ihr ist ein wichtiger Termin dazwischen gekommen und nun bin ich an der Reihe.
Missmutig stimme ich zu und verlasse danach das Büro. Ich muss packen und auch muss ich das Treffen mit Liam für heute Abend absagen. Mein Flug geht verdammt früh, ich kann nicht riskieren diesen zu verpassen.

"Louis, denkst du wirklich, dass du das so machen solltest? Ich finde du musst dich wieder etwas zurückziehen. Wieder etwas kürzer treten". Besorgt sieht Liams Abbild mich an, als ich auf meinen Laptop starre und meinen besten Freund ansehe.
Nebenbei packe ich meinen Koffer, damit ich schneller voran komme.
"Arbeiten tut mir gut und macht mir Spaß, Liam. Das weißt du doch."
Fein säuberlich lege ich ein weiteres Hemd in den Koffer, sehe dann wieder zu Liam, der alles andere als Glücklich aussieht.
"Ich mache mir nur Sorgen, Lou. Wir alle machen das. Du...du verkriechst dich wieder. Es...es geht wieder los und ich möchte einfach nicht, dass du wieder zusammenbrichst."
Ich kann seine Sorgen ja verstehen, aber das ist noch immer mein Leben und wenn ich der Meinung bin, dass es mir so gefällt, dann ist das meine Sache.
"Du warst so gut drauf, als wir aus New York kamen und jetzt...jetzt ist alles wieder wie vorher."
Bei dem Gedanken an New York zieht sich meine Brust zusammen. Das tut sie jedes Mal, wenn ich die Stadt höre, lese oder irgendwo auf einem Foto sehe.
Meine emotionale Bindung zu dieser Stadt ist viel zu stark.
"Versprichst du mir etwas?", möchte Liam wissen und bekommt meine Aufmerksamkeit. Skeptisch sehe ich ihn an, warte darauf, was jetzt kommt.
"Wenn du in ein paar Tagen wieder hier bist, nimmst du dir frei? Und wenn es nur zwei Tage sind. Wir können in eine Therme fahren, oder einfach in meiner Werkstatt abhängen. So wie früher. Wir können Bier trinken und über unsinniges Zeug reden."
Ein Seufzen kommt aus meinem Mund, ehe ich mich auf das Bett setze und meinen Laptop auf meinen Schoß nehme.
"Ich habe keine Zeit dafür, Li. Mein Terminplaner platzt aus allen Nähten."
"Bitte, Louis. Zwei Tage. Mehr möchte ich nicht."
Seine Augen sehen mich so flehend an, dass ich es einfach nicht über das Herz bringe seinen Wunsch abzuschlagen. Liams Dackelblick ist nicht nur die Schwäche von Zayn. Auch ich kann ihm dann einfach nichts abschlagen.
"Ich überlege es mir", erwidere ich, schaue mich einmal in meinem Schlafzimmer um und vergewissere mich, dass ich auch ja nichts vergessen habe.
"Aber wirklich".
"Ich denke darüber nach".

Amor manet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt