Das ist seine Masche

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Ich widme mich wieder meinem Frühstück, versuche diesen Möchtegern-George-Clooney-für-Arme so gut es geht zu ignorieren und male mir in meinen Gedanken aus, was ich alles mit Harry anstellen werde, wenn wir endlich alleine sind. Vielleicht sollte ich doch mal die ein oder andere Sache ausprobieren, von den mir Liam immer so vorschwärmt.

"Du bist also Brite?", erklingt die nervende Stimme hinter mir und ich verdrehe meine Augen, ehe ich mich umdrehe und ihn anschaue. Lässig lehnt er gegen den Kühlschrank, versucht wahrscheinlich cool auszusehen, aber meiner Meinung nach ist er eher lächerlich.
"No Shit, Sherlock!".
Es ist ja wohl kaum zu überhören, dass ich Brite bin. Selbst mir fällt es auf.
"Aber du wohnst hier in Amerika?".
Es geht ihn zwar nichts an, trotzdem bin ich mal höflich und versuche diesen jämmerlichen Smalltalk hinter mich zu bringen. "Nein, ich wohne in London." Der Affe macht ein seltsames Gesicht und nickt dann. "Dann besuchst du Harry länger?". Meine Güte, was will er?
"Ja.".
Merkt er nicht, dass er nervt? Anscheinend nicht.
Ich drehe mich wieder zu meinem Frühstück und lege eine Scheibe Käse auf mein Toast, ehe ich die Kaffeemaschine bediene und mir eine große Tasse davon mache.
"Also führt ihr eine Fernbeziehung.".
Genervt drehe ich mich wieder zu ihm, verschränke meine Arme vor der Brust und ziehe eine Augenbraue in die Höhe. "Worauf willst du hinaus?", möchte ich wissen und sehe ihn auffordernd an. Irgendetwas an seinem Tonfall hat sich geändert und das gefällt mir gar nicht. Dieser ganze Typ gefällt mir nicht!
Er verschränkt ebenfalls seine Arme, zieht seine Mundwinkel in die Höhe und mustert mich.
"Weißt du, dass Harry und ich mal was hatten?".
Mein Herz verkrampft sich, als die Worte in meinem Hirn ankommen und mein Gesicht scheint dementsprechend auszusehen, denn das Grinsen dieses Idioten wird breiter.
"Wir haben uns vor zwei Jahren kennengelernt. Wir haben uns sofort gut verstanden und...naja...es wurde ziemlich schnell ziemlich wild, wenn du weißt was ich meine."
Mir wird schlecht.
Ich will nicht diese Bilder im Kopf haben. Dieser Ekeltyp hat meinen Freund berührt?
"Naja, du kennst das ja. Du weißt ja wie er ist. Er ist so charmant und kann einen im Handumdrehen um den Finger wickeln. Sicherlich hat er das bei dir auch getan, oder?".
Meine Augen verengen sich und das ziehen in meiner Brust wird stärker.
Natürlich hatte Harry ein Leben vor mir. Mir ist bewusst, dass er nicht keusch gelebt hat, aber ausgerechnet mit diesem Typen? Und dann ist er jetzt auch noch hier? In seiner Wohnung?
Ist doch klar, was er sich erhofft hat.
"Als ich dann allerdings zurück nach Kanada musste, hat er mir gesagt, dass er nichts von Fernbeziehungen hält. Sie würden eh nicht halten und er könne mir nicht treu sein, wenn ich so weit weg bin. Tja, so hat es damals geendet, wobei wir uns doch wirklich sehr nahe waren."
Am liebsten möchte ich ihm das Grinsen aus dem Gesicht schlagen.
Doch dann kommen mir seine Worte in den Sinn und ich wandele meine Mimik zu einem Grinsen um.
"Nun, bei uns war das dann doch ein wenig anders", beginne ich und nehme mir meinen Kaffee. Grinsend mustere ich ihn, hoffe, dass meine Worte ihn treffen.
"Ich war derjenige, der keine Fernbeziehung wollte, doch Harry hat nicht aufgegeben. Er hat gekämpft und mir gezeigt, wie sehr er mich liebt.".
Seine Miene bröckelt.
Ha!
Penner.
Still mustert er mich, dann seufzt er übertrieben auf. "Nur schade, dass er das mit der Treue noch immer nicht hinbekommt, hm?".

Mein linkes Augenlid zuckt und ich bin mir sicher, dass er das sieht.
"Du hättest ihn mal sehen sollen, als ich vor seiner Tür stand. Er war vollkommen baff und hat sofort zugestimmt, dass ich hier bleiben darf. Und, es tut mir Leid, wenn ich das jetzt sage, aber...er hat offensichtlich mit mir geflirtet.".
Ich glaube diesem Typen kein Wort. So wie Harry mich ansieht, kann ich das einfach nicht glauben.
"Aber eigentlich ist das ja auch kein Wunder. Wir haben die ganzen zwei Jahre Kontakt gehalten. Haben Nachrichten geschrieben, haben uns Fotos geschickt....gewisse Fotos...du kennst das".
Mir kommt die Galle hoch und ich stelle den Kaffee bei Seite.
"Ich glaube er hat dich mal erwähnt", murmelt er und sieht mich nachdenklich an. "Wie war dein Name noch gleich? Jace?". - "Louis", brumme ich und bin kurz davor meine Fassung zu verlieren. Was bildet er sich ein? Was redet er hier für einen Bullshit?.
"Oh...dann muss Jace jemand anderes sein. Also warst du auch nicht mit ihm vor zwei Wochen in Miami?".
Ich halte die Luft an und merke, wie mein Herz sich immer mehr zusammen zieht. Harry war tatsächlich vor zwei Wochen in Miami. Wie kann dieser Typ das wissen?
"Er hat mir von einem Mann erzählt, mit dem er dort ist. Ich glaube es war Jace, aber ich weiß es nicht mehr genau... Hm...hättest auch du sein können.".
Ich will ihm dieses dämliche Grinsen aus dem Gesicht wischen. Ich will diesen Typen aus dem Fenster werfen, alles - er soll einfach seine Klappe halten.
Das ist doch absoluter Bullshit, den er da von sich gibt. Harry ist nicht so. Harry würde das nicht machen. Oder? Scheiße. Ich will es nicht, aber tief in meinem Inneren ist eine kleine Stimme, die mir sagt, dass es sein kann. Wir hatten wenig Kontakt, als er in Miami war. Er hatte viel zu tun. Hat er zumindest gesagt.
Mein Blick gleitet auf Harrys Terminkalender, der neben dem Toaster liegt. Mir fällt die Adresse des Shootings ins Auge.
"Habt ihr euch eigentlich auch in einer Bar kennengelernt? Das ist seine Masche", lacht er und ich presse meine Augen zusammen. Ich will diesem Arsch nicht glauben, wirklich nicht, aber...woher soll er das denn alles wissen?

Kurzerhand nehme ich mir einfach Harrys Terminplaner, sehe diesen Affen noch einmal an und verschwinde dann aus Harrys Wohnung.
Ich muss das jetzt sofort klären!

Amor manet.Where stories live. Discover now