Baby

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Als das Shooting beendet wird, befreie ich mich aus den Klauen des nervenden Typen von gestern. Er ist leider doch noch aufgetaucht und hat es sich zur Aufgabe gemacht mich zu nerven.
Schnellen Schrittes gehe ich zu Harry, der gerade seine Kamera in eine Tasche räumt.
Nervös und mit klopfenden Herzen räuspere ich mich und bekomme prompt seinen Blick.
"Du warst super", gestehe ich, betrachte sein Gesicht und merke, wie mein Herz schneller schlägt. Es wird sich niemals ändernd, dass weiß ich jetzt.
"Danke".
Harry sieht mich einen Moment an, lächelt und packt dann weiter seine Kameraausrüstung ein.
"Ich...ich wollte dich fragen, ob...also...", genervt kneife ich meine Augen zusammen. Dieses Gestotter muss endlich aufhören. Ich bin doch kein Vollidiot. Meine Güte.
"Würdest du heute Abend mit mir Essen gehen?".
Ich halte meine Luft an, während ich auf seine Antwort warte. Harry hebt seinen Blick, sieht mich an.
Ich möchte etwas sagen, doch da erscheint diese Blondine wieder und mir schnürt sich die Luft ab.
"Harrylein", ruft sie freudestrahlend, stellt sich neben ihn und schlingt einen Arm um seine Taille.
Mir wird wieder übel.
"Bereit? Bist du fertig?", will sie wissen und klimpert mit ihren Augen.
Mein Herz wird schwer.
"Ich...also", beginnt Harry, wird dann aber von dem Model unterbrochen. Sie sieht mich an, dann wieder zu Harry und hebt skeptisch eine Augenbraue. "Baby? Wir wollten doch ausgehen", säuselt sie, schmiegt sich enger an Harry und sieht mich mit einem bitterbösen Blick an.
Baby?
Meine Kehle schnürt sich zu.
Harry sieht das Model an. Man kann deutlich erkennen wie unangenehm ihm das ist und das macht es für mich nur noch schlimmer. Hätte er mir gestern nicht einfach sagen können, dass er jemand Neues hat?
"Cara? Das ist Louis, Louis, das ist Cara", stellte er uns einander vor, doch ich kann mich nicht bewegen. Diese Unsicherheit in seinem Blick jagt mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken.
Zu meiner Überraschung weiten sich allerdings die Augen des Models und sofort geht sie einen Schritt von Harry weg. Sie sieht ihn an, den Blick kann ich nicht deuten. Dann sieht sie wieder zu mir und dann erneut zu Harry. "Louis?", will sie wissen und mein Lockenkopf nickt.
Ihr Blick schnellt erneut zu mir.
"Und was willst du?", will sie von mir wissen und durchbohrt mich mit ihrem Blick. Normalerweise würde ich ihr jetzt sagen, dass es sie einen Scheiß angeht, dass sie sich um ihre eigenen Dinge kümmern soll, aber irgendwie traue ich mich nicht. Sie strahlt irgendetwas aus, was mich dazu bringt, ihr zu sagen, dass ich Harry gerade zum Essen eingeladen habe.
Sie wird mir den Kopf abreißen, da bin ich mir sehr sicher.
Doch anders als ich es mir vorstelle, landet mein Kopf nicht auf dem Boden. Diese Cara dreht sich mit einem Grinsen auf den Lippen zu Harry um und nickt. "Er wird mitkommen, oder Harry?".
Verblüfft schaue ich den Lockenkopf an, der das Model mit einem mir unbekannten Blick ansieht.
Das Model klatscht in die Hände, dreht sich dann um und will gehen, doch vorher sieht sie noch einmal zu mir, winkt und lacht dann leise, ehe sie komplett verschwindet und mich vollkommen mit diesem Verhalten irritiert.
Was bitte war das denn gerade?
"Das ist...Gott, sie ist unmöglich", grummelt Harry und sieht dann zu mir.
Ich verstehe gar nichts mehr und das scheint Harry zu bemerken.
"Cara und ich kennen uns aus dem Kindergarten, haben uns während der Uni aber aus den Augen verloren. Ich habe nicht schlecht geguckt, als sie gestern vor mir stand".
Oh, dann...dann haben die Beiden keine Affäre? Oder doch?
Ich meine, sie hat ihn doch Baby genannt Das macht man ja nicht einfach so.
"Sie hat schon immer den Beschützer gespielt", erklärt Harry und schüttelt leicht schmunzelnd den Kopf. Genervt verdreht er seine Augen, kann das Schmunzeln allerdings nicht von seinen Lippen wischen. "Sie dachte sicherlich, dass du mich anbaggern willst und hat deshalb die Freundin-Schiene gespielt. So war sie schon immer und wie es aussieht hat sich das bis heute nicht geändert."

Eine gewaltige Last rutscht von meinen Schultern, ein tiefes Grollen erreicht mein Herz, welches vor Erleichterung sofort wieder heftig in meiner Brust gegen meine Rippen schlägt.
Also haben die Beiden nichts miteinander.
Sie hat ihn einfach nur so Baby genannt.
Ich kann nicht beschreiben, wie erleichtert ich in diesem Moment bin.

"Es tut mir Leid, wenn das für dich gerade irgendwie komisch war", reißt Harry mich aus meinen Gedanken. Auch wenn er mit dieser Cara vielleicht nichts hat, wer sagt mir, dass er nicht jemand Anderen hat? Bevor wir Essen gehen, muss ich es einfach wissen.
Unsicher schaue ich auf den Boden, bin mir unsicher, ob ich wirklich die Wahrheit erfahren will, doch am Ende bringt es ja nichts. Ich muss es wissen.
"Naja, also...du kannst ja machen was du willst und sechs Monate sind eine lange Zeit. Es hätte ja gut sein können, dass du mit ihr zusammen bist. Oder...oder mit jemand anderen?".
Mein Blick hebt sich. Nervös halte ich erneut meine Luft an, während Harry mich ansieht, als wenn ich nicht alle Latten am Zaun habe. Er zieht seine Stirn kraus, neigt seinen Kopf und schüttelt dann seinen Kopf.
"Jemand Anderen?", widerholt er meine Worte und scheint Ernsthaft verletzt darüber zu sein.
Er schnauft einmal, schüttelt erneut seinen Kopf und tritt dann auf mich zu.
Er steht so dicht vor mir, dass ich sein Parfum riechen kann und scheiße, es ist noch immer das Gleiche, welches er auch in New York getragen hat. Mein Körper beginnt zu kribbeln und ich bin gewillt mein Gesicht einfach gegen seine Brust zu legen, schaffe es dann aber irgendwie mich zusammenzureißen.
Wenn auch verdammt schwer.
"Nur weil du mich überall blockiert hast und nichts mehr von mir wissen wolltest, heißt das noch lange nicht, dass ich mir gleich jemand Neues suche."
Erneut kommt er einen weiteren Schritt auf mich zu - meine Beine werden weich.
"Glaubst du wirklich, dass ich das nach so einer unglaublichen Woche, die wir gemeinsam hatten, so einfach kann? Glaubst du wirklich, dass ich dich einfach eintauschen kann? Glaubst du wirklich - Louis, ich bin gerade wirklich gekränkt.".
Ich begegne seinen Augen, verliere mich in diesem schönen Grün und möchte mich entschuldigen. Entschuldigen für meine Gedanken, aber ich bleibe stumm.
"Es mag ja sein, dass es Menschen gibt, die sich gleich in ein neues Abenteuer werfen. Es gibt Menschen, die trennen sich nach zwanzig Jahren von ihrem Partner und haben dann drei Wochen später erneut die Liebe ihres Lebens gefunden. Aber so bin ich nicht, Louis. Ich bin kein Mensch für solch ein Leben. Wenn ich einmal Gefühle für jemanden aufgebaut habe, dann bleiben diese auch eine verdammt lange Zeit."

Amor manet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt