Amor manet.

Eiskaffee. Morgen gibt es Eiskaffee.

"Harry!".
Freudestrahlend schließt Kendall meinen Freund in ihre Arme, während Niall und ich wie bestellt und nicht abgeholt daneben stehen.
"Wie schön dich endlich wiederzusehen". Die Brünette tätschelt Harrys Schulter, ehe sie ihn aus ihrer Umarmung frei gibt und ihn liebevoll anlächelt.
"Ich freue mich auch dich zu sehen, Kendall", brumme ich und verdrehe meine Augen.
"Entschuldigung?". Die Brünette runzelt ihre Stirn und sieht mich an. "Kennen wir uns?". - "Witzig".
Gespielt geschockt fasst sich Kendall an die Brust. "Louis? Bist du das wirklich? Oh mein Gott, ich hätte dich ja fast gar nicht erkannt.".
Erneut verdrehe ich meine Augen.
"Ich habe es kapiert. Ich habe mich zu lange nicht blicken lassen".
Da kommt man mal ein paar Wochen nicht und schon tun alle so, als wenn man an das andere Ende der Welt gezogen wäre.
"Das ist übrigens Niall", stelle ich unseren Begleiter vor, der lächelnd die Hand von Kendall schüttelt.
"Harrys Schwager und Liam und Zayns Mitbewohner für eine Weile. Ich habe von dir gehört. Herzlich willkommen."

Wir gehen zu unserem Stammtisch, an dem bereits Joker auf uns warten. Schnell wird auch hier Niall vorgestellt und nachdem Joker ihm seinen Namen erklärt hat und darauf hingewiesen hat, dass er eigentlich anders heißt, ist das Eis schnell gebrochen.
Wir ordern etwas zu trinken bei Kendall und als sie uns unsere Getränke bringt, stellt sie sich zu uns an den Tisch und tauscht einen kurzen Kuss mit Joker aus.
"Wo ist eigentlich Liam?", möchte ich wissen und ziehe mein Handy aus meiner Hosentasche. Eigentlich wollte er auch hier sein, meinte zumindest Niall.
"Im Büro", kommt es augenrollend von Kendall, gefolgt von einem Schmunzeln. "Die beiden sind schon seit einer Stunde da drinnen. Anscheinend haben sie sich zu hause wegen Niall zusammen gerissen. Aber kaum hatte Liam die Bar betreten, sind die beiden nach hinten verschwunden."
Nialls Augen weiten sich und ich lache leise. "Sei froh, dass sie auf dich Rücksicht nehmen. Wenn sie dich erstmal besser kennen, dann wird das nicht mehr passieren. Dann vögeln sie auch einfach in deinem Badezimmer, oder auf deiner Couch, wenn du nicht aufpasst."
Wahre Geschichte, wobei ich auf den Anblick der beiden auf meiner Couch nicht gerne erinnert werde. Vor allem wusste ich nicht, wie schnell zwei Menschen ihre Klamotten los werden können.
Es dauert eine weitere halbe Stunde, bis Liam und Zayn endlich aus dem Büro kommen und sich zu uns an den Tisch gesellen.
"Ihr habt eine Ausdauer", begrüßt Joker die beiden lachend und schlägt mit Zayn ein. Der Schwarzhaarige wirft einen prüfenden Blick durch die Bar und lässt sich dann auf einen freien Stuhl nieder. Viel ist nicht los, was aber auch kein Wunder ist. Immerhin ist es mitten in der Woche.
"Wer sagt, dass wir die ganze Zeit gevögelt haben?". Liam sieht provozierend in die Runde und nimmt sich ein Bier, welches Kendall ihm vor die Nase stellt.
"Ach bitte", kommt es lachend aus meinem Mund. "Was habt ihr sonst gemacht? Den alten Flokati-Teppich gekämmt? Wem wollt ihr das denn weismachen?".

Immer mehr Bier findet den Weg auf unseren Tisch und allmählich merke ich den Alkohol. Vielleicht sollte ich morgen einfach Home-Office machen. Dann kann ich wenigstens im Bett bleiben und mir von Harry meinen Nacken kraulen lassen. Und er kann mir Kaffee ans Bett bringen. Und Frühstück. Vielleicht ist er dabei nackt und - okay. Ich werde definitiv Home-Office machen.
Beschlossene Sache.
Eindeutig.
"Alles okay?".
Erschrocken zucke ich zusammen und sehe meinen Freund an, der mich verwundert mustert. Ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen, während seine Hand in meinem Nacken kleine Kreise zieht.
Wenn ich eine Katze wäre, würde ich schnurren. Und meinen Kopf an ihm reiben.
"Ich arbeite morgen von zu hause", erkläre ich und genieße seine sanften Berührungen.
"Die Idee finde ich toll", verkündet mein Freund und beugt sich zu mir. Er sieht mir in die Augen und sofort habe ich die Bilder in meinem Kopf, wie er mir nackt Kaffee bringt.
"An was denkst du?", möchte er belustig wissen und lässt seine Lippen federleicht über meine fahren.
Zu leicht für einen Kuss, dennoch genug, damit es mich für einen kurzen Moment aus der Fassung bringt.
"Ich habe mir nur vorgestellt, wie du mir morgen nackt Frühstück ans Bett bringst."
Ehrlichkeit in einer Beziehung ist das A und O.
So hat meine Mutter es mir beigebracht.
Scheiß Alkohol. Meine Gedankengänge verwirren mich.
Ich verwirre mich.
"Nackt?" - "Wie Gott dich schuf".
"Und wenn ich den Kaffee verschütte?".
Ein Grinsen bildet sich auf meinen Lippen, als meine Hand wie zufällig in seinen Nacken gleitet und ich ihn näher zu mir ziehe. "Dann lecke ich ihn von deinem Körper."
Harry schließt die Augen und schluckt merklich. "Scheiße, ich hoffe ich verschütte den Kaffee."
Ein leises Lachen entflieht meiner Kehle, als ich ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen drücke.
"Dann sollte der Kaffee aber nicht mehr so heiß sein." - "Eiskaffee. Morgen gibt es Eiskaffee".
"Alter, Leute!".
Harry und ich heben unsere Köpfe und sehen zu Zayn, der lachend seinen Kopf schüttelt.
"Wollt ihr den Schlüssel für mein Büro haben, oder muss ich die Bar hier zum Swingerclub ummelden?".