Dann rufe ich deine Mama an...

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Kaum hatten wir das Hotel verlassen, hörte auch der Regen auf und die Wolken verzogen sich.
Liam sah dieses als Zeichen und wollte sofort in den Central Park.
Ich stimmte zu, war froh, dass er nicht schon heute die typischen Touristendinger machen wollte. Wenn ich ehrlich war, hatte ich nicht wirklich Interesse Stunden anzustehen, nur um auf das Empire State Building zu kommen oder die Freiheitsstatue zu sehen. Liam hingegen redete seit Tagen von nichts anderem und innerlich sah ich mich schon mies gelaunt in einer Warteschlange.

"Los, lass uns Tacos holen".
Wieder stimmte ich zu, obwohl ich Tacos eigentlich nicht so gerne mochte.
Gedanklich war ich noch bei der Arbeit. Ging immer wieder die Termine durch, die heute waren und hoffte, dass auch ohne meine Anwesenheit alles nach Plan verlief. Meine Mutter war zwar der Chef, aber sie war so verdammt tüttelig, dass sie ohne einen Tagesplan nichts auf die Reihe bekam. Und als ihr Assistent war es unter anderem meine Aufgabe, diesen Plan zu erstellen.
Ausgestattet mit Pappschachteln und vor Fett triefenden Tacos setzten Liam und ich uns auf eine Wiese. Neben uns saßen noch weitere Menschen die hier aßen, oder mit ihren Kindern Fußball spielten. Der Central Park lud geradezu ein, um hier einfach auf einer Wiese zu sitzen und nichts zu tun. Also eigentlich genau gar nicht mein Ding.
"Heute Abend gehen wir in eine Bar".
Kauend sah ich zu Liam, der seinen Blick schweifen ließ. "Du musst mal wieder richtig einen trinken, Tommo.". Ich schluckte meinen Bissen herunter und schüttelte verneinend meinen Kopf.
"Ich will nicht ausgehen."
"Ich bitte dich, wann warst du das letzte Mal unterwegs? Wann hast du das letzte Mal richtig gefeiert?". Nachdenklich zog ich meine Stirn kraus. "Ha!". Triumphierend hielt ich meinen Zeigefinger in die Luft. "Das ist noch gar nicht so lange her. Als wir alle bei Zayn in der Bar waren und mit Joker darauf angestoßen haben, dass er den Laden seines Vaters übernimmt". - "Louis, dass ist zwei Monate her. Und du hast an dem Abend nur Wasser getrunken."
"Trotzdem war ich aus", protestierte ich und biss wieder von diesem ekligen Taco ab.
"Heute Abend mein Lieber, gehen wir richtig feiern, ob du willst, oder nicht."
Genervt legte ich meinen Taco zurück in das Papier. "Und wenn ich nicht will?".
Wirklich, ich wollte lieber im Hotel bleiben und noch ein paar Mails verschicken.
"Dann rufe ich deine Mama an und sage ihr, dass du dich nicht an ihre Regeln hältst."
Verdammt.

Am Abend also verließen Liam und ich das Hotel. Er hatte im Internet irgendeine Bar gefunden die seiner Meinung nach unbedingt besucht werden musste. Mir war das alles egal. Dieser Abend sollte einfach nur schnell umgehen. Allgemein sollte diese Woche so schnell es ging vorbei gehen. Urlaub war wirklich nichts für mich.
"Ich rufe uns ein Taxi", erklärte Liam und hielt seine Hand in die Luft. Theoretisch hätten wir auch einfach in eine Bar hier in der Nähe gehen können, aber nein - es musste ja unbedingt diese Bestimmte sein.
Gerade als vor uns ein Taxi hielt und ich die Tür öffnen wollte, wurde ich erneut zur Seite geschoben. Eine mit Ringen besetzte Hand legte sich auf den Türgriff der Autotür. Verdattert hob ich meinen Kopf und riss meine Augen auf. Die gleichen, grünen Augen wie am Flughafen sahen mich an und der Typ, zu dem diese Augen gehörten, drängelte sich an mir vorbei und schmiss sich auf den Beifahrersitz. Grinsend zwinkerte er mir zu, zeigte mir dabei seine Grübchen und zog die Tür zu.
"Na hören Sie mal!". Der Fremde hingegen grinste nur weiter und nannte dem Fahrer eine Adresse, ehe er das Fenster herunter ließ und mich entschuldigend anlächelte. "Sorry, ich habe es verdammt eilig".
Und damit sah ich das zweite Mal an diesem Tag einem Taxi hinterher, welches mir genau vor meiner Nase weggenommen wurde.
"Also wenn das hier in New York Gang und Gebe ist, dann haben die hier wirklich keine Manieren", murmelte Liam und hielt erneut seine Hand in die Luft.
"Manche Menschen sind einfach frech", grummelte ich und stieg in das Taxi, welches uns dieses Mal Gott sei Dank nicht vor der Nase weggeschnappt wurde.
"Also dann, Tommo, auf eine unvergessliche Nacht!".

Amor manet.Where stories live. Discover now