Eine Stunde

2.2K 321 7
                                    

Während Harry noch mit Niall telefoniert, öffne ich auf meinem Handy die Flughafenapp und suche den nächsten Flug nach New York heraus. Sicherlich möchte mein Freund so schnell wie es geht zurück nach Hause. 
Kaum hat mein Lockenkopf aufgelegt, sieht er mich mit großen Augen an. "Ich...ich muss nach Hause". Verstehend nicke ich und halte ihm mein Handy unter die Nase. Lange muss er auf einen Flug nicht warten. Wenn wir in einer halben Stunde losfahren, kann er den nächsten Flug noch erwischen.
Die Augen von Harry huschen über mein Smartphone und sofort beginnt er darauf herumzutippen. Als er das Handy wieder sinken lässt, landen seine Augen bei mir und er streckt die Hände nach mir aus.
"Love, ich...Es tut mir leid, dass ich schon wieder verschwinden muss, aber...das Baby..." - ich unterbreche ihn und drücke mich stattdessen in seine Arme. "Ich kann dich vollkommen verstehen, Haz. Natürlich willst du bei deiner Schwester sein. Ich verstehe das, wirklich."
Er küsst mich, bevor er aufsteht und anfängt seine Sachen zusammenzusuchen. Ich hingegen verschwinde in der Küche und koche Kaffee. Zwar habe ich mir meine Tage hier mit Harry anders vorgestellt, aber ich habe vollstes Verständnis dafür, dass er nach New York muss. Zudem kann ich ja bald nachkommen. Ich muss hier nur noch ein bisschen was regeln.
Diesen Gedanken scheint auch Harry zu haben, denn kaum sitzen wir mit einer Tasse Kaffee auf meiner Couch, legt sich eine Hand von ihm auf meinen Oberschenkel und sein Blick liegt wachsam auf mir.
"Wir sollten darüber reden, wie es weiter geht".
Nickend nehme ich einen Schluck Kaffee und schenke meinem Freund dann ein Lächeln, bevor ich meine Hand auf seine lege und sanft zudrücke. "Ich werde die wichtigsten Dinge mit meiner Mutter besprechen und so schnell wie ich kann zu dir kommen. Ein Büro brauche ich am Anfang nicht zwangsläufig. Wenn du mir deinen Küchentisch überlässt, dann kann ich auch von dir aus arbeiten." - "Unser". 
Unser?
"Unser Küchentisch, Love. Wenn du wirklich zu mir ziehen möchtest, dann ist das auch deine Wohnung. Dein zu Hause und somit ist das nicht nur mein Küchentisch, sondern unser Küchentisch."
Mein Herz schwillt an, wenn ich daran denke es unser zu Hause zu nennen. Unweigerlich beiße ich mir auf meine Unterlippe, damit ich mein krankes Grinsen kaschieren kann, aber es nützt nichts. Ich bin so glücklich, dass ich dieses ekelhafte Grinsen einfach nicht verheimlichen kann und als dann das Lachen meines Freundes ertönt und dieser ebenfalls grinst, kann ich nicht an mich halten und presse ihm überglücklich meine Lippen auf die seinen.

An Schlaf ist bei mir nicht mehr zu denken und so kommt es, dass ich, nachdem ich Harry zum Flughafen gebracht habe, in meiner Wohnung sitze und meinen Umzug nach Amerika durchplane. Zudem habe ich mir etwas überlegt. Ich weiß nicht, wie meine Idee ankommen wird, aber ich kann sie ja zumindest vorschlagen.
Als es dann endlich hell wird und ich auf meinem Wohnzimmertisch Listen über Listen sehen kann, denke ich, dass ich gut vorbereitet bin. Das mit der Agentur kann ich eh nicht alleine planen. Da muss meine Mutter helfen und zudem ist es ja ihre Agentur. Sie hat das Sagen und kann alles besser planen. Lediglich die Büros könnte ich mir vor Ort in New York anschauen. 
Ich greife nach meinem Handy, schicke meinem besten Freund eine Nachricht und springe dann unter die Dusche. Liam muss gleich mit mir frühstücken, ob er will, oder nicht.

"Du merkst die Einschüsse echt nicht mehr, oder?", will Liam wissen, als er mir die Wohnungstür öffnet und mich mit verschlafenen Augen ansieht.  Schmunzelnd drücke ich ihm die Tüte mit Brötchen in die Hand und marschiere durch in die Küche. "Ernsthaft, Louis. Es ist noch nicht mal sieben Uhr."
Ich bediene mich selbst an der Kaffeemaschine und sehe dann grinsend zu Liam, welcher die Brötchen auf den Tisch legt und dann ein paar Teller aus dem Schrank holt. "Wenn du mir nicht geschrieben hättest, dass es wichtig wäre, dann hättest du dir dein Frühstück sonst wohin schieben können."  - "Seit wann bist du so ein Morgenmuffel?". 
Normalerweise ist mein bester Freund ein Frühaufsteher, geht vor dem Frühstück joggen und ist vor Sonnenaufgang schon mit seiner zweiten Tasse Kaffee durch. Dieses grummelige heute Früh passt so gar nicht zu ihm. Es sei denn... - "Alles klar", lache ich und reiche Liam meine Tasse mit Kaffee. "Du hast verdammt wenig geschlafen, richtig?". Sicherlich ist Zayn erst vor wenigen Stunden aus der Bar gekommen und hat dann seinen Freund geweckt. 
"Eine Stunde", brummt Liam, trinkt einen Schluck und lässt sich dann auf einen Stuhl fallen.
Wie selbstverständlich hole ich aus dem Kühlschrank Aufschnitt, Marmelade und Butter, decke den Tisch und schnappe mir die Flasche mit dem Orangensaft vom Küchentresen, bevor auch ich mich ebenfalls setze.
"Warum bist du eigentlich schon wach? Und warum zum Geier willst du um diese Uhrzeit frühstücken? Und was verdammt ist so wichtig, dass es nicht warten kann?".
"Das Baby kommt".

Ich erzähle Liam von den vergangenen Stunden. Erzähle ihm, wie ich Harry gesagt habe, dass ich zu ihm nach Amerika ziehen werde, erzähle Liam, wie seine Reaktion war und dass irgendwann Niall angerufen hat. 

"Okay, wow... turbulente Nacht für dich".
Ob ich das als turbulent bezeichnen würde, weiß ich nicht. 
"Jedenfalls, warum ich hier bin", beginne ich, werde aber von Zayn unterbrochen, der in die Küche geschlurft kommt. 
"Was stimmt denn mit euch nicht?", kommt es motzend aus seinem Mund, sein Blick scannend auf mir und Liam. "Habt ihr mal auf die Uhr geguckt? Darling, du hast eine Stunde geschlafen."
Kopfschüttelnd fährt Zayn seinem Freund durch die Haare, bevor er sich auf dessen Schoß fallen lässt und mich dann ansieht. "Wo bekommt man denn um diese Uhrzeit Brötchen her?".
Leise lache ich auf, stehe auf und steuere erneut die Kaffeemaschine an. Scheint so, als wenn hier noch jemand einen Kaffee braucht. Aber gut. Gut, dass Zayn jetzt ebenfalls wach ist.
Dann kann ich den beiden wenigstens zusammen von meiner Idee erzählen.

Amor manet.Where stories live. Discover now