Ich habe es verstanden.

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Zwei Tage ignoriere ich die Nachricht von Harry schon, wobei es mir in den Fingern juckt und ich sie gerne lesen würde. Doch ich weiß ganz genau, dass wenn ich die Nachricht lese, die Sehnsucht nach dem hübschen New Yorker noch größer wird, als sie ohnehin schon ist.
Ich weiß, dass es unfair ihm gegenüber ist, immerhin hat er auch Gefühle und findet es sicherlich nicht wirklich gut, dass ich ihn einfach ignoriere, aber ich muss an mich denken. Nur so komme ich irgendwann über ihn hinweg.
Ein glatter Schnitt.

Es ist Donnerstagabend, als ich meinen Laptop in meine Tasche packe und noch einmal einen prüfenden Blick in meinen Terminplaner werfe. Für heute bin ich durch, aber morgen muss ich zwei Models zu einem Shooting begleiten. Üblich ist sowas nicht immer. Meistens gehen die von uns vermittelten Models alleine zu ihren Jobs, aber einige Auftraggeber wollen einen Ansprechpartner von der Agentur dabei haben. Sie wollen sich absichern, in jederlei Hinsicht.
Ein Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken und als ich zu meiner Tür schaue, erblicke ich meinen besten Freund. Ihn habe ich seit meiner Ankunft ebenfalls ignoriert.
"Du lebst noch, das ist gut", witzelt er, kommt in mein Büro und sieht sich prüfend um. Als sein Blick bei mir ankommt, gesellt sich ein Grinsen auf seine Lippen und er reibt sich die Hände.
"Ich werde dich jetzt entführen und mir ist egal, welche Ausrede du für heute Abend hast".
Sofort schüttele ich meinen Kopf. "Liam, nein, ich-",- "Keine Ausrede", prescht er dazwischen und sieht mich auffordernd an. "Wir sind heute Abend alle bei Zayn in der Bar und DU wirst dabei sein. Die Anderen haben dich eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen".
Erneut schüttele ich meinen Kopf, aber bevor ich etwas dagegen sagen kann, prescht Liam erneut dazwischen. "Mir egal was du heute noch vor hast. Du musst dich ablenken und das geht am besten mit deinen Freunden, Louis. Freunde, du weißt doch noch was das ist, oder?".
Ein Seufzen kommt aus meinen Mund und reumütig schaue ich auf meine Schuhe.
Er hat ja Recht. Außer zu ihm habe ich so gut wie mit niemanden mehr Kontakt. Ich mag unsere Freunde, ja die Meisten kenne ich schon Ewig, aber - ich bin halt gerne alleine.
Ich bin verdammt schlecht darin, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten und das wissen meine Freude eigentlich auch. Sie nehmen es hin, es sei denn, ich mache mich zu lange rar und das ist nun anscheinend der Fall.

Ich gebe mich also geschlagen und nachdem Liam Erbarmen mit mir hat und ich mich zu Hause noch umziehen kann, gehen wir gemeinsam in die Bar.
Weit weg von meiner Wohnung ist sie nicht und so nehmen Liam und ich den viertelstündigen Fußmarsch in Kauf.
"Und, Louis? Wie geht es dir?", möchte Liam nach ein paar Metern wissen und sieht mich an. Ich hingegen schaue weiter auf den Boden, weiß genau auf was das hier hinauslaufen wird.
"Ich habe keinen Kontakt zu ihm, falls du das wissen willst."
Mein bester Freund nickt und seufzt leise. "Ich weiß".
Verwundert hebe ich nun doch meinen Kopf und sehe den Braunhaarigen fragend an.
"Woher?".
"Gemma, Niall... wir haben Kontakt".
Resigniert nicke ich. Sie haben sich sehr gut verstanden, verständlich, dass sie in Kontakt bleiben. Zudem ist Liam ein wirklich kontaktfreudiger Mensch, anders als ich.
"Wer wird denn gleich alles da sein?", versuche ich das Thema zu wechseln, doch Liam verdreht nur seine Augen. "Lenk nicht ab, Louis. Warum schreibst du ihm nicht zurück? Er wartet auf eine Nachricht von dir."
"Liam, bitte".
Ich möchte nicht über Harry reden. Nicht an ihn zu denken ist schon schwer genug und klappt nur so semi.
"Ich verstehe dich nicht." Liam bleibt stehen und veranlasse damit auch mich zum stehenbleiben.
Er verschränkt die Arme vor der Brust, die Stirn kraus, gezeichnet von Sorge und Verständnislosigkeit.
"Wirklich, Louis. Da ist dieser unglaublich heiße Typ, der dir den Boden unter den Füßen wegzieht, es schafft aus dir den alten Louis zu machen und der dich vergöttert, verrückt nach dir ist und du trittst ihn mit Füßen? Im Ernst, Lou, was soll das?".
"Ich kann einfach nicht und jetzt will ich nicht weiter darüber sprechen".

Und damit ist das Thema beendet.
Liam akzeptiert das missmutig und gemeinsam machen wir uns wieder auf den Weg in die Bar.
Nach weiteren Minuten des Schweigens kommen wir endlich an und als Liam die Eingangstür öffnet, kommt mir ein Schwall lauter Musik und stickige Luft entgegen.
Der Laden ist brechend voll, trotzdem erkenne ich sofort unsere Freunde an einem großen Tisch in der Ecke. Es sind alle da. Selbst Zayn sitzt am Tisch, was darauf schließen lässt, dass Kendall Schicht hat.
Sie ist als Kellnerin Gold wert und hat die Fähigkeit den Laden komplett alleine zu schmeißen, selbst wenn er aus allen Nähten platzt.
Joker ist der Erste, der mich erblickt und fröhlich winkt, während Liam und ich uns einen Weg durch die Menschenmasse bahnen.
"Liam, Louis, endlich", lacht unser Freund und zieht mich direkt in seine Arme.
"Du lebst ja noch, Louis", lacht er, klopft mir auf den Rücken und setzt sich wieder. "Liam hat dich also wirklich herbekommen.", stellt Zayn grinsend fest, zieht Liam neben sich und schenkt seinem Freund ein zufriedenes Lächeln.
"Manchmal muss man die Menschen zu ihrem Glück zwingen".
Liam ist noch immer sauer auf mich, aber das ist okay. Es ist kein Streit, in wenigen Stunden wird er wieder normal mit mir reden und die Sache ist vorerst vom Tisch.
"Ah, sieh mal einer an. Unser hübscher Modelagent ist wieder hier".
Kendall knufft mir in die Wange, nachdem sie ein Tablett voller Bier auf den Tisch abstellt und mich dann glücklich angrinst. "Ich wusste gar nicht mehr wie du aussiehst", scherzt sie, stellt mir ein Bier vor die Nase und sieht dann einmal prüfend durch den Laden, ehe sie sich bei ihrem Freund auf den Schoß setzt und Joker einen kurzen Kuss gibt.
"Ich habe es verstanden", grummele ich, nehme einen Schluck von meinem Bier und lächele meine Freunde dann an. "Ich gelobe Besserung und wo wir jetzt schon alle hier sind, können wir den Abend auch genießen.". Kendall sieht mich an, grinst und springt wieder auf die Beine.
"Aye, Aye, Sir. Was darf es denn sein?".
Sie versteht mich.
"Eine Runde Tequila, auf mich".

Amor manet.Where stories live. Discover now